Von Matthias Bäumler
Frau Bayer, die meisten Politiker inszenieren sich gerne ernst, viel beschäftigt, allenfalls sportlich, als Genießer und gerne als Familienmensch. Sie fallen hier zuweilen etwas aus der Reihe.
Margit Bayer: Ich gebe mich eben so, wie ich bin. Man darf doch zeigen, dass man ein ganz normaler Mensch ist. Es gibt zum Glück so viel Positives im Leben, wofür man dankbar sein kann – und eben auch Lustiges. Ich zeige gerne, wenn ich Freude habe. Und das ist kein Politikstil, das bin einfach ich.
Der finnischen Ministerpräsidentin Sanna Marin wäre es fast zum Verhängnis geworden, als sie auf Instagram Bilder von einer Party postete, auf denen sie wild tanzend und feiernd zu sehen war.
Margit Bayer: Sie spielen „in meinem Fall“ auf die Fotos einer Feier mit der Verwaltung an. Das zeigt nur, dass ich, dass wir, auch mal lustig sein können. Ich bin ein humorvoller Mensch und lache gerne. Warum soll man sich nicht selbst mal auf den Arm nehmen? Ja, Party können wir in Waldershof auch... Aber dadurch leiden die Arbeit in der Verwaltung und auch meine politische Tätigkeit nicht, das ist selbstverständlich. Wir bringen unsere Leistung für die Bürger, das ist das Wichtigste.
Nutzen Sie die sozialen Medien für die politische Arbeit?
Margit Bayer: Zunächst: Ich habe nur einen privaten Facebook-Account und keinen weiteren als Bürgermeisterin. Mein Facebook-Profil ist daher authentisch, zeigt mich so, wie ich bin. Natürlich zeige ich hier auch gerne, wie schön es bei uns ist und mache gewissermaßen Werbung für Waldershof. Ich war übrigens schon immer gerne in den sozialen Medien unterwegs und bin nicht erst seit meiner politischen Laufbahn dazu gekommen.
Essens-Fotos tauchen bei Ihnen kaum auf...
Margit Bayer: Ja, so etwas à la „#Söderisst“ ist nicht mein Stil. (Anmerkung: Ministerpräsident Markus Söder postet unter dem Hashtag „Söderisst“ auf Instagram so ziemlich jedes Mahl, das er zu sich nimmt). Auf Whatsapp kommt es allerdings schon mal vor, das ist ja ein wesentlich privaterer Kreis. Kürzlich habe ich da auch mal die hervorragenden Rouladen meiner Schwiegermutter gepostet. Die waren aber auch sensationell...
Haben Sie vor Ihrer politischen Karriere den Umgang mit sozialen Medien gelernt?
Margit Bayer: Nein, ich hatte keine Schulung. Als noch relativ junger Mensch mit 42 Jahren habe ich eine gewisse Affinität zu sozialen Medien und glaube, damit umgehen zu können. Vor dem Wahlkampf besuchte ich lediglich ein Rhetorik-Seminar mit dem Medien- und Redetrainer Markus Sturm in der Hanns-Seidel-Stiftung. Auch einen Vortrag des Nachrichtenmoderators und CSU-Landtagsabgeordneten Alex Dorow hörte ich mir an. Dabei ging es um die persönliche Wirkung nach außen.
Zumindest Ihre persönliche Meinung haben Sie auf Facebook in der Affäre um die Kandidatur von Toni Dutz für den Bezirkstag geäußert. (Anmerkung: Dutz ging davon aus, wieder als CSU-Bezirkstagskandidat für den Landkreis Tirschenreuth antreten zu können und erfuhr erst kurz vor der Delegiertenversammlung, dass er mit Landrat Roland Grillmeier einen Gegenkandidaten hatte).
Margit Bayer: Ich war an der ganzen Angelegenheit nicht beteiligt. Allerdings bin ich ein Mensch, der sich zu Wort meldet, wenn er Ungerechtigkeit empfindet.
Was war ungerecht?
Margit Bayer: Zunächst hat nur Herr Dutz in den Medien seine Meinung öffentlich gemacht. Aber zur Wahrheit gehört eben mehr. Daher habe ich auch die andere Seite dargestellt. Ich weiß nicht, ob ich dies wieder so machen würde. Einen Shitstorm bekam ich für meine klare Aussage nicht, im Gegenteil. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob so eine Meinungsäußerung der Partei schadet, aber mir geht es um die notwendige Erneuerung. Letztlich will ich das Beste für die Region herausholen.
Apropos CSU. Mal ehrlich, gibt die Partei Anweisungen, wie man sich als Bürgermeister geben muss und wie man sich äußern soll?
Margit Bayer: Nein, überhaupt nicht. Ich glaube, das wäre auch nicht gerade gut.
Welche Reaktionen bekommen Sie auf Ihre immer mal wieder auch lustigen Posts?
Margit Bayer: Durchweg positive. In manchen Fällen erhalte ich auch Freundschaftsanfragen. Die Leute wollen mich kennenlernen, und zwar nicht in erster Linie mich als Politikerin. Ich glaube, sie wollen sich mit dem Menschen Margit Bayer identifizieren können. Ich habe schon den Eindruck, dass sich die meisten auch mal freuen, wenn bei mir nicht immer alles bierernst ist.
Das heißt, Sie erreichen über Facebook und Instagram Menschen, wie es Ihnen als Amtsträgerin nicht möglich wäre.
Margit Bayer: Ich glaube, so eine ungekünstelte Facebook-Seite baut Schwellenängste ab und ist ein guter Einstieg für einen Kontakt. Ich halte es durchaus für möglich, dass jemand dadurch ermuntert wird, sich zu trauen, mich anzurufen. So kommen tatsächlich Kontakte zustanden, in denen mir Bürger ihre Anliegen vorbringen.
Steht man als Frau noch mehr in der öffentlichen Wahrnehmung?
Margit Bayer: Ja, das sehe ich leider schon so. Auf der anderen Seite erhalte ich gerade von Frauen viele positive Rückmeldungen. Ich nutze die sozialen Medien auch dazu, zu zeigen, dass es durchaus möglich ist, als junge Frau und Mutter kleiner Kinder auch ein Amt wie das einer Bürgermeisterin zu bewältigen. Gerne lebe ich vor, wie sehr dies Spaß machen kann.
Wäre es für Sie auch denkbar gewesen, daheim bei den Kindern zu bleiben.
Margit Bayer: Eher nicht. Ich erlebe ja, dass man alles unter einen Hut bringen kann. Ich liebe den Beruf und die Interaktion mit den Leuten. Irgendwie brauche ich immer Action. Alles andere wäre langweilig, und das ist schlecht.
Das klingt alles sehr gut. Das vergangene Jahr war für Sie allerdings auch sehr traurig, da ihr Bruder starb. Die Trauer haben Sie via Facebook kommuniziert.
Margit Bayer: Ja, das letzte Jahr war sehr hart. Als mein Bruder starb, habe ich einen schwarzen Bildschirm auf Facebook hinterlassen. Es war auch das Signal, dass ich jetzt einige Zeit auf keinem Kanal jemandem antworten wollte. Ich habe eine riesige Anteilnahme erhalten. Das hat mich sehr bewegt. Natürlich muss ich auch wieder nach vorne sehen und will optimistisch ins neue Jahr gehen. Daher ist es mir wichtig, auch Lebensfreude zu zeigen.
Zur Person: Margit Bayer
- Geboren:1. September 1980 in Hirschau; aufgewachsen in Hämmerleinshof bei Freihung im Landkreis Amberg-Sulzbach
- Studium: Tiermedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München
- Beruf: Tierärztin in einer Groß- und Nutztierpraxis in Weiden, 2008 Wechsel ans Veterinäramt des Landratsamtes Neustadt/WN, seit 2020 Bürgermeisterin von Waldershof
- Privat: verheiratet, zwei Kinder
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