Als Bademeister Carsten Adam am Mittwoch kurz nach 7 Uhr seine Runde im Freibad dreht, wundert er sich. Zwei Plastik-Eimerchen mit bunten Süßigkeiten stehen neben dem Weg zum Kiosk. Auch vertropftes Eis klebt auf dem Asphalt. Noch macht er sich keine großen Gedanken. "Doch dann habe ich gesehen, dass die Glastür zum Kiosk eingeschlagen worden ist", sagt Adam.
Die Täter haben im erst 2013 komplett neu gebauten Kiosk-Gebäude regelrecht gewütet. Besonders schlimm: Im großen Gastraum und der angrenzenden Küche steht das Wasser zentimeterhoch. "Wahrscheinlich wollten die Einbrecher die Spülmaschine stehlen und haben dabei den Wasserschlauch herausgerissen", sagt Kathrin Weber, die unentgeltlich im Bad hilft, wo gerade Bedarf ist.
Kühltruhe mit Eis gestohlen
Die Spülmaschine haben die Täter dann doch nicht auf die Schnelle komplett abklemmen können. Dafür haben sie ansonsten fast alles mitgenommen, was sie fanden. Unter anderem stahlen sie sieben große Gastronomie-Sonnenschirme mit drei Metern Durchmesser, zehn kleine Schirme und 30 Plastikstühle. "Sogar die Eistruhe ist weg", sagt Hadice Özdemir.
Mit ihrem Mann Mustafa betreibt sie seit Ostern den Schwimmbad-Kiosk. Erst am Abend zuvor haben die Özdemirs 85 Senioren aus Waldershof bewirtet, die bis in die Abendstunden hinein auf der Kiosk-Terrasse gemütliche Stunden verbrachten. Am Mittwochvormittag wollten sie ein großes Frühstücksbuffet aufbauen, das eine Gruppe bestellt hatte. Daraus wurde nichts. Statt zufriedener Gäste waren den ganzen Vormittag über Polizisten im und am Kiosk und suchten nach Spuren .
Mit der Eistruhe ist übrigens auch Eiscreme im Wert von gut 2 000 Euro verschwunden. Offenbar ist ein Teil davon geschmolzen - darauf lassen zumindest die Eisreste auf dem Asphalt schließen. Weiter stahlen die Diebe eine Industrie-Kaffeemaschine im Wert von 10 000 Euro, eine Fritteuse und einen Motorroller. "Um all das abzutransportieren, müssen sie einen Laster benutzt haben", sagt Kathrin Weber. Zusammen mit mehreren anderen Badegästen tröstet sie die Kioskbetreiber. Hadice Özdemir laufen die Tränen übers Gesicht. Sie ist verzweifelt. Und auch ihr Mann Mustafa schluchzt. Wie es jetzt weitergeht, vermögen sie nicht zu sagen. Es seien wahrscheinlich die besten Tage des Jahres. Das Bad ist jeden Tag brechend voll und ausgerechnet jetzt sind wir ausgeraubt worden."
Die Höhe des Schadens dürfte immens sein, allein das Diebesgut ist mindestens 20 000 Euro wert. Welche Folgen der Wasserschaden hat, ließ sich am Morgen nicht abschätzen. "Das Wasser ist mindestens sechs Stunden gelaufen. Wahrscheinlich ist es in die Kellerräume gelaufen", sagt Adam. Er wollte es sofort abstellen, kam aber nicht in den Keller. Die Täter haben sich offenbar mit einem Brecheisen an der massiven Eisentür zu schaffen gemacht, vermochten sie aber nicht aufzuhebeln. Stattdessen beschädigten sie das Schloss. "Deshalb müssen wir die Tür aufflexen, wenn die Spurensicherer fertig sind." Da es nicht anders möglich war, hat der Wasserwart das Wasser gesperrt.
Täter mit Schutzanzug
Erst 2013 ist der Kiosk eingeweiht worden. Die Stadt hatte nach dem Sturm Kyrill, der unter anderem im Schwimmbad Dutzende mächtige Bäume entwurzelte und einen riesigen Schaden verursachte, die Infrastruktur im Bad komplett erneuert. Noch am Morgen ist auch Bürgermeisterin Friderike Sonnemann zum Tatort geeilt: "Wir werden alles vonseiten der Stadt tun, dass der Verkauf am Kiosk diese Woche wieder laufen kann. Des Weiteren haben wir heute eine Videoüberwachung beauftragt."
Regelrecht erschüttert ist auch Schwimmbad-Referent Stefan Müller. "Das ist eine Katastrophe. Unsere Kiosk-Wirte haben einen Zoigl-Abend geplant, doch ohne Schirme und Stühle ist das sicher kaum möglich. Der Verdienstausfall der Özdemirs ist gewaltig."
Im Kiosk selbst ist eine Videoanlage installiert. Die Bilder zeigen einen Mann in einem komplett dichten weißen Asbest-Schutzanzug. Die Aufnahme stammt von 23.55 Uhr. Wie Kathrin Weber sagt, ist sie mit den Özdemirs gegen 23 Uhr noch einmal auf das Schwimmbadgelände, um die Gelben Säcke, die am Mittwochmorgen abgeholt wurden, auf die Straße zu stellen. "Da ist uns ein schwarzes Auto auf dem Parkplatz aufgefallen. Ich dachte mir, dass es sich wahrscheinlich um ein Liebespaar handelt, das sich nachts ins Schwimmbad schleichen wollte."
Statt zweier Liebender kamen wohl mehrere Diebe auf das Gelände. Einer allein hätte zum Beispiel die Eistruhe nicht tragen können. Das Vorgehen der Täter lässt auf Profis schließen. Ein neben dem Weg zum Kiosk angebrachtes Licht haben sie mit einem Tuch abgedunkelt.
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