Nach den begrüßenden Worten von Landrat Karl Döhler im Kösseinehaus, welcher sich als Biologe natürlich für die kleinen Schützlinge interessiert, stellte der ehemalige Gebietsbetreuer und jetzige Koordinator des Bund-Naturschutz-Projektes „Spurensuche Gartenschläfer“ Bereich Nordostbayern, Eckardt Kasch, das Vorhaben, dessen Ziele und erste Prognosen vor.
Der Gartenschläfer gehört wie der Siebenschläfer und die Haselmaus zu den Schlafmäusen. Die Population dieser Tiere reichte ursprünglich von der Atlantikküste Spaniens und Frankreichs bis zum Ural. In den vergangenen 30 Jahren ist der Bestand um mehr als 50 Prozent gesunken. Im Hohen Fichtelgebirge sei ein gesunder Bestand an Gartenschläfern im natürlichen Lebensraum zu finden. Das Fichtelgebirge ist eine Region in Deutschland, in der vertiefte Untersuchungen unter anderem durch Nahrungsanalysen (Was fressen die Gartenschläfer?) stattfinden. Weitere Forschungsgebiete befinden sich im Frankenwald, im Bayerischen Wald, im Thüringischen Schiefergebirge, im Harz, im Main-Taunus-Kreis, an der Mosel und um Köln und Bonn.
Gudrun Frohmader-Heubeck vom Landschaftspflegeverband Wunsiedel berichtete von den Anfängen der Meldungen über den kleinen Nager und von Fundort-Kartierungen des Landesamts für Umweltschutz aus dem Jahr 1988. Erste Bilder des attraktiven Bilches bekam 2005 der Naturpark Fichtelgebirge von dem langjährigen Naturbeobachter Heinz Spath aus Marktleuthen; er war auch der Pionier für hölzerne Gartenschläferkästen auf der Platte, die als Sommerquartiere und zur Aufzucht dienten. Gelder aus einer Naturschutzstiftung ermöglichten dem Naturpark Fichtelgebirge 2011 die Montage von zwölf stabilen Holzbeton-Spezialkästen für die Gartenschläfer am Rande der Blockmeere auf der Platte und dem Schneeberg mitten in Heidelbeerfeldern. Stimmt der Lebensraum mit Beeren, Totholz und Felsspalten für den langen Winterschlaf, werden die Kästen in kurzer Zeit laut Heinz Spath zu 90 Prozent angenommen.
Das viele Wissen und die Erfahrung im Fichtelgebirge mit dem Gartenschläfer führten zu einem erfolgreich verlaufenden Biodiversitätsprojekt der Regierung von Oberfranken in den Jahren 2013 bis 2014. Gudrun Frohmader-Heubeck und Ronald Ledermüller erfassten die aktuellen Lebensräume des Gartenschläfers im Fichtelgebirge und Frankenwald und installierten weitere 30 Nistkästen. Zudem erprobten sie Monitormaßnahmen wie Gartenschläfernachweise durch Haare an Klebebändern in Plastikröhren, charakteristische Tinten-Trittspuren auf Löschpapier in Tunneln in geeigneten Habitaten. Auch Wildkameras kamen zum Einsatz. Innerhalb des Biodiversitätsprojektes konnten Gartenschläfer am Schneeberg, auf der Platte, am Waldstein, an der Schmierofenhütte, am Silberhaus und rund um die Kösseine nachgewiesen werden.
Anschließend referierte Lisa Reiprich über ihre Bachelorarbeit „Die Häufigkeit des Gartenschläfers zur Entfernung von Blockhalden“ mit aktuellen Nachweis-Daten entlang einer Wegtrasse zwischen dem Schneeberg und dem Nusshardt.
Mit festen Wanderschuhen und wetterfester Kleidung ging es anschließend zu einem Kobel in der felsigen Umgebung, welcher durch die Biologin Lisa Reiprich und Naturpark-Gebietsbetreuerin Stefanie Jessolat geöffnet wurde.
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