Brigitte Traeger über den Mut, sich selbst eine Bühne zu schaffen

Waldkirch bei Georgenberg
02.03.2023 - 07:58 Uhr
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Brigitte Traeger war schon im Fernsehen, bevor sie volljährig war. Die Schlagersängerin spricht im Podcast Kulturkiosk über ihre Zeit im Rampenlicht und darüber, was danach kam. Denn heute sieht ihr Leben ganz anders aus.

Ein Büchlein vom Arbeitsamt, in dem verschiedene Berufe aufgelistet waren, pflanzte einer jungen Brigitte Traeger die Idee in den Kopf. Sie solle Sängerin werden. Anfangs zweifelte sie noch daran. "Die hätten mich sowieso alle ausgelacht." Doch die Idee wuchs und wuchs, verschaffte ihr einen Künstlervertrag, brachte Traeger ins Fernsehen, verhalf ihr zu einem eigenen Plattenlabel und ermöglicht der Musikerin aus Waldkirch bei Georgenberg (Landkreis Neustadt/WN) heute, Menschen auf ihre eigene Art und Weise zu helfen.

Vor dem Schritt ins Rampenlicht entschied sich Traeger dafür, Bauzeichnerin zu werden. "Ich wollte damals nichts Typisches tun, was Mädchen machen. Ich war schon immer interessiert an Dingen, die auch Jungs wollen, wie zum Beispiel Autos und technische Sachen, auch Computer." Traeger war mal mehr, mal weniger glücklich in ihrem Beruf. Die Musik war ihr Hobby. Und eigentlich hatte sie schon Geld gespart, um sich zum Techniker weiterzubilden.

Musikantenkönigin ohne Studium

Aber dann kam alles anders: "Da gab es den Grand Prix der Volksmusik mit dem Naabtal-Duo. Und das war das Entscheidende, dass jemand erfolgreich sein konnte, seinen Traum, den ich ja hatte, Sänger zu werden, ohne eine Ausbildung, ein Studium, erfolgreich zu leben." So wagte sie einen kleinen Anfang, so klein wie Traegers allererstes Autogramm. "Ich habe auf ein ganz großes Album ganz klein Brigitte Traeger geschrieben." Das war bei Dieter Thomas Hecks Radiosendung "Jetzt sing' i". Dafür hatte sich die Sängern mit einer selbst aufgenommenen Kassette beworben, darauf: "Seemann, deine Heimat ist das Meer" und ein Lied der Kastelruther Spatzen.

"Innerlich, und das klingt vielleicht ein bisschen eigenartig, habe ich gespürt, jetzt werde ich entdeckt." Tatsächlich meldete sich noch am Tag der Ausstrahlung ein Komponist bei der damals 17-Jährigen, der für sie Lieder schreiben wollte. Darauf folgten ein Künstlervertrag bei einem Produzenten und die erste eigene Single, "Sag dem Herrgott Dank dafür". Und dann ging es los mit den Fernsehauftritten. "Musikantenstadl", "Grand Prix der Volksmusik", "Achims Hitparade": In 19 Sendungen trat Traeger auf, wurde von Achim Mentzel zur Musikantenkönigin und vom MDR sogar zur -Kaiserin gekrönt. In der "Schlagerparade der Volksmusik" belegte sie mit "Santa Christina" den ersten Platz.

Selbstständigkeit kam für die Sängerin aber erst einmal nicht in Frage. Erst, als sie ihre Stelle als Bauzeichnerin verlor, einen Tag vor Heiligabend, wagte sie den Sprung. "Ich bin diesen Menschen heute dankbar, weil ich selber wäre aus meiner Sicherheit nie gegangen." Obwohl es nicht immer einfach war, im Fernsehen aufzutreten, war es "eine interessante Zeit", erinnert sich die Musikerin. "Es war immer sehr familiär." Wenn jemand Geburtstag hatte, "haben wir auch manchmal gefeiert bis morgens um drei." Einmal, erzählt sie, haben die Musiker nach der Aufnahme der "Wernesgrüner Musikantenschenke" ihre Instrumente noch einmal ausgepackt. "Es war aber nicht immer nur Partystimmung, man ging auch ganz zivilisiert ins Bett."

Ein bisschen ruhiger

Auch wenn das eine schöne Zeit war, hat sich Traeger inzwischen etwas anders orientiert. "Ich bin inzwischen ein bisschen ruhiger." Mit einer sehr prägenden Reise in den Wallfahrtsort Medjugorje in Bosnien-Herzegowina hat sie sich ihrem katholischen Glauben wieder mehr zugewandt. Daraus sind mehrere Alben mit geistlicher Musik entstanden, die sie inzwischen unter ihrem eigenen Label Traeger Records produziert. Die Noch-49-Jährige freut sich, mit diesen Liedern Menschen helfen zu können. "Ich weiß, dass meine Musik auf Palliativstationen und in Seniorenheimen eingesetzt wird."

Das Soziale liegt Traeger schon immer am Herzen. "Man hat mich damals ein bisschen gemobbt, oder belächelt, weil ich immer schon sozial eingestellt war." Unter anderem betreibt sie heute zusammen mit ihrem Mann den YouTube-Kanal Angelus Pacis, auf dem sie gemeinsam mit den Zuschauern betet. Und ihr Engagement ist am Bildschirm nicht zu Ende. "Während der Coronazeit haben manche auch bei uns angerufen, wo wir dann Zuhörer waren. Man kann nicht immer helfen, aber einfach zuhören."

Hintergrund:

Zur Person

  • Geboren: 25.04.1973
  • Lebt in: Speichersdorf
  • Entdeckt: 1990 mit 17 von Dieter Thomas Heck in der Radiosendung "Jetzt sing i"
  • Erster Fernsehauftritt: 1992 bei der "Schlagerparade der Volksmusik"
  • Selbstständig: Das Plattenlabel Traeger Records gibt es seit 2008, den eigenen Verlag Angelus Pacis seit 2010
  • Heute: Vor allem geistliche Musik, außerdem regelmäßige Gebets-Sendungen auf dem YouTube-Kanal Angelus Pacis
 
 

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