Franz Gmeiner ist 68 Jahre alt und lebt seit 2011 im Seniorenheim St. Martin. Dort, sagt er, habe man ihn wieder hervorragend "aufgepäppelt". Gmeiner leidet an Multipler Sklerose, einer unheilbaren tückischen Nervenkrankheit. Inzwischen könne er sogar wieder allein essen, wie er berichtet. Seit etwa vier Wochen ist Franz Gmeiner aber nicht mehr zufrieden mit der Situation vor Ort - und das liegt nicht an der Betreuung und der Pflege im Heim, sondern an einer Großbaustelle.
Seit mehreren Jahren wird das Gebäude, das der Katholischen Kirchenstiftung Waldsassen gehört und dessen Trägerschaft am 1. Januar 2018 die Caritas Regensburg übernahm, einer Generalsanierung unterzogen. Derzeit wird am letzten Bauabschnitt gearbeitet, betroffen ist auch ein Wohnbereich der Senioren. Saniert werden zudem Gemeinschafts- und Aufenthaltsräume sowie die Teeküchen und Pflegebäder.
Störendes Fallrohr
Für Franz Gmeiner gestaltet sich diese im Grunde positive Maßnahme nach eigener Aussage ziemlich negativ. Er werde krank vom Baulärm, beklagt der 68-Jährige. Er befürchte Herzprobleme und wolle deshalb nun auch einen Arzt kontaktieren. Gmeiner möchte, dass der Lärm endlich aufhört. Sein Zorn richtet sich vor allem gegen ein Fallrohr, das direkt neben dem Fenster seines Zimmers aufgebaut worden sei. Täglich mehrmals schrecke der bettlägerige Mann hoch, wenn wieder Bauschutt mit Wucht in dieses Rohr geworfen werde und mit einem lautem Knall im Container darunter ankomme.
"Das soll noch den ganzen September über bis Oktober so weitergehen", schimpft Gmeiner. Als ehemaliger Bauarbeiter sei er mit solchen Dingen vertraut, erklärt er und schlägt als Alternative zum Fallrohr ein Förderband oder einen Aufzug vor. So könnte Bauschutt deutlich leiser transportiert werden, was natürlich auch teurer sei. Seiner Meinung nach werde hier zum Nachteil der Bewohner gespart. "Das ist schlecht für meine Nerven und gefährdet meine Gesundheit!", kritisiert Gmeiner das Vorgehen auf der Baustelle. Mit seinem Problem habe sich Gmeiner nach seiner Aussage bislang nicht nur an die Heimleitung und die Caritas Regensburg gewandt, sondern auch an den Heimbeirat sowie mehrere Behörden. Ohne Erfolg, wie er beklagt. Er werde sich daher rechtliche Schritte vorbehalten.
Heimleiter Bernhard Riedl zeigt auf Nachfrage der Oberpfalz-Medien Verständnis für Franz Gmeiner. "Klar, das müssen auch wir ertragen. Und für einen kranken Senior ist es noch schlimmer. Das verstehen wir", so Riedl zur Lärmbelastung. Nach der Beschwerde habe er mit ihm gesprochen, später auch noch einmal im Beisein der Architektin.
Zum Wohl der Bewohner
Riedl gibt zu bedenken, dass eine Baumaßnahme leider immer mit Lärm verbunden sei. Aber das Ende der Sanierung sei absehbar und die Maßnahmen seien "Gott sei Dank auch bald wieder vorbei". Mit den Arbeiten an dem Trakt sei man schon im zweiten Stockwerk angekommen, bald werde es wieder leiser. "Auch wir Mitarbeiter sind froh darüber", so Riedl. Der Heimleiter wirbt weiter um Verständnis: "Die Sanierung ist ja zum Wohl der Heimbewohner." Unter anderem werde das Haus im Zuge der Sanierung noch besser zugänglich für Behinderte und Rollstuhlfahrer gemacht. Die Maßnahmen seien notwendig, der Wohnbereich stamme aus dem Jahr 1967.
Der Heimleiter habe dem Senior erklärt, dass einige Dinge nicht anders lösbar seien. Am Freitagnachmittag, samstags und sonntags bleibe es ruhig. Und es werde an Arbeitstagen auch nicht neun Stunden am Stück Bauschutt runtergeworfen, so Riedl. Mechthild Hattemer, die Referatsleiterin der Abteilung Stationäre Altenhilfe bei der Caritas Regensburg, versichert auf Nachfrage, dass die Ruhezeiten im Haus eingehalten würden. Im Vorfeld seien die Heimbewohner auch über die Maßnahmen informiert worden.
Bernhard Riedl und Mechthild Hattemer machen deutlich, dass man Franz Gmeiner ein anderes Zimmer weiter entfernt von der Baustelle angeboten habe. Er aber habe dies ausgeschlagen und erklärt, in seinem Zimmer bleiben zu wollen.
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