Staaten auf dem Weg zum Nationalismus, ein Trend des Rückzugs in der Zivilgesellschaft und damit die Bedrohung des Gemeinwesens: "Die Antwort muss heißen: Alles fördern, was darauf abzielt und dafür geeignet ist, Gemeinschaftsbildung zu erhalten und zu unterstützen“, sagte Bürgermeister Bernd Sommer am Mittwoch in der Aula des Klosters. Als echte Vorbilder würdigte Sommer drei Persönlichkeiten, die bei einem Ehrenabend der Stadt Waldsassen ausgezeichnet wurden.
Die erste Auszeichnung erhielt Dr. Annemarie Schraml für ihre Arbeit für die Aktion Feuerkinder: In der Laudatio zeichnete Sommer den beruflichen Werdegang der Orthopädin aus, die zuletzt Chefärztin an der Knopf’schen Kinderklinik in Nürnberg war und für ihre über 20-jährige Arbeit für das Hilfsprojekt wiederholt ausgezeichnet wurde, darunter mit dem Bundesverdienstkreuz. „Die Silberne Ehrennadel der Stadt Waldsassen soll äußeres Zeichen unseres Respekts vor dieser Leistung und Geisteshaltung sein."
Günther Juba, Jahrgang 1943, habe 1944 aus dem Banat im jetzigen Serbien mit seiner Familie fliehen müssen und sei zwei Jahre später nach Waldsassen gekommen, wo sein Vater nach der Kriegsgefangenschaft eine Arbeitsstelle gefunden hatte. Seine Berufslaufbahn beendete Juba als Schulleiter. Das Jahr 1968, als der „Prager Frühling“ gewaltsam niedergeschlagen wurde, habe sein politisches Denken bis heute geprägt. Den Fall des „Eisernen Vorhangs“ habe er als gemeinsame große Chance für Cheb und Waldsassen betrachtet.
Für seinen Einsatz im Bereich der deutsch-tschechischen Beziehungen in der Region erhielt Günther Juba die Ehrennadel in Silber. Der Bürgermeister zeichnete die vielfältigen Verdienste nach, die die Nachbarn nach dem Fall des "Eisernen Vorhangs" näher zusammenrücken ließen. Dazu gehören der Laudation zufolge die Schulpartnerschaft mit der Sonderschule in Frantiskovy Lázné, die Gründung des Deutsch-Tschechischen Stammtisch „Ahoj sousedé! – Hallo Nachbar!“ und regelmäßige Beiträge über Cheb in Oberpfalz-Medien. Juba habe Benefizkonzerte für den Wiederaufbau der Türme der Nikolauskirche vermittelt und ehemalige deutsche Bürger motiviert, ihre Erinnerungen zu der Ausstellung „950 Gesichter und Schicksale aus Eger“ aufzuschreiben.
„Mit der heutigen Ehrung für PhDr. Marcela Brabačová überschreiten wir längst fällige Grenzen", erklärte Sommer, dass erstmalig eine verdiente Persönlichkeit außerhalb Deutschlands geehrt wurde: Die Leiterin der Abteilung Kultur und Tourismus der Stadt Cheb stehe in zentraler Funktion für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit beider Nachbarstädte. Auch wenn Bürgermeister wechseln, bringe Marcela Brabačová seit vielen Jahren zuverlässig, motiviert und engagiert Stabilität in die Zusammenarbeit. Sommer verwies auf die Dissertation „Cheb versus Eger?“. Diese beschäftige sich mit der Identität der Bewohner Chebs und speziell mit deren besonderem Konflikt in Bezug auf die deutsch-tschechischen Beziehungen.
Zweiter Bürgermeister Karlheinz Hoyer legte danach die Amtskette an – und trug wenig später die Laudatio auf Ersten Bürgermeister Bernd Sommer vor. Ihm wurde die Ehrennadel in Gold verliehen. Hoyer erinnerte an die Wahl Sommers in den Stadtrat vor 20 Jahren und sein besonderes Engagement für die Jugendlichen der Stadt, spannte den Bogen vom blauen Container am Festplatz über das Ferienprogramm bis hin zum Skater-Park, zu den Spielplätzen, dem Jugendtreff im Bahnhof und den Bike-Parcours.
Es sei kein leichtes Amt gewesen, das er seinerzeit von seinem Vorgänger Herbert Hahn übernommen habe, seien doch größere Projekte wie der Abriss von Fabrikgebäuden, der Rathausumbau oder der Erwerb von Baugrundstücken und deren Erschließung angestanden. „Als langjähriger Wegbegleiter kann ich voller Überzeugung sagen, dass du deine Aufgaben als Bürgermeister nicht nur pflichtgemäß, sondern zuversichtlich und sorgfältig ausgeführt hast, ohne das Wohl unserer Bürgerinnen und Bürger aus den Augen zu verlieren“, betonte der Bürgermeister-Stellvertreter.
Nachdem Sommer die Auszeichnung überreicht bekam, stellte der Bürgermeister fest: „Jeder hat ein Gramm Anteil an dieser Ehrennadel.“ Für die musikalische Umrahmung des Ehrenabends der Stadt Waldsassen sorgten Stefanie Heinrich (Violine), Hermann Heinrich (Violoncello) und Andreas Sagstetter (Klavier).
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