Bundesverdienstkreuz: Hans Grillmeier aus Waldsassen freut sich über "Riesen-Anerkennung"

Waldsassen
08.02.2022 - 10:27 Uhr
OnetzPlus

Das Bundesverdienstkreuz am Bande bekam Hans Grillmeier aus Waldsassen verliehen – in Anerkennung seiner Verdienste. Welche das sind und dass es nicht leicht war, sie zu erlangen, wird im Gespräch mit Oberpfalz-Medien deutlich.

Hans Grillmeier mit dem Bundesverdienstkreuz und der dazugehörigen Urkunde, unterzeichnet von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

„Eine solche Vita findet man wirklich selten“, war Landrat Roland Grillmeier laut Mitteilung schwer beeindruckt, als er die Leistungen würdigte: Johann (Hans) Grillmeier aus Waldsassen ist im Landratsamt Tirschenreuth die „Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ verliehen worden, wie es auf der von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier unterzeichneten Urkunde heißt. Bei der Ehrung mit dabei war auch Bürgermeister Bernd Sommer.

"Ich habe das erst verdauen müssen", verrät Hans Grillmeier im Gespräch mit Oberpfalz-Medien. "Ich hatte doch keine Ahnung, dass es dabei ums Bundesverdienstkreuz geht." Denn schon vor einiger Zeit – der inzwischen pensionierte Karl-Hans Hofmann war noch Geschäftsleiter im Rathaus – seien die Daten seiner Vita abgefragt worden.

Vor Weihnachten traf dann ein Brief aus der Staatskanzlei ein. Ministerpräsident Markus Söder kündigte darin die Auszeichnung an. „Wer rechnet schon damit?“, ist Grillmeier überrascht und sagt von sich selbst, er sei ein Mensch, der gerne hilft. „Er kann halt nicht ,Nein‘ sagen“, berichtet Ehefrau Elfriede von dieser und jenen Hilfestellung für Leute, die sich vertrauensvoll an ihn wenden.

Grillmeier zählt die vielen Tätigkeiten in der Vergangenheit auf – neben der Verantwortung bei seinem Arbeitgeber. „Ich hatte ja einen Beruf auch noch.“ Als Bilanzbuchhalter bei der Firma Kassecker ist Grillmeier seit jeher Akribie und Zuverlässigkeit gewohnt. Dies war auch nach Feierabend geschätzt. „Ich wurde von Schulkameraden angesprochen“, erinnert sich Grillmeier, Jahrgang 1947, an viele Schülertreffen in der Vergangenheit. „Ich setze mir dann halt den Hut auf“, so Grillmeier über die Organisation.

Ausgleich für "Freizeitverlust"

„Man empfindet schon irgendwas, wenn etwas gelingt“, erklärt Grillmeier, was ihm die ehrenamtlichen Arbeit bedeutet. Angenehm sei das Gefühl, am Erfolg beteiligt zu sein. „Es ist aber kein persönliches Geltungsbedürfnis, das brauche ich nicht.“ Zweimal sei er schon geehrt worden, sagt Grillmeier über die Auszeichnungen durch die Stadt Waldsassen. Doch diese Verleihung sei nun eine „Riesen-Anerkennung“, wie Grillmeier sagt. „Für all das, wofür ich mit eingesetzt habe und was ich mit zuwege gebracht habe.“

Es sei auch ein kleiner Ausgleich für den „Freizeitverlust“, die Zeit, in der der Ehemann und Vater nicht bei Frau und Familie sein konnte. „Letztendlich gebührt meiner Frau die Hälfte des Bundesverdienstkreuzes“, bekennt Grillmeier. „Ich krieg’ das Kleine“, sagt Elfriede Grillmeier spontan und zeigt auf die sogenannte „Ordensminiatur“ im Etui neben dem Verdienstkreuz – eine Anstecknadel fürs Revers.

Keine spontanen Unternehmungen

„So etwas geht natürlich nur, wenn die Frau dahintersteht“, bemerkt Hans Grillmeier zur vielfältigen ehrenamtlichen Arbeit und blickt wieder zu seiner Partnerin. „Beruf, Vereine und Stadtrat, Familie“, sagt Elfriede Grillmeier. Nach den Terminen in dieser Reihenfolge habe sich das Leben orientiert. „Ich habe schon auch Widerstand bekommen“, räumt Hans Grillmeier ein. Etwa wenn samstags im Garten der Rasen gemäht werden sollte, dies aber bei Regen nicht möglich war – und am Montag ebenfalls keine Zeit dafür blieb, weil Grillmeier nach Feierabend zur Stadtratssitzung musste. „Spontan unternehmen konnten wir nichts“, blickt Elfriede Grillmeier zurück und ist nun froh darüber, dass ihr Ehemann die Ämter nach und nach abgibt und sich somit die Prioritäten verändert haben.

Hans Grillmeier erzählt von den vielfältigen Aufgaben in Vereinen und Verbänden. Er weiß von manchen Anekdoten und Ereignissen – auch solchen, die er lieber nicht in der Öffentlichkeit ausbreiten will. "Das ist vorbei", benennt der frühere CSU-Stadtrat auch Meinungsverschiedenheiten. Aber er ist glücklich darüber, dass er früheren Mitgliedern des Stadtrats über Fraktions- und Parteigrenzen hinweg guten Gewissens in die Augen blicken kann.

Vier Bürgermeister

Ein bisschen stolz ist Grillmeier, dass er in den 33 Jahren seiner Stadtratstätigkeit nur bei sechs Sitzungen gefehlt hat – jeweils zweimal wegen Krankheit, beruflicher Verpflichtungen und aus privaten Gründen. Vier Bürgermeister hat Grillmeier als Stadtratsmitglied erlebt. „Jeder hat versucht, für Waldsassen das Beste zu erreichen.“

Der Einstieg in die Sicherung der Wasserversorgung im Mai 1990 bleibt Grillmeier in Erinnerung, dann die Arbeit im Rechnungsprüfungsausschuss – ebenfalls mit dem Schwerpunktthema Wasserverbrauch. Außerdem hatte der CSU-Rat einst angeregt, die Kehrmaschine nur mehr alle 14 Tage und nicht mehr jede Woche fahren zu lassen: „Die haben in der Wiesenstraße hier gereinigt, obwohl es sauber war“, berichtet Grillmeier und verschweigt dabei auch nicht, dass dadurch seinerzeit eine Gebührenerhöhung vermieden wurde.

Viele Einladungen zu Vereinsterminen habe Grillmeier erhalten – und diese auch wahrgenommen. „Da gehört man halt hin als Stadtrat“, so Grillmeier über die Verpflichtung und die Würdigung der Arbeit von Vereinen und Organisationen. Dort lasse sich mancher Wunsch heraushören. Auch die Teilnahme an der Fronleichnamsprozession sei für ein Mitglied des Stadtrats Ehrensache. Wertvoll seien die Nach-Sitzungen gewesen, etwa beim Zoigl.

Skibasare seit 1983

Hans Grillmeier nennt als Ursprung seines vielfältigen Engagements seine religiöse Erziehung und das Vorbild Adolph Kolping. „Das hat mich beeindruckt und das war zur damaligen Zeit eine Riesen-Leistung“, so Grillmeier über das Wirken des Gesellenvaters und Sozialreformers: Der katholische Priester sah den Menschen als Mittelpunkt der Arbeit. Grillmeier kam als 14-Jähriger zur Kolpingsfamilie und übernahm in den Folgejahren Verantwortung – im Pfarrgemeinderat, in der Kirchenverwaltung. „Wir haben damals viel gebaut“, erinnert sich Grillmeier an die verschiedenen Maßnahmen der Kirchenstiftung in den 80er Jahren.

Als Grundschul-Elternbeiratsvorsitzender führte Grillmeier im Frühjahr 1983 die Skibasare ein. „Da ist Geld übrig geblieben“, sagt Grillmeier über die Erlöse, die den Schulen finanziellen Spielraum schufen. „Alleine siehst’ da einem Narren gleich“, freut sich Grillmeier rückblickend über die vielfältige Unterstützung – von den Elternbeiratsmitgliedern, von der Schulleitung und der Geschäftswelt. Robert Hoh, damals Inhaber des Kaufhauses König, stellte für die Basare Kleiderständer und -bügel zur Verfügung.

"Hochinteressant", sagt Grillmeier über die 39-jährige Tätigkeit am Verwaltungsgericht Regensburg. Der frühere ehrenamtliche Richter erinnert sich noch gut an viele Fälle – etwa als die Bürgerinitiative in Mitterteich gegen die Baugenehmigung für die Atommüll-Sammelstelle klagte. "Das waren keine lustigen Sitzungen", erinnert sich Grillmeier daran, wenn Kriegsdienstverweigerer sich vor Gericht der Gewissensprüfung unterzogen. "Manche waren top vorbereitet, andere total durchgeschwitzt."

Vielfach seien Bauvorhaben zu verhandeln gewesen – wegen nicht eingehaltener Abstandsflächen oder wegen Vorhaben im Außenbereich. "Da wollten die Kläger Baurecht", erinnert sich Grillmeier und verrät, das in vielen Fällen auch Landratsämter Fehler begangen hätten. "Das Tirschenreuther war aber niemals dabei."

Bildergalerie
Waldsassen25.09.2020
Hans Grillmeier hat die "Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland" verliehen bekommen. Im Bild zeigt der 74-Jährige das Bundesverdienstkreuz, zu dem auch eine Anstecknadel fürs Revers gehört.
Das Bundesverdienstkreuz mit Anstecknadel sowie die Urkunde.
Landrat Roland Grillmeier (rechts) und Waldsassens Bürgermeister Bernd Sommer (links) überreichten das Bundesverdienstkreuz am Bande an Hans Grillmeier aus Waldsassen. Außerdem übergab der Landrat noch einen Bierkrug des Landkreises als Geschenk.
Hintergrund:

Ehrenämter in den verschiedensten Bereichen

  • Hans Grillmeier engagierte sich für Kloster, Kirche, Vereine und Schulen, in der Politik und der Rechtsprechung sowie auch für gesellschaftliche Belange.
  • Sein Beruf als Bilanzbuchhalter ließ ihn bei Vereinen als Kassier oder Kassenprüfer als prädestiniert erscheinen. Kassenprüfer war er 12 Jahre beim Reitverein und 6 Jahre bei der KAB; seit der Vereinsgründung ist er Kassenprüfer des Fördervereins Welterbe Klosterlandschaft Waldsassen – Stiftland sowie des Vereins Gegen-Wind Stiftland. Von 2002 bis 2017 war er Schatzmeister der Klosterfreunde, daneben gehörte er 8 Jahre dem Vorstand des Obst- und Gartenbauvereins an.
  • Im kirchlichen Bereich war er von 1974 bis 1982 Mitglied des Pfarrgemeinderats und von 1983 bis 2000 Mitglied der Kirchenverwaltung. Seit dem Frühjahr 1996 betreut Hans Grillmeier mit seiner Frau und seinem Sohn Andreas die Waldkapelle.
  • 6 Jahre gehörte er dem Elternbeirat der Grundschule an, davon 5 Jahre als Vorsitzender. 3 Jahre lang war er Elternbeiratsvorsitzender an der damaligen Knabenrealschule und 12 Jahre lang Elternbeirat am Stiftland-Gymnasium.
  • 33 Jahre war er Mitglied des Stadtrats Waldsassen. Für seine politische Arbeit erhielt er die Verdienstmedaille und den Goldenen Ehrenring der Stadt Waldsassen.
  • Sein Wirken runden die 39 Jahre als ehrenamtlicher Richter am Verwaltungsgericht Regensburg ab.

"Letztendlich gebührt meiner Frau die Hälfte des Bundesverdienstkreuzes."

Hans Grillmeier

 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.