Dr. Ladislav Dedek heißt der aus Cheb/Eger stammende Mediziner, der seit fünf Jahren in Dr. Ries' Praxis an der Egerer Straße tätig ist. Die Lage gleich neben dem Krankenhaus bietet ideale Voraussetzungen, die von Patienten geschätzt wird, wie Ries weiß. Der 75-Jährige will seine Tätigkeit im 42. Jahr nach Eröffnung der Praxis beenden und diese voraussichtlich im zweiten Quartal 2019 Dedek übergeben. Dann wird den 42-Jährigen, so der Plan, noch eine weitere Gynäkologin in der Praxis-Gemeinschaft unterstützen. Doch Ries äußert unmissverständlich seine Sorgen, ob dieses Zukunftskonzept mit den Entwicklungen innerhalb der Kliniken Nordoberpfalz AG noch funktioniert.
"Ich weiß nicht, ob der Abbau der richtige Weg ist", erklärt Dr. Ries im Gespräch mit Oberpfalz-Medien mit Blick auf die Schließung der Chirurgie in Waldsassen. "Es war schön hier im Krankenhaus Waldsassen arbeiten zu können", sagt Ries. Er sieht "mit Trauer", dass seit Jahren das Haus "immer weiter heruntergefahren wird". "Ich habe Angst, dass die akutärztliche Versorgung auf Dauer so nicht gewährleistet ist." Stets seien Einschnitte mit dem Abbau des Defizits begründet worden. "Aber die bisherigen Versuche haben im Endeffekt nicht zum Plus geführt."
Tschechien im Visier
Ries ist davon überzeugt, dass ein funktionierendes Haus vor dem Hintergrund der allgemeinen Entwicklung mehr Einnahmen bringen würde. Dabei verweist der Arzt auf die Struktur Waldsassens als grenzüberschreitendes Oberzentrum mit Eger. Neben dem künftigen Industriegebiet am Stadtrand von Eger - 500 Hektar groß - seien auch die Entwicklungen mit BMW in Sokolov nicht zu vernachlässigen: Die bayerisch-tschechische Grenzregion ist bekanntlich für Mitarbeiter des künftigen Testzentrums als Wohnort interessant.
Bereits jetzt kommen viele Patienten aus Tschechien ins Waldsassener Krankenhaus - Kurgäste etwa aus Sachsen und Thüringen, die sich etwa in Franzensbad erholen und vielfach während des Aufenthalts medizinische Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Doch diese Patienten würden dann nicht mehr nach Tirschenreuth kommen und andere Alternativen wählen. Und ganz nebenbei weist Ries darauf hin, dass 55 Prozent der Patienten in Waldsassen aus Oberfranken seien; diese würden bei weiteren Einschnitten ebenfalls nicht mit nach Tirschenreuth gehen.
Als "absolute Spezialisierung" für das Haus Waldsassen bezeichnet Ries das Mammographie-Screening-Programm - mit den Landkreisen Tirschenreuth und Wunsiedel als Einzugsgebiet. Dabei unterstreicht der erfahrene Gynäkologe die Ausstattung durch die Kliniken AG mit einem der besten Geräte in Nordostbayern. Auch Dr. Ries' Nachfolger verfüge über die Zulassung für die Brust-Untersuchungen.
Aktuell unterhält Ries fünf Belegbetten im Krankenhaus Waldsassen. "So lange ich hier arbeite, bleiben die auch", erklärt der Mediziner. Nach seinem Ausscheiden aber stünde die Belegabteilung nicht mehr zur Verfügung; der Nachfolger müsste andernorts operieren. Im Moment sei noch gar nicht klar, ob Dedek in Tirschenreuth operieren will oder ob er nach Oberfranken geht.
Ries ist davon überzeugt: Es wäre besser, wenn innerhalb der Kliniken Nordoberpfalz die vielbeschworene "Einhäusigkeit" von Tirschenreuth und Waldsassen auch gelebt würde. Die akutmedizinische Versorgung müsse gestärkt, die orthopädische Rehabilitation ausgebaut und auf modernsten Stand gebracht werden.
"Geben Oberfranken auf"
"Die ärztliche Versorgung am Land wird immer problematischer", weiß der Mediziner. "Deshalb ist ein funktionierendes Krankenhaus für den Raum Waldsassen immer wichtiger." Er spricht sich in Anbetracht seiner 40-jährigen Erfahrung dafür aus, "den besseren Standort Waldsassen auszunützen, das Haus aufzumöbeln, entsprechend zu besetzen und Einnahmen zu generieren".
"Ich hatte einen guten Sitz hier und habe niemals bereut, hierher zu gehen", resümiert der Gynäkologe. "Wir geben Oberfranken auf", so Ries und erwähnt nebenbei: "Die Rosenthal-Kinder sind hier entbunden worden und nicht in Hof und nicht in Marktredwitz und auch nicht in Tirschenreuth."
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