Haus des Kreuzes und der Barmherzigkeit

Waldsassen
15.09.2019 - 19:55 Uhr

Im "Haus voll Glorie" heißt Stadtpfarrer Thomas Vogl zahlreiche Gläubige in der Basilika willkommen. Anlässlich der Jubiläumsfeier zur Erhebung vor 50 Jahren sind alle Plätze im Gotteshaus und die Stühle entlang der Seitengänge besetzt.

Vor 50 Jahren wurde die Stadtpfarrkirche Waldsassen zur Päpstlichen Basilika erhoben. Zwischenzeitlich ist sie generalsaniert. Am Sonntag fand die Jubiläumsfeier statt.

Ein Bild, das nicht nur dem Stadtpfarrer gefällt, sondern auch dem Hauptzelebranten, Generalvikar Prälat Michael Fuchs, der selbst Stadtpfarrer von Waldsassen vor der Ära Vogl war. Der Generalvikar war als Vertretung des Bischofs Rudolf Voderholzer und des Heiligen Vaters nach Waldsassen angereist. Er hatte eine Grußbotschaft von Papst Franziskus zur Erinnerung an diesen denkwürdigen Tag im Gepäck und verlas das Schriftstück in der Kirche (Infokasten).

Fest am Basilikaplatz

Der Festgottesdienst begann um 10 Uhr. Bereits eine halbe Stunde zuvor machten sich drei Gruppen von Wallfahrern auf den Weg in die Basilika zum Geschändeten Heiland, dessen 13. Wallfahrtstag gleichzeitig gefeiert wurde. Stadtpfarrer Vogl begrüßte besonders auch die Waldsassener, die in diesem Jahr wie er selbst ihren 50. Geburtstag bereits feierten oder noch feiern werden und die seiner Einladung gefolgt waren.

Nach der kirchlichen Feier, die gut zwei Stunden dauerte, wurde auf dem Basilikaplatz ein kleines Fest der Begegnung gefeiert. Der Pfarrer übernahm dabei die Getränkekosten. Die Snacks hatte die Metzgerei Malzer spendiert. Außer den Geburtstagsjubilaren, Helfern im Vorfeld und den Sängern und Musikern mussten die Feierlaunigen die Köstlichkeiten trotzdem selbst bezahlen, als Spende für die Orgelreinigung.

In seiner Festpredigt sagte der Generalvikar: "Die Basilika strahlt heute und wir alle tun es erst recht. Das Jubiläum ist ein Grund zur Freude und zum Feiern, treibt aber auch an, darüber nachzudenken, wer wir sind als Kirche, als Pfarrei, als lebendige Steine in diesem weltweiten großen Haus Gottes, durch die Zeiten hindurch." Prälat Fuchs fragte: "Was trägt uns, was hält uns zusammen?"

Buchstaben des Glaubens

Vor kurzem habe die Bundesregierung eine neue Alphabetisierungs-Initiative angekündigt. Nach Schätzungen gäbe es in Deutschland sechs Millionen sogenannte funktionale Analphabeten, "Erwachsene, die vielleicht einzelne Buchstaben kennen, aber nicht zusammenhängend lesen und schreiben können." Auch im Glauben sei das wiederzuerkennen. Da sei es manchmal so, dass wir einzelne Buchstaben des Glaubens, einzelne Überzeugungen, einzelne Bräuche in Traditionen und Bildern zwar sehen könnten, aber nicht wüssten, wie das alles zusammenhängt, was das bedeute.

Das Kreuz sei beispielsweise so ein Buchstabe des Glaubens. Es enthalte eine reiche Symbolik für die Christen. Mit dem Glauben an die österliche Auferstehung sei es ein unglaubliches Zeichen des Trostes. Es sei Trost für die, die Unrecht erlitten haben, geschlagen wurden, vielleicht sogar in den eigenen Familien, oder für die, die missbraucht wurden. Der Geschändete Heiland von Wies sei Trost für jene, die im übertragenen Sinne keine Hände mehr haben, weil sie krank seien, nicht mehr aktiv mitwirkten, nicht mehr arbeiten könnten. Er sei aber auch Ansporn dafür, Hand Jesu zu sein. Der christliche Glaube kenne nicht nur betende Hände, sondern auch anpackende und helfende. "Denn glauben ist ein Tunwort. Der Wiesgott zeigt, dass diese Basilika ein Haus des Kreuzes ist." Des weiteren bezeichnete Fuchs die Basilika auch als ein Haus der Barmherzigkeit und ein Haus des Evangeliums.

Eine Studie besage, dass in 30 Jahren eine Halbierung an der Zahl der Katholiken, Priester und der zur Verfügung stehenden Finanzen zu erwarten sei. Dies mache es in besonderer Weise notwendig, ein offenes Haus zu sein, etwa als Schwerpunktpfarrei für die Mitchristen anderer Pfarreien. "Wir müssen enger zusammenrücken, nur so bleibt Kirche künftig als Gemeinschaft erlebbar."

Schwerpunkt Kirchenmusik

Die Kirchenmusik bezeichnete der Sprecher als herausragend in diesem Gotteshaus und verriet, dass die Pfarrei eine der Schwerpunktpfarreien auf diesem Gebiet in der Diözese werden soll. Was hier in Jahrzehnten mit Anton Zimmert und Otto Rieger aufgebaut worden sei, liege jetzt in der Verantwortung der neuen Generation mit Kirchenmusikdirektor Andreas Sagstetter an der Spitze. Dass sie sich dieser Verantwortung würdig erweisen, bewiesen Chor und Orchester der Basilika unter Sagstetters Leitung bei der Aufführung der Cäcilienmesse von Charles Gounod, die auch bei der Basilika-Erhebung vor 50 Jahren zu Gehör kam.

Fast alle Gläubigen in der Kirche ließen sich am Schluss des Gottesdienstes von Pfarrer Vogl und Prälat Fuchs einzeln mit einer Kreuzreliquie segnen.(Weiterer Bericht folgt)

Die „69er“ aus Waldsassen werden heuer 50 Jahre alt. In der Mitte Pfarrer Thomas Vogl.
Ein Prosit auf eine gelungene Jubiläumsfeier.
Chor und Orchester der Basilika Waldsassen bewiesen ihre Klasse.
 
 

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