ONETZ: Sie treten in Waldsassen mit dem Programm "Nicht egal" auf. Es stammt aus dem Jahre 2020. Die Welt hat sich seither verändert: Wie sehr trifft das auf das Programm zu?
Christian Springer: Das stimmt, im Herbst 2020 wäre die Premiere gewesen. Wäre. Aber wegen Corona war das Theater zu, die Leute zuhause. Nach drei Verschiebungen war es dann im Juni 2022 soweit. Das heißt aber, dass die Texte von 2020 im Mülleimer landeten. Es ist was total Neues entstanden. Also: alles frisch, mit Biss, und leicht verdaulich. Und trotzdem nicht vegan.
ONETZ: Wie lange schreiben Sie an einem solchen Soloprogramm?
Christian Springer: Ja mei, unterschiedlich. Manche der Texte entstehen in Minuten, an manchen kaue ich drei Monate. Je grantiger ich dabei bin, umso besser werden die Texte.
ONETZ: Wie läuft das vor der Premiere: Gibt es jemand, der das quasi als Einzelvorstellung mal genießen darf, wie die Pointen wirken und ob sie funktionieren?
Christian Springer: Mein Kabarett braucht Publikum. Es gibt sogenannte Vor-Premieren. Zum Glück liebt das Publikum diese ersten Vorstellungen, weil es quasi bei der Herstellung mit dabei ist. Sowas gibt es weder in der Oper noch bei der Autoproduktion. Aber perfekt fertig ist ein Kabarettabend nie. Es muss leben, improvisiert werden, über sich selbst g'scheit g'lacht werden. Zumindest ist das bei mir so.
ONETZ: Sie engagieren sich mit Ihrer Organisation "Orienthelfer e.V." für Flüchtlinge. Wie sehr haben die politischen Veränderungen seit 24. Februar die Arbeit der Organisation verändert?
Christian Springer: Sogar im Nahen Osten waren wir sofort von Putins verbrecherischem Überfall auf die Ukraine betroffen. Über 80 Prozent des Weizens für den Libanon kam aus der Ukraine. Damit war es sofort vorbei. Kein Weizen heißt kein Mehl, kein Mehl heißt kein Brot. Also Hunger. Putin hat absichtlich einen Weltkrieg ausgelöst, und zwar schon 2014. Mich regt es auf, dass so viele g'scheit daherreden, ohne eine Ahnung zu haben, was wirklich passiert ist. Deswegen hab ich auch mein neues Buch geschrieben: „Ich und der Russe“.
ONETZ: Wie gut kennen Sie das Stiftland und speziell Waldsassen? Wie oft waren Sie schon in der Region – für Münchener hört ja Bayern in aller Regel im Norden von Regensburg auf ...
Christian Springer: Aber der Münchener ist ja abenteuerlustig und wagt sich auch mal in die wilde Taiga von Waldsassen. Natürlich war ich schon öfter in der grandiosen Stiftsbibliothek vom Kloster. Außerdem ist die Gegend ja durch die Resl weltberühmt geworden. Und jetzt komm i.
Aufs Korn nimmt der bekannte Kabarettist die Ungerechtigkeiten dieser Welt – die kleinen wie die großen. Und davon gibt es genug, wie Christian Springer in seinem Soloprogramm am 13. Januar in Waldsassen in der Stadthalle aufzeigen wird. Im Gespräch mit Oberpfalz-Medien erzählt der Münchner, der Silvester Geburtstag feierte und Träger der Bayerischen Verfassungsmedaille ist, von seiner Arbeit für die Bühne und von seinem sozialen Engagement.
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