Waldsassen
14.03.2022 - 15:46 Uhr

Kino-Atmosphäre in der Basilika Waldsassen

Licht- und Tontechnik, Gesangseinlagen und die Liturgie: Eineinhalb Stunden durfte sich das Publikum von einer ungewöhnlichen Atmosphäre in besonderer Umgebung faszinieren lassen. Am Ende gab es eine klare Botschaft.

von hmr

Ein Kino-Gottesdienst am Samstagabend in der Basilika versprach ein etwas anderes Erlebnis: Bereits mit der voluminösen Eingangsmelodie sorgte Kirchenmusikdirektor Andreas Sagstetter an der Orgel für authentischen Sound. Mit umfangreicher Licht- und Tontechnik sowie zwei riesigen Leinwänden neben dem Volksaltar und vor der Predigtkanzel hatte Andreas Keck von der Firma K-Tech Veranstaltungstechnik, Grafenwöhr, stundenlang den Kirchenraum für den besonderen Abend vorbereitet.

Krankheitsbedingt kurzfristig abgesagt hatte Präfekt Gerhard Pöpperl vom Priesterseminar des Bistums Regensburg. Für den Seelsorger sprang Pfarrvikar Pater John Gali als Zelebrant ein und übernahm mit Gemeindereferentin Gertrud Hankl die Gestaltung des Gottesdienstes. Mit Gesangseinlagen trug Jennifer Bäumler, musikalisch begleitet von Andreas Sagstetter, zur eindrucksvollen Stimmung in dem nur punktuell beleuchteten und ansonsten dunklen Kirchenraum bei.

Jeweils abwechselnd in drei Teilen trugen Pater John Gali und Gertrud Hankl das Evangelium und begleitende Texte vor, unterbrochen von Sequenzen des Science-Fiction-Films "Ready Player One". Die Handlung des Films hat viele Parallelen zu dem im Evangelium überlieferten Geschehen: Wie Protagonist Wade im Film den Berg an Autowracks erklimmt, um in seine andere Realität einzutauchen, nimmt Jesus seine Freunde in der Schrift mit auf einen Berg Tabor und zeigt ihnen dort eine andere Realität.

Schneller, besser, schlauer

Den Zuschauern in der Basilika wurde verdeutlich, dass ein Leben nach dem Schema "schneller, besser, schlauer, mächtiger sein als die anderen" ein ewiges Wettrennen bedeute, an dessen Ende es nur Verlierer gebe. Daran könnten Menschen verzweifeln.

Die Parallele zum Science-Fiction-Film zeigte auf, dass auch Petrus und seine Begleiter zuerst Schwierigkeiten hatten, die Bedeutung der neuen Realität einzuordnen. Im Gottesdienst wurde verdeutlicht, dass auch Gläubige gerne der Versuchung erlägen, mit der Realität des Glaubens so umzugehen, als würde sie den Regeln der gewohnten Realität folgen: "Wir erkennen ihre Umrisse und versuchen sie so zu gestalten, wie sie uns gefällt", so Gemeindereferentin Gertrud Hankl.

Ohne Schlüssel an der Oberfläche

Eine Papierleinwand vor dem Altar stellte dar, dass Menschen nur an der Oberfläche der Realität blieben, sie aber nicht durchdrängen. "Wir denken zum Beispiel, weil wir oft beten, sind wir gut, oder weil wir wenig beten, sind wir schlecht im Glauben", so die Gemeindereferentin im Text. Dies alles aber folge den falschen Regeln – und bleibe an der Oberfläche ohne den Schlüssel, der den Menschen diese andere Realität erschließe. "Aber was ist der Schlüssel, mit dem die Oberfläche durchbrochen wird?", hieß es im vorgetragenen Text, was in diesem Augenblick für die Zuschauer erlebbar an der Papierleinwald demonstriert wurde.

Eine weitere Filmsequenz zeigte: Nur wer das Wesen des Schöpfers verstehe, könne auch seiner Schöpfung gerecht werden. „Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören!“, vernahmen die Besucher des Kino-Gottesdienstes, was Gottes Stimme auf dem Berg Tabor offenbarte. "Die Jünger fangen an zu begreifen, aber es wird noch eine geraume Zeit dauern, bis sie den Mut haben, auch nach dem zu handeln, was sie gerade als Schlüssel in die Hand bekommen haben", so Gertrud Hankl im Text. Sie zog als Fazit: "Jesus ist der Schlüssel und wir seine Anhänger!"

Anstelle der üblicherweise vorgetragenen Fürbitten durften diese die Gottesdienstbesucher formulieren – und mit dem Mobiltelefon per SMS an eine Handynummer schicken. Während der Kommunionausteilung wurden diese Fürbitten dann an den großen Bildschirmen angezeigt. „Wir werden weitere Kinogottesdienste im Auge behalten“, versprach Gertrud Hankl angesichts der großen Resonanz. Alle Gottesdienstbesucher erhielten am Ausgang ein Kärtchen mit einem kleinen Schlüssel als Symbol für den richtigen Weg im Glauben.

Hintergrund:

Drei Schlüssel weisen den Weg zum "Easter Egg"

  • Der Film "Ready Player One" erzählt von einer Welt am Rande des Zusammenbruchs in Ohio im Jahr 2045.
  • Die einzige Hoffnung in diesem Chaos ist die Oasis - eine andere, bessere Realität, geschaffen von einem Mann namens James Halliday. Die Menschen verehren ihn wie einen Erlöser, weil er ihnen einen Ausweg aus ihrer chaotischen Realität geschaffen hat. Doch Halliday stirbt.
  • Von ihm bleibt nur sein Avatar – also sein digitales Ich – zurück und ein sogenanntes "Easter Egg". Wer dieses „Osterei“ findet, wird sein billionenschwerer Erbe.
  • Der Junge Wade Watts und seine Freunde haben ihr Leben der Jagd nach den drei Schlüsseln verschrieben, die den Weg zu dem "Easter Egg" weisen.
 
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