Waldsassen
02.08.2019 - 11:46 Uhr

Der klassische Offline-Handel liegt im Sterben

"Das war a g'mahte Wies'n", erinnert sich Matthias Wolfsegger. 1994 übernahm er das Geschäft von Maria Zirlik in der Egerer Straße in Waldsassen. Vieles hat sich verändert seither. Doch der Unternehmer blickt optimistisch in die Zukunft.

Augenoptiker Matthias Wolfsegger. Bild: pz
Augenoptiker Matthias Wolfsegger.

Bei seinem Einstieg in die Selbständigkeit mit Mitte Zwanzig spielte Internet noch kaum eine Rolle, Chancen und Gefahren durch das weltweite Netz für den Einzelhandel waren noch nicht absehbar. "Das war am Anfang super einfach", sagt Wolfsegger über die ersten Jahre, nachdem er die Firma seiner Tante übernommen hatte. In der dritten Generation startete der Neffe neu durch. Die Seniorchefin hatte die ersten drei, vier Jahre noch im Laden mitgearbeitet.

"Uhren und Schmuck waren damals schon auf dem absteigenden Ast", so der Unternehmer, Jahrgang 1968, über das Sortiment, mit dem die Tante erfolgreich war. Deshalb waren die Weichen gestellt worden, dass die Firma langfristig Bestand hat. Der Neffe lernte Augenoptiker.

Angebot aus Nürnberg

"Unsere Geschichte sind die Augen", erklärt der Augenoptikermeister, der in diesem Metier erfolgreich ist und sich mit seinem Team - Ehefrau Angelika sowie die Mitarbeiterinnen Andrea Preisinger, Stefanie Dittrich und Annette Schwan - auf die nächsten 25 Jahre freut. Wolfsegger hatte 1992 die Meisterprüfung abgelegt. Wenig später kam das Angebot einer Software-Firma in Nürnberg: Die entwickelte damals ein Programm für die Warenverwaltung für Optiker. Das Produkt wird inzwischen in vielen Geschäften genutzt, auch in seinem. "Das hätte mich gereizt, das war eine absolute Herausforderung", so die Überlegungen damals über einen völlig anderen beruflichen Weg.

Dann aber übernahm Wolfsegger doch das Geschäft der Tante. "Irgendwie vorbestimmt" sei ihm dies damals gewesen, sagt er im Rückblick. Im Geschäft, das inzwischen in größeren Räumen an der Prinz-Ludwig-Straße in der Innenstadt etabliert ist, gibt es noch immer eine Abteilung für Schmuck und Uhren, aber: "Der klassische Offline-Handel ist so gut wie tot." Andererseits gab's bei Wolfsegger noch nie einen Online-Shop. Die Kosten-Nutzen-Berechnung sei nicht ausgewogen, begründet der Inhaber.

Er will viel lieber als Augenoptiker mit Qualitätsarbeit punkten. Online sei dies in der Branche gar nicht machbar. "Wir machen im Prinzip den kompletten Augen-Check", sagt Wolfsegger über seine moderne und computergestützte Technologie. "Da sind wir die Allerbesten." Mit dem Gerät ließen sich selbst Erkrankungen am Auge feststellen, die Diagnose aber sei nach wie vor medizinischer Fachkompetenz vorbehalten. "Heute früh", erzählt der Augenoptikermeister im Gespräch, "habe ich erst jemand zum Augenarzt geschickt." Genau hier sieht der Dienstleister den Unterschied zwischen dem klassischen Offline- und dem Online-Handel.

"Ich kann die Qualität mit dem Online-Handel gar nicht gewährleisten", erklärt der Waldsassener, warum er Sehhilfen nicht im Netz anbietet. Billiger ginge es wohl, dann aber mit Gläsern aus China. "Das mach' ich nicht", unterstreicht der Fachmann, dass er ausschließlich hochwertige Gläser verwendet, die in Aalen produziert werden.

Massenhafte Umsätze

"Der klassische Offline-Handel wird sterben - egal mit welchen Produkten", sagt Wolfsegger voraus. Große Einkaufszentren mit Geschäften von großen Ketten erwirtschafteten Erträge über massenhafte Umsätze. Der normale Handel könne da gar nicht mehr mithalten.

"Früher gab es für alles irgendeinen Laden", erinnert er sich an Zeiten, als es in Waldsassen noch viele verschiedene Einzelhändler gab. "Aber die sind alle weg, weil es nicht mehr funktioniert", sagt der Fachmann und sinniert: "Uhren und Schmuck, das funktioniert auch nicht mehr." Wolfsegger will deshalb vor allem mit Brillen weiter machen. "Bis ich irgendwann mal in Rente gehe."

 
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