Kloster-Baumeisterin mit neuem Projekt

Waldsassen
02.01.2020 - 15:28 Uhr

Die Äbtissin kann es nicht lassen. Nachdem gerade das Mühlenviertel im neuen Glanz erstrahlt, schmiedet die Klosterchefin schon wieder neue Pläne, was Bautätigkeiten betrifft. Und die sind nicht weniger spannend.

Waren bei der Vorstellung der Machbarkeitsstudie im Kloster dabei. Bürgermeister Bernd Sommer, Schwester Sophia, Äbtissin Laetitia, Jörg Finkbeiner (Planer), Werner Haase, Martin Rosner (Stadtbauamt), Johanna Härtl Leiterin Umweltstation), Raimund Karl (Denkmalschutz), Josef Kagerer (Städtebauförderung) und Statiker Wolfgang Kugler (von links).

Dabei geht es um die Sanierung des Gartenschulhauses von 1909 und den Neubau einer Orangerie in gleicher Größe, im direkten Anschluss an den Jugendstilbau. Das werde aber nur der erste Bauabschnitt sein. Als weitere sollen dann Maßnahmen wie die Sanierung der über 600 Meter langen barocken Gartenmauer, die sich zum Teil in einem sehr schlechten Zustand befindet, sein. Kürzlich stellte Jörg Finkbeiner von den Haase & Bey Architekten aus Karlstadt im Besprechungsraum des Klosters eine Machbarkeitsstudie vor.

Erster Runder Tisch

Neben der Äbtissin und der klostereigenen Bauleiterin Schwester Sophia waren beim ersten Runden Tisch die Leiterin der Umweltstation Johanna Härtl, Josef Kagerer von der Regierung der Oberpfalz, Raimund Karl vom Denkmalschutz, Bürgermeister Bernd Sommer, Martin Rosner vom Bauamt Waldsassen, Planer Jörg Finkbeiner, Werner Haase vom Architekturbüro Haase und Bey und Statiker Wolfgang Kugler teil.

Anfang September ist die Studie in Auftrag gegeben worden, vergangene Woche wurde sie durch die Stadt an die Regierung weitergeleitet. Im Februar oder März 2020 rechnet die Äbtissin mit dem Bescheid der Regierung. Als größten Zuschussgeber hofft sie auf die Städtebauförderung und rechnet mit einer Unterstützung von 85 Prozent der förderfähigen Kosten.

Das sanierte Gartenschulhaus (links) mit Neubau der Orangerie (rechts) von Süden gesehen nach einer Visualisierung durch das Büro Haase und Bey.

Der erste Bauabschnitt befasse sich mit der Sanierung des bestehenden Gartenschulhauses und der Wiederherstellung der ehemaligen Orangerie. "Sie entsteht als ein Haus der Stille und ist als Null-Energie Haus geplant". Die Orangerie werde nach dem Neubau die gleiche Größe aufweisen, wie das bestehende Gartenschulhaus. Der moderne Bau werde sich optisch am Gartenschulhaus orientieren.

Sonnenkollektoren in den Fenstern

Seine Energie werde es über Sonnenkollektoren, die sich direkt in den Scheiben einer dominierenden Fensterfront an der Südseite befinden, beziehen. Diese Form der Energiegewinnung reiche aus, um auch das Gartenschulhaus, das immer noch mit Öl beheizt werde, mit Energie zu versorgen. Das stöckige Gebäude werde etwa zur Hälfte als Orangerie genutzt, in der empfindliche Pflanzen aus dem Garten überwintert werden. Das alte Treibhaus, "unser größter Energiefresser", wird komplett abgebaut, genauso wie die zwei angrenzenden Gebäude, in denen ein Traktor und die Werkzeuge für den Garten untergebracht sind.

Das sanierte Gartenschulhaus (rechts) mit Neubau der Orangerie (links) von der Nordseite gesehen nach einer Visualisierung durch das Büro Haase und Bey.

Turnhalle noch gut in Schuss

Alle Gebäude sind aus den 1950/60er Jahren und sind nicht denkmalgeschützt. Genauso wie die ehemalige Turnhalle der Mädchenrealschule an der Brauhausstraße. Sie sei noch gut in Schuss, müsse lediglich aufgehübscht werden und könne dann als eine Art Bauhof für Kloster und Umweltstation dienen. Für den ersten Bauabschnitt rechnet Äbtissin Laetitia mit Kosten von etwa 3,5 Millionen Euro plus/minus. Die neue Orangerie will sie auch als Ergänzung zum Gästehaus St. Joseph verstanden wissen, das sehr gut ausgelastet sei. Das neue Haus sei ideal für Menschen, die Ruhe suchten. Hier werde die Äbtissin selbst eventuell auch Fasten- und Ruhegebtskurse anbieten. Fünf bis sechs Zimmer könnten dort entstehen plus einem Meditationsraum und einer Teeküche.

In beiden Gebäuden sollen auch die zahlreichen Krippen, die Mathilde Berghofer-Weichner dem Kloster überlassen hat, ihren würdigen Platz finden. Die Themenkrippen sollen an vielen Plätzen in beiden integriert werden. Vom Zuschnitt her werde der Neubau wie ein zweites Gartenschulhaus anmuten. Beide Häuser werden durch einen Übergang verbunden am neuen wird ein Außenaufzug angebaut. Damit werden dann beide Häuser behindertengerecht. Das bestehende Gebäude sei recht gut erhalten, so dass eine umfassende Raum- und Techniksanierung genügen werde, um es der Gegenwart anzugleichen.

Äbtissin Laetitia mit der Machbarkeitsstudie, die mittlerweile der Regierung vorliegt.

Was weitere Kosten, etwa die dringend notwendige Sanierung der Klostermauer betreffen, hält sich die Äbtissin noch bedeckt. Erst wenn die Finanzierung stehe, wolle sie darüber sprechen. Bürgermeister Bernd Sommer sagte in der jüngsten Stadtratssitzung, dass für die Sanierung des Gartenschulhauses samt Umgriff rund 8,5 Millionen Euro veranschlagt seien, wobei der größte Teil, sieben Millionen, im Jahre 2023 fällig werden würde. Bei den Zahlen handele es sich vorerst um Schätzungen. In der Machbarkeitsstudie sei für die Umsetzung ein Zeitraum von etwa zehn Jahren angedacht.

48 Hektar Fläche

Das gesamte Areal des Klostergartens erstreckt sich auf einer Fläche von rund 48 Hektar, umschlossen von 600 Meter barockem Mauerwerk. Der Klausurbereich werde bleiben wie er ist und mit einem lebenden Zaun gegen das Gelände des Naturerlebnisgartens mit der Umweltstation abgegrenzt.

Die vorhandene Achsen des Barockgartens sollen weiterhin genutzt werden. "Es wird aber auf keinen Fall ein geschniegelter Barockgarten, sondern ein Nutz- und Essgarten entstehen", so die Klosterchefin. Das Kloster habe vor, der Katholischen Jugendfürsorge einen Teil des Gartens zu verpachten. Den sollen die Bewohner des Hauses St. Gertrud anlegen, pflegen und ernten - als eine Art Therapie. "Für meine restliche Amtszeit ist das Projekt noch mal ein Anstoß." Laufe alles so, wie sich die Äbtissin das wünscht, könne man mit einem Baubeginn in 2023 rechnen, was aber noch rein spekulativ sei.

Für den Knochenmann auf dem Dachboden des Gartenschulhauses kommt die Sanierung definitiv zu spät.
Die Klostermauer ist in einem desolaten Zustand.
So sieht das Gartenschulhaus von 1909 aktuell aus. Von der Substanz her ist es noch gut in Schuss.
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