"Wir erwägen diesen Schritt aufgrund der wirtschaftlichen Situation des Betriebes in Waldsassen, wo hohe Investitionen anstehen. Darüber hinaus kann im Quellenpark in Waldsassen nicht mehr ausreichend Wasser für den Bedarf von Kondrauer gefördert werden", nannte geschäftsführender Gesellschafter Jonas Seidl am Donnerstagnachmittag bei einer Pressekonferenz im Gästehaus St. Joseph Gründe für die Entscheidung. Der Unternehmenssitz, die Verwaltung, Barverkauf und Teile der Logistik bleiben in der Klosterstadt.
Seidl sprach von Absatz- und Umsatzrückgängen in den vergangenen Jahrzehnten. "Das hat Spuren hinterlassen." Zwar sei seit drei Jahren eine Umkehr festzustellen, allerdings reiche das nicht. Der Gesellschafter strich heraus, dass die Firma schon einige erfolgreiche Maßnahmen durchgeführt habe. Er nannte die Neustrukturierung des Unternehmens und die Herausarbeitung des Markenkerns. Zudem habe es Sparmaßnahmen gegeben. Unter anderem hätten Mitarbeiter auf Lohnerhöhungen verzichtet.
Ralf Brodnicki, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb, zeigte auf, dass der Absatz im Vergleich zu den Mitbewerbern stark anziehe. "Es ist sehr beeindruckend, dass wir besser als der Markt agieren." Um die Nachhaltigkeit von Absatzsteigerung und Qualität weiterhin zu garantieren, sei nun der nächste Schritt nötig.
Arbeitsplätze erhalten
"Wir haben trotz der positiven Entwicklung keinen betriebswirtschaftlichen Turnaround geschafft. Drei tolle Jahre reichen einfach nicht", sagte Seidl. Aus diesen Gründen sei das Unternehmen nicht in der Lage, am Standort Waldsassen notwendige technische Ersatzinvestition im achtstelligen Eurobereich zu leisten. In diesem Zusammenhang nannte er neue Abfüllanlagen, Betriebstechnik und Fuhrpark. Bezüglich der Situation mit den Quellen hätten sich auch keine Veränderungen ergeben. "Wir verfügen dort nicht über genügend hochwertiges Mineralwasser."
In den vergangenen zwei Jahren waren Seidl und Brodnicki auf der Suche nach einer tragfähigen Lösung gewesen, die die Tradition des Familienunternehmens aufrecht und damit die Arbeitsplätze erhält. Die beiden hatten am Donnerstagvormittag die komplette Belegschaft - momentan sind 70 Personen in Waldsassen beschäftigt - über die Pläne informiert.
Betroffen von der Verlagerung sind 26 festangestellte Mitarbeiter aus Produktion und Innenlogistik. Hinzu kommen 11 Mitarbeiter mit befristeten Arbeitsverträgen. "Wir suchen gemeinsam mit dem Betriebsrat nach sozialverträglichen Lösungen", versicherte Brodnicki. Am liebsten würde er alle mit nach Naila nehmen. Auf ihrer Homepage schreibt das Unternehmen, dass beispielsweise ein Shuttle-Service für die Mitarbeiter nach Oberfranken geplant ist. Alle anderen Arbeitsplätze bleiben in Waldsassen. Die frei werdende Produktionsgebäude in der Klosterstadt sollen nicht zurückgebaut werden. "Lagerflächen werden immer gebraucht. Das wird sicher keine Industriebrache", versicherte Seidl.
Ab Dezember werden Betriebsmittel nach Naila verlagert. Ab Januar 2020 ist dort die vollständige Produktion geplant. "Es kann durchaus sein, dass dann ein Mitarbeiter auf demselben Stapler sitzt wie schon in Waldsassen", so Seidl.
Leistungsfähige Quelle
Kondrauer ist einer der ältesten Mineralbrunnen Bayerns. Schon 1281 schöpften Zisterziensermönche bei Waldsassen Mineralwasser. Seidels Großeltern haben in Naila 1980 mit einem Partner einen weiteren Produktionsstandort gegründet, die Frankenwald-Mineralbrunnen. "Dafür bin ich sehr dankbar. Das war sehr vorausschauend. Seit dieser Zeit füllen wir dort bereits einen Teil unseres Sortiments ab", sagte Seidl. Durch den Umzug könne das Unternehmen seine Zukunft sichern. "Jede der drei leistungsfähigsten Quellen dort produziert allein soviel wie alle vier Quellen in Kondrau zusammen."
Auf Nachfrage bestätigte Kondrauer-Pressesprecherin Uschi Ahlborn, dass das Waldsassener Unternehmen in Naila eine Produktionsgesellschaft mit Höllensprudel betreibt. "Jeder für sich agiert aber selbstständig." In Naila werde eine Abfüllanlage aus Kondrau installiert. Zudem werde der Standort modernisiert und eine zusätzliche neue Abfüllanlage angeschafft. Über die Kosten könne sie noch nichts sagen. Hintergrund
Kondrauer-Quelle in Naila
„Der Name Kondrauer bleibt erhalten“, erklärte Seidl. Das Wasser sei schon immer aus unterschiedlichen Quellen gekommen. Es gebe nicht „das Kondrauer Wasser“. Der Gesellschafter war sich sicher: „Das künftige Mineralwasser wird mindestens genau so viele Fans haben wie bis jetzt.“ Er und Brodnicki hätte das neue schon probiert. „Lassen Sie sich überraschen. Wir sind Wassersommeliers“, versprach Seidl eine hohe Qualität.
Brodnicki erklärte in diesem Zusammenhang die einzelnen Schritte: Eine Quelle wird abgeschlossen (Fachbegriff: Abträufeln). Danach wird eine neue betriebsbereite Quelle angeschaltet. „Das ist dann der Kondrauer Mineralbrunnen, da es den anderen ja nicht mehr gibt.“ Dies basiere alles auf der Mineralwasserverordnung. Damit sei es nicht möglich, zwei Brunnen an zwei unterschiedlichen Standorten mit derselben Marke zu betreiben.
Bisher kommt das Kondrauer Mineralwasser, je nach Sorte, aus der Antonien- oder Gerwig-Quelle. „Zukünftig kommt das Kondrauer Mineralwasser aus der Kondrauer-Quelle in Naila. Die ist bis dato nicht genutzt“, so Seidl.
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