Alarm bei der Feuerwehr. Ein schwerer Verkehrsunfall bei Tirschenreuth. Zwei Einsätze in Waldsassen hat Kreisbrandinspektor Lorenz Müller am 13. Juni bereits hinter sich. Auch bei diesem ist er dabei. "Da geht´s dann auf und los", schildert er den Ablauf. Es geht um eingeklemmte Personen, die aus dem Auto geholt und betreut werden müssen. Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei helfen zusammen. Die Vorbereitungen für die Hubschrauberlandung laufen, die Straße wird abgesperrt. Sein letzter Einsatz als Kreisbrandinspektor hatte es in sich.
49 Jahre war Müller bei der Freiwilligen Feuerwehr Waldsassen aktiv. Am 23. November 1973 ist er dort eingetreten. In der Familie und im Bekanntenkreis waren einige bei der Feuerwehr, da wollte er auch dabei sein. Sein erster Einsatz war ein Bauernhofbrand in Mammersreuth. "Daran kann ich mich noch gut erinnern", sagt Müller. Damals sei er als Anfänger noch mit den anderen mitgelaufen und hätte alles "so im Beisein" gelernt. Er war Gruppenführer und bis 1993 Hauptlöschmeister, bevor er zum Kreisbrandmeister und 2001 schließlich zum Kreisbrandinspektor für den Bereich Ost befördert wurde. Nun scheidet er mit Vollendung des 65. Lebensjahrs aus dem Dienst aus, wie es das Feuerwehrgesetz vorsieht.
Für 35 Feuerwehren zuständig
Als "fast einzigartige Persönlichkeit" bezeichnete Landrat Roland Grillmeier beim offiziellen Termin im Landratsamt den Kreisbrandinspektor. Drei Landräte und drei Kreisbrandräte habe der 65-Jährige überstanden. Seine Verabschiedung sei ein schöner Anlass zurückzublicken, aber auch nicht einfach. "Ich glaube, man kann sagen, dass du eine Ära geprägt hast", sagt Grillmeier. Viel gelenkt hat Lorenz Müller sowohl als Betreuer von 35 Feuerwehren in seinem Inspektionsbereich als auch als Ausbilder.
Müller berichtet im Gespräch mit Oberpfalz-Medien von der Einführung der Rettungsleitstelle ILS, die eine komplett neue Planung der Alarmierung erforderte. Zonenplanung, Digitalfunkalarmierung, Corona-Krisenstab, Katastrophenschutz, der Kreisbrandinspektor hat alles mitgemacht. Als besonders positiv bewertet er vor allem, dass in den vergangenen 15 Jahren mehr Geld zur Verfügung stand als in den Jahren zuvor. Dadurch waren neue Gerätehaus-Ausstattungen und das Anschaffen neuer Fahrzeuge möglich. Er habe viel gelernt, was er auch in seinem Alltag und Berufsleben einsetzen konnte, gerade was technisches Wissen angehe. Der Kreisbrandinspektor war bis 2021 als Produktmanager bei Hart-Keramik beschäftigt.
Erster beim Ü40-Abzeichen
"Es fällt mir nicht einfach, die richtigen Worte zu finden", sagt der Tirschenreuther Kreisbrandrat Andreas Wührl vor der versammelten Führungsriege. Nach den richtigen Worten suchen alle Teilnehmer der Feierstunde. Immerhin verabschieden sie einen der dienstältesten Feuerwehrler im Landkreis und der gesamten Oberpfalz. Zahlreiche Ehrenzeichen und sämtliche Einsatzabzeichen hat Lorenz Müller vorzuweisen. Er selbst hat das Ü40-Abzeichen mit eingeführt und es auch als erster abgelegt. "Du warst immer aufgeschlossen für Neues", betont Wührl.
An all das bleibt nun die Erinnerung, es bleibt ein Erbe und die Ernennung zum Ehrenkreisbrandinspektor mitsamt Aufnäher und Urkunde. Lorenz Müller selbst freut sich vor allem, dass er so viele Jahre dabei geblieben ist und nicht aus Ärger oder Frust abgebrochen hat. "Ich denke, das ist schon ein Unterschied zu manch anderen, die dann die Flinte ins Korn werfen", sagt er. Er werde auch die ein oder andere lustige Einsatzfahrt vermissen, bekennt der Waldsassener. Er helfe und motiviere gerne, gerade auch die jungen Leute.
Diesen "jungen und engagierten" Leuten übergibt er jetzt die Zügel. Kreisbrandrat Wührl ernennt den bisherigen Kreisbrandmeister Klaus Schicker aus Bärnau zum neuen Kreisbrandinspektor. "Es sind große Fußstapfen. Aber wir wünschen uns, eigene zu hinterlassen", sagt Schicker über seine Position und spricht damit auch für seinen eigenen Nachfolger, Christian Sirtl aus Thumsenreuth, der nun als Kreisbrandmeister die Ausbildung übernimmt. Müller, Schicker und Sirtl danken ihren Partnerinnen für ihre Unterstützung.
Körper und Psyche gefordert
Müller wünscht sich, dass das Ehrenamt in Zukunft mehr gewürdigt wird und die Arbeitgeber die Leute auch zu den Einsätzen weglassen. Er selbst sei in Waldsassen fast bei jedem Einsatz dabei gewesen. "Da bin ich alles mitgefahren, was zeitlich ging", sagt er. Dabei habe er sowohl als aktiver Feuerwehrmann als auch als Kreisbrandinspektor einiges erlebt. Viel Tragisches. Vermissten-Suchaktionen, Großbrände, Verkehrsunfälle mit Todesfolge, verletzte Kinder. Hier sei vor allem auch psychische Betreuung für Betroffene und Angehörige gefragt.
Helfen und sich helfen lassen, das praktizieren auch die Blaulicht-Einsatzkräfte untereinander. Das verdeutlichen die Überraschungsgäste Kreisbrandrat Wieland Schletz und Kreisbrandinspektor Armin Welzel von der Feuerwehr Wunsiedel, als sie berichten, wie Müller ihnen als Einsatzleiter ab und an unter die Arme gegriffen hat.
Ob aus Erfahrung oder Bescheidenheit – Lorenz Müller, der intern bereits mit einem Feuerwehr-Großaufgebot bei der Kappl verabschiedet wurde, betont immer wieder aufs Neue: "Es ist nicht mein Erfolg, es ist immer eine Gemeinschaftsarbeit." Die persönlichen Kontakte seien enorm wichtig und die bleiben ihm auch erhalten. Ob bei Feuerwehr oder Polizei, Lorenz Müller bleibt überall gern gesehen.
Geknüpfte Bande bleiben
Gesehen wird er jetzt aber wohl erst einmal beim Fahrradfahren und der Holzarbeit. Außerdem sind Urlaube und Ausflüge mit seiner Ehefrau Brigitte geplant, auf die sich beide freuen, verrät Müller. Dementsprechend gehe er mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Einerseits sagt er, es fällt ihm nicht schwer, andererseits merke ich, dass er gerne weitermachen würde", sagt Brigitte Müller. Ihr Mann werde weiterhin bei der Feuerwehr helfen, wo er kann und darf. Auch in der Jugendausbildung und in seiner Tätigkeit als Schiedsrichter bleibt er aktiv.
Nicht umsonst sagt Roland Grillmeier zu Beginn der Feierstunde: "Diese Welt kann nur durch Menschen leben, die mehr tun als ihre Pflicht." Seine Pflicht hat Lorenz Müller in 49 Jahren bei der Feuerwehr mehr als erfüllt. Aber die 50 wird er als Ausbilder wohl noch vollmachen. So ganz lassen kann er es eben trotzdem nicht.
So ist die Feuerwehrführung im Kreisverband Tirschenreuth organisiert
- Besondere Führungsdienstgrade: Kommandant und stellvertretender Kommandant auf örtlicher Ebene, Kreisbrandmeister, drei Kreisbrandinspektoren, ein Kreisbrandrat (alle Positionen sind natürlich auch für Frauen möglich)
- Inspektionsbereich West: Brand, Ebnath, Immenreuth, Kulmain, Kemnath, Kastl, Neusorg, Pullenreuth
- Inspektionsbereich Mitte: Waldershof, Erbendorf, Friedenfels, Pechbrunn, Fuchsmühl, Krummennaab, Reuth, Wiesau, Konnersreuth, Mitterteich, Leonberg, Falkenberg
- Inspektionsbereich Ost: Waldsassen, Tirschenreuth, Plößberg, Neualbenreuth, Mähring, Bärnau
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