Waldsassen
08.02.2019 - 12:05 Uhr

Eine Mauer als Kunstwerk

"Machen wir doch etwas mit Glas", erinnert sich Architekt Josef Weber an seine Überlegungen, was denn mit der verbliebenen Hauswand vor der früheren Glück-Villa an der Egerer Straße in Waldsassen geschehen könnte.

Mitarbeiter der Glasbaufirma Wiesner aus Kümmersbruck beim Setzen der Lamberts-Glas-Scheiben. Bild: kgg
Mitarbeiter der Glasbaufirma Wiesner aus Kümmersbruck beim Setzen der Lamberts-Glas-Scheiben.

Bei einem Gespräch mit dem früheren Glashütten-Chef Hans-Reiner Meindl wurde die Vision immer klarer: Mundgeblasenes und farbiges Lamberts-Glas in den ehemaligen Schaufenster-Öffnungen wäre eine gute Lösung. Und da passte es prima, dass Weber als neuer Eigentümer des stattlichen Anwesens Kontakte zur Künstlerin Sabine Straub in München hatte. Mit ihr schaute sich Weber die Schatulle mit Glas-Mustern aus dem Traditionsunternehmen in der Klosterstadt an; wenig später gab es die ersten Entwürfe. "Das wertet die Situation dort auf", freut sich Weber: Am Donnerstag sind die Gläser von einem Fachbetrieb eingesetzt worden.

Weber ist glücklich darüber, dass die Gestaltung des Mauerrests - die ehemalige Vorderfront des später abgebrochenen kleinen Hauses vorm Glück-Anwesen - mit Unterstützung der Städtebauförderung finanziert werden konnte. "Das hat gut geklappt", sagt Weber und stellt dabei auch die erfolgreichen Bemühungen von Waldsassens Bürgermeister Bernd Sommer heraus. Was die Gestaltung gekostet hat, darüber hält sich Weber bedeckt. Im "unteren fünfstelligen Bereich" liege der Betrag, der dafür aufgewendet worden sei. Nach den Worten von Weber bedeutet die Mauer mit den Glas-Einsätzen für das Stadtbild eine Aufwertung und eine schöne Visitenkarte für die ortsansässige Glashütte. Dabei denkt Weber an die Bedeutung der Egerer Straße, wenn irgendwann einmal nicht mehr der Transitverkehr in und aus Richtung Grenzübergang fließt und auf einer verlegten Bundesstraße 299 rollen wird.

Pendant zum Gegenüber

Weber sieht mit der künstlerisch gestalteten Wand ein Pendant zum Gegenüber - die Sitz-Nischen an der Vorderfront des Café Rosner. Beides mache sich in einem Bereich, der dann auch verkehrsberuhigt gestaltet werden könnte, optisch sehr gut. "Die Egerer Straße soll ein schöner Lauf-Bereich sein."

"Das ist Handarbeit pur", sagt der Architekt über die Ausführung der Scheiben: Die mundgeblasenen Flachglas-Elemente sind auf Einscheiben-Sicherheitsglas geklebt - "blasenfrei", wie Josef Weber erklärt. Die nach alter handwerklicher Tradition gefertigten Gläser sind mit der "schönen" Seite zur Egerer Straße hin eingesetzt. "Da kommen die Farben besser", beschreibt der Architekt die höhere Brillanz; mit dem Sicherheitsglas davor entstünden dagegen unschöne Spiegelungen.

"Der Regen", beantwortet Weber spontan die Frage, wer denn fürs Putzen der hochwertigen Glas-Einsätze zuständig sei. Im Hinblick auf die Beeinträchtigungen durch den Verkehr fügt Weber hinzu: "Lamberts-Glas hält Schmutz aus."

Aufwertung für Mieter

Eine Aufwertung bedeutet die besonderes gestaltete Wand auch für die Mieter in der Glück-Villa. Für den Garten hinter der Mauer an der Egerer Straße biete diese höheren Schall- und durch die Gläser noch mehr Sichtschutz.

"Außerdem wird jetzt kein Müll mehr reingeschmissen", unterstreicht der Eigentümer einen weiteren Vorteil: Passanten könnten nun nichts mehr durch die vormals offenen Rahmen werfen.

Lambertsglas wertet die Mauer vor der Glück-Villa an der Egerer Straße in Waldsassen auf. Bild: kgg
Lambertsglas wertet die Mauer vor der Glück-Villa an der Egerer Straße in Waldsassen auf.
Infobox:

Die von Künstlerin Sabine Straub entworfenen Elemente sind mit geschnittenem und farbigem mundgeblasenen Glas gestaltet, das auf einer Trägerglasscheibe laminiert ist. „Es freut uns, dass Architekt Josef Weber Waldsassener Glas verbaut“, so Robert Christ, Prokurist in der Glashütte Lamberts. Mit dem „Kunst am Bau“-Projekt spanne der Investor den Bogen von der Tradition zur Moderne. Denn schon bei der Sanierung der Glück-Villa sei speziell für den Einsatz in historischen Gebäuden entwickeltes mundgeblasenes Fensterglas aus der Waldsassener Glashütte verbaut worden; nun habe Weber auch farbiges Glas als zweites Standbein der Firma verwendet.

 
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