Seit 1885 siedelten sich in Waldsassen Industriebetriebe der Glas- und Porzellanindustrie an. Viele der Arbeiter kamen aus der nordböhmischen Porzellanregion und Glasarbeiter aus dem Böhmerwald und wurden hier heimisch. Sie brachten ihre Sprache mit, aber auch die ihnen eigenen Sitten und Gebräuche und blieben teilweise auch ihrer österreichischen Staatsangehörigkeit treu.
"Viele der jungen Männer hatten ihren dreijährigen Militärdienst in der alten Heimat bei der kaiserlichen und königlichen (k.u.k.) österreichischen Armee abgeleistet", schreibt Bruno Salomon, Vorsitzender des Österreichischen Kriegerkorps in Waldsassen in einer Mitteilung und erläutert: "So führten schließlich das gleiche Schicksal und die gleichen Erlebnisse aus der Militärdienstzeit zu dem Entschluss, quasi in der Fremde einen österreichischen Reservisten- und Veteranenverein im Jahre 1911 ins Leben zu rufen."
500 Mark für die Fahne
Nachdem Kaiser Franz Josef I. dazu bereit war, aus seinen Privatmitteln 500 Mark für die Anschaffung der Vereinsfahne zu spenden, suchte man um die Übernahme einer Patenschaft durch ein Mitglied des Kaiserhauses beim Hofamt in Wien nach. Dann meldete die "Grenzzeitung" Mitte August 1912, "dass durch den Kammervorsteher Oberst Prinz Zdenko Lobkowitz dem hiesigen I. Oesterr. Kriegerkorps die Meldung (zuteil wurde), dass Seine K. und K. Hoheit der Durchlauchtigste Erzherzog Karl Franz Josef geruht habe, das angebotene Protektorat über den Verein zu übernehmen".
Dieser Erzherzog war ein Großneffe des Kaisers. Er vermählte sich 1911 mit Prinzessin Zita von Bourbon-Parma. Der Prinzessin war Waldsassen wohlbekannt: Im Sommer 1910 hatte sie zusammen mit Erzherzogin Annunciata und der Hofdame Baronin Puteani von Franzensbad aus die Sehenswürdigkeiten in der Nachbarstadt besichtigt. "So war man über das ehrenvolle Protektorat – also eine Art Ehrenschirmherrschaft - aufs Höchste erfreut und nannte sich nunmehr stolz: I. Österreichisches Kriegerkorps – Erzherzog Karl Franz Josef."
Auf der Insel Madeira begraben
Mit der Ermordung von Erzherzog Franz Ferdinand war nun Erzherzog Karl Franz Josef – also der Protektor des Kriegerkorps in Waldsassen – neuer Thronanwärter geworden. Als Kaiser Franz Josef am 21. November 1916 – mitten im Ersten Weltkrieg – hochbetagt verstarb, musste der Thronfolger als Kaiser Karl ein schweres Erbe antreten. "1917 versuchte er zweimal vergeblich, einen Friedensschluss für Österreich zu finden, die an Deutschland, Frankreich und Italien scheiterten", heißt es über die Geschichte. Im November 1918 nahte schließlich das Kriegsende. Damit kam auch die Monarchie zu Fall und Kaiser Karl musste abdanken. Er ist dann bereits am 1. April 1922 in der Verbannung auf der Insel Madeira erst 35-jährig an einer Lungenentzündung verstorben und dort in Funchal begraben.
Viele Katholiken sahen in Kaiser Karl bereits in den Zwanzigerjahren einen Heiligen und Märtyrer und man sprach von seinem Golgota und Kreuzweg. Seit 1954 wurde der Seligsprechungsprozess von der zuständigen römischen Kongregation bearbeitet und eine Gebetsliga gegründet. Als in Rom der Seligsprechungsprozess abgeschlossen worden war, wurde damit der „heroische Grad seiner Tugenden“ festgestellt, was besagt, dass er aus der Kraft eines übernatürlichen Glaubens lebte und deshalb Vorbild für alle Gläubigen sein kann. "Er war nicht nur als Mensch ein Vorbild: Sein Glaube bestimmte auch seine politischen Zielsetzungen. Nach seinem Amtsantritt galten seine Bemühungen vor allem dem Frieden, weniger dem militärischen Erfolg und dem Sieg."
Mit Pfarrer Sven Grillmeier
Am 3. Oktober 2004 wurde der letzte österreichische Kaiser von Papst Johannes Paul II. in Rom in die Reihe der Seligen der römisch-katholischen Kirche aufgenommen und zur Ehre der Altäre erhoben. Als kirchlicher Gedenktag für den seligen Karl wurde nicht sein Todestag, sondern – in Erinnerung an seine Heirat mit Zita von Bourbon-Parma – der Hochzeitstag des Paares festgelegt, der 21. Oktober.
Das Waldsassener Korps begeht das Gedenken an seinen Protektor mit der Teilnahme in der K.u.k.-Traditionsuniform des Infanterieregiments 73 (früherer Standort Eger und Prag) und der Kaiserfahne beim Gottesdienst am Donnerstag, 31. März, um 19 Uhr in der Basilika. Als Konzelebrant wird der Feldkurat des Korps, Pfarrer Sven Grillmeier aus Speichersdorf, teilnehmen. Im Anschluss folgt ein Kameradschaftsabend im Vereinslokal "Zieglers Gaststätte".
"So führten schließlich das gleiche Schicksal und die gleichen Erlebnisse aus der Militärdienstzeit zu dem Entschluss, quasi in der Fremde einen österreichischen Reservisten- und Veteranenverein in Jahre 1911 ins Leben zu rufen."
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