Waldsassen
17.11.2022 - 14:39 Uhr

Richtfest auf der Baustelle für neue Behörden-Dienststelle in Waldsassen

Wegen Regens zog die Festgemeinde kurzerhand ins Innere des Gebäudes um: Mit einer Feierstunde ist am Mittwoch der Abschluss der Rohbauarbeiten gewürdigt worden. Dabei äußerte Minister Füracker eine besondere Liebeserklärung an Waldsassen.

von hmr

Mit einem Richtfest feierten Bauherr, Planer, Handwerker, Beschäftigte und zahlreiche Ehrengäste den fast fertigen Rohbau der neuen Dienststelle des Landesamtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung (LDBV) in Waldsassen. Die „Neisteder Zoiglmusi“ eröffnete die kleine Feierstunde. Sie war wegen Regens kurzfristig in das Innere des Gebäudes verlegt worden.

Roman Beer, Leiter des Staatlichen Bauamts Amberg-Sulzbach ging in seiner Begrüßung auf den Neubau der Geodatenbank in Waldsassen ein. „Die Entscheidung für Waldsassen als Standort war eine gute Wahl und nicht zuletzt durch den parkähnlichen Blick auf Schwanenwiese, Basilika und Kloster städtebaulich ein echter Gewinn für die Klosterstadt“, betonte der Behördenleiter. Mit der Pelletsheizung, der Solarthermie und einer Photovoltaikanlage habe man sehr auf Nachhaltigkeit geachtet.

Wenn weiterhin alles planmäßig verlaufe, könne man Ende 2024 die Baumaßnahme abschließen und an den Bauherrn übergeben. „Ein Richtfest ist Tradition, und auch wenn ein Dachstuhl fehlt, kann ein Deckenfest gefeiert werden und zur Erntedankzeit passt es auch“, so Beer.

"Barocker Himmel Bayerns"

Staatsminister und MdL Albert Füracker besuchte vorher schon das Richtfest der LDBV-Dienststelle in Windischeschenbach. Bei der Festrede in Waldsassen bezeichnete Füracker den anwesenden MdL Tobias Reiß als „Vater der Behördenverlagerungen in die Region“ und unterstrich dessen ständigen Einsatz hierbei.

„Das Selbstbewusstsein der Oberpfalz hat sich sehr zum Positiven gewandelt, und der Begriff vom barocken Himmel Bayerns trifft besonders auf das von einer Kulturlandschaft geprägte Waldsassen zu“, bekannte der Heimat- und Finanzminister. Das LDBV sei eine der digitalsten Behörden in Bayern und die Heimatstrategie der Bayerischen Staatsregierung fuße auf der Digitalisierung.

52 von 70 Stellen besetzt

„Entgegen oft geäußerter Kritik verlagern wir keine Menschen, sondern wir verlagern freie Stellen“, machte Füracker deutlich und unterstrich die Familienfreundlichkeit und Freiwilligkeit im Zuge der Behördenverlagerungen. Deshalb sei auch der lange Umsetzungszeitraum von zehn Jahren gewählt. „Wir haben hier bereits 52 von 70 Stellen besetzt und zwar auch durch zahlreiche Neueinstellungen motivierter junger Menschen. Das bedeutet viele Win-Win-Situationen sowohl für die Behörde als auch für die Region.“

Besonders erwähnte der Festredner die energetisch hochwertigen Arbeitsplätze in dem Neubau auf etwa 2000 Quadratmeter Bürofläche mit nahezu Passivhausstandard. Außerdem verwies Füracker auf die wichtige Arbeit der Behörde für die Navigation und die Gebietstopographie mit den laufenden Landschaftsveränderungen.

Bauarbeiten im Zeitraffer

Ein Beispiel für die Vorreiterrolle Bayerns in der Digitalisierung sei neben der schon weit fortgeschrittenen Breitbandversorgung selbst in ländlichen Gebieten die digitale Projektbegleitung der Baumaßnahme: Dazu nannte Füracker die Dokumentation der Bauarbeiten mit einer Baustellenkamera im Zeitraffer, außerdem einen Drohnenflug über Waldsassen.

Landrat Roland Grillmeier dankte dem Minister für die kürzlich bewilligten Stabilisierungshilfen für die Region. Auch verdeutlichte der Landkreischef, wie sich die Stimmung in der Bevölkerung seit dem Wegfall vieler Arbeitsplätze vor 20 Jahren ins Positive gewandelt habe.

Viele LDBV-Mitarbeiter heimisch

„Die Behördenverlagerung nach Waldsassen war ein langer Weg, aber wir waren zuversichtlich“, dankte Zweiter Bürgermeister Karlheinz Hoyer allen Befürwortern der Verlagerung und wies darauf hin, dass sich viele Mitarbeiter des LDBV in Waldsassen schon heimisch fühlten und sich in das gesellschaftliche Leben integriert hätten. Davon profitiere der ganze Landkreis.

Architekt Peter Kuchenreuther ging auf einige Daten des Neubaus ein. Bedeutsam sei außerdem, dass eine Altbebauung ersetzt worden sei und es keinen Flächenfraß gegeben habe. „Wir haben uns gefreut, dass durch die Einzelvergabe an mehrere Planer mehr Handwerker aus der Region zum Zuge gekommen sind und damit auch eine regionale Wertschöpfung erfolgt ist."

Zum anschließenden Richtspruch von Polier Markus Hammerl, unterstützt von dem gebürtigen Waldsassener Peter Seidel – beide von der Generalbaugesellschaft Mickan aus Amberg – gingen die Teilnehmer der kleinen Feierstunde nach draußen und verfolgten, wie die festlich geschmückte Richtkrone mit den Baukran emporgehoben wurde.

Der Richtspruch im Wortlaut

Hochverehrte Richtfestgäste, ich grüß euch hier aufs Allerbeste, wie's Brauch ist hier im Bayernland, mit einem herzlichen „Grüß Gott“ beinand! Zu einem Richtfest so wie heut, gehört ein Richtspruch liebe Leut. Man hat den Richtspruch aufzusagen mir als Polier hier aufgetragen.

Dem Freistaat Bayern als Bauherr sei bescheinigt, dass er den Bau hat beschleunigt. Er hat das Pulver rausgerückt und damit Bau- und Landesamt verzückt. Doch Geld, Genehmigung und dergleichen, können ohne ordentliche Planung nichts erreichen.

Den Architekten, Statikern und Fachingenieuren sei hiermit gedacht, die dies gemeinsam zu Papier gebracht. Doch was nützt der schönste Plan, wenn niemand packt die Arbeit an? Erst wenn die Arbeit ist vergeben, kommt so ein Bauplan auch zum Leben. Mit Recht fragt sich, wenn's geht ans Bau'n, die Bauherrschaft: Wem kannst vertrau'n?

Wer ist’s, der mir den Bau erstellt, sauber, exakt, für wenig Geld? Der Bauherr schenkte uns sein Vertrauen, „Ja“ sagte das Staatliche Bauamt Amberg-Sulzbach, mit dem Mickan können wir bauen. Nun wollen wir voll Dankbarkeit dran denken, dass in all der Zeit, in der sich die Arbeit rührte, ein schlimmer Unglücksfall passierte.

Und damit komm ich jetzt zum Schluss und bringe dar den Handwerksgruß. Auf dass der Bau seinen Zweck erfüllt, wird zunächst einmal der Durst gestillt.

Das erste Glas will ich jetzt leer'n auf unseren LDBV-Bauherrn. Ich wünsch ihm, dass noch in hundert Jahren das Werk soll seinen Zweck erfahren. Unserem Bauherrn ein dreifaches Hoch! Hoch! Hoch! Mein zweites Glas will ich erheben auf jene, die den Bau erdacht. Die Planer, Architekten, Ingenieure, Statiker – all ihnen rufen wir zu ein dreifaches Hoch! Hoch! Hoch!

Zum Schluss, das war schon immer so, sind die Bauleut' mit dem gelobt wer'n dro. Denn was die Planer erst erdacht, haben wir durch Fleiß zum Bauwerk gemacht. Sie war'n's – ich darf's mit Stolz verlesen – die Wichtigsten am Bau gewesen. Den Männern vom Bau ein dreifaches Hoch! Hoch! Hoch!

Dort unten lädt nach altem Brauch das Bauamt jetzt zum Richtfestschmaus. Und jetzt sag ich fürs Zuhör'n danke!

Begebt euch froh zu Speis und Tranke, und nehmt mich auf im Kreis der Zecher, den Markus, euren Richtspruchsprecher.

Hintergrund:

Die LDBV-Dienststelle in Waldsassen

  • Umbauter Raum: 16.000 Kubikmeter
  • Nutzfläche:3.650 Quadratmeter
  • Außerdem: sechs Übernachtungsräume, etwa für Auszubildende
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.