Waldsassen
16.04.2023 - 09:22 Uhr

Roussel Khello neue Wertebotschafterin der Mittelschule Waldsassen

An der Mittelschule Waldsassen sollen Streitigkeiten unter Schülern bereits im Vorfeld im Keim erstickt werden. Dazu beitragen sollen Projekte – etwa "der Wert des Monats".

(ubb) Während Roussel Khello von ihrer Berufung zur Wertebotschafterin erzählt, sprühen ihre Augen vor Tatendrang. Die 15-jährige Schülerin aus der Klasse 10 VK/1 der Mittelschule Waldsassen hat sich viel vorgenommen. Sie möchte ihr neues Amt nutzen, um Streit oder Zwist unter den Schülerinnen und Schülern im Vorfeld auszumerzen.

Dabei wusste Roussel noch vor ein paar Wochen gar nicht, ob sie für eine solche Berufung geeignet ist. Als sie gefragt wurde, ob sie dieses Amt von einer Vorgängerin übernehmen könne, war sie sofort begeistert. Ganz im Sinne der Lehrerschaft: Die Wahl sei auf Roussel gefallen, weil sie beim Engagement für ihre Mitschülerinnen und -schüler bereits seit einigen Jahren positiv auf sich aufmerksam gemacht habe, erklärt Schulleiterin Claudia Strobel-Dietrich.

Roussel durfte Ende Februar für eine Woche nach Gleißenberg bei Cham, wo sie gemeinsam mit weiteren Interessierten aus Oberpfälzer Schulen eine entsprechende Ausbildung zur Wertebotschafterin bekam. Was sie beim Lehrgang hörte, möchte sie nun mit eigenen Ideen in die Praxis umsetzen.

Kein Zwang

Roussel nennt jede Menge Anwendungsbeispiele, die sie in ihrem neuen Amt verwirklichen möchte. Unter anderem wolle sie in den Klassen "den Wert des Monats" einführen, erzählt sie. Jede Klasse solle sich gemeinsam besprechen, was für sie ein wichtiger Wert sei. Der gewählte Wert solle dann einen Monat lang besonders Gehör finden. "Natürlich nur, wenn die Klassen oder die einzelnen Mitschüler auch mitmachen wollen. Wir werden niemandem etwas aufzwingen, was er nicht mag", betont Roussel mehrmals.

Die Jugendliche spricht in der Mehrzahl, weil sie als Wertebotschafterin relativ rasch in ihrer Schule Mitstreiter fand. Im Büro von Jenny Schlicht - sie ist die Jugendsozialarbeiterin an der Mittelschule - bespricht sich Roussel mit Lisa Chotwacs (14, Klasse 9M) und Paula Zant (15, Klasse 9M). Beide gehören zum vorherigen "Werteteam" und machen gemeinsam mit Roussel nun weiter. Ebenfalls am Tisch sitzen Lena Bernt (12, Klasse 6Gt) und Layla Negelein (11, Klasse 6 Gt) Lena und Layla dürfen sich Mini-Wertebotschafterinnen nennen.

Die beiden Sechstklässlerinnen aus der Ganztagsklasse wollten Streitschlichterinnen werden. Da es dieses Amt inzwischen an den Mittelschulen nicht mehr gibt, beide aber eine Schulung gemacht haben, wirken sie nun als Mini-Wertebotschafterinnen mit. Roussel findet das perfekt. "Damit haben wir Ansprechpartnerinnen für die kleineren Klassen. Vielleicht haben die jüngeren Mitschüler ja Hemmungen, wenn wir aus den höheren Klassen auf sie zukommen."

Die 15-Jährige hat eine klare Vorstellung von ihren persönlichen Werten. "Respekt, Gerechtigkeit und Vertrauen sind mir wichtig", sagt sie. Als respektvoll nennt sie unter anderem das tägliche Grüßen. Beim Vertrauen nennt sie als Beispiel den Verleih eines persönlichen Gegenstandes an einen Mitschüler. "Aber jeder hat eine andere Sicht auf Werte", fügt Roussel an. Deshalb gelte es, diese individuellen Meinungen herauszufinden. Geplant sei dafür unter anderem der Aufbau einer Pin-Wand, worauf Werte benannt werden.

Unterstützung des Lehrerkollegiums

Die Arbeit der jungen Leute wird gern vom Lehrerkollegium unterstützt. Als Vermittlerin ist die Jugendsozialarbeiterin die erste Adresse des Botschafterteams. "Ich helfe, wenn es Fragen gibt oder zum Beispiel finanzielle Mittel notwendig werden", erklärt Jenny Schlicht. Ansonsten wird Roussel weitgehend selbstständig tätig sein. Unter anderem kann sie sich einmal in der Woche einen Workshop in der Mittagspause vorstellen für interessierte Mitschülerinnen und -schüler. Geplant sind Mal-Aktionen zur Thematik, um Werte auch visuell vorstellbar zu machen. "Wer Sorgen oder Ängste hat, die mit der Schule zu tun haben, kann zu uns kommen. Sollte sich jemand nicht an ein persönliches Gespräch wagen, kann er einen Brief an uns in den Kummerkasten werfen", erklären die Mädchen, was ebenfalls zu ihren Aufgaben gehört.

Teils aus eigener Erfahrung wollen die Schülerinnen Präventionsarbeit leisten. Sie erzählen von einem Mega-Streit in einer Klasse, der ausgeartet sei und die Gemeinschaft zerrissen habe. Es habe ewig gedauert, den Frieden in der Klasse wieder herzustellen. Jeder solle gern in die Schule gehen, ist die Intention der Mädchen, die teils auch persönlich andere, schlechte Erfahrungen gemacht haben. "Ich möchte, dass in der Schule nie mehr gestritten wird", hat sich Roussel ein großes Ziel als neue Wertebotschafterin gesetzt und fügt zuversichtlich an, "und wir kriegen das hin."

Hintergrund:

"Werte machen Schule"

  • Initiative des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus zur Werteerziehung im Freistaat seit dem Schuljahr 2018/19
  • Ausbildung von 20 Schülerinnen und Schülern aller Schularten zu Wertebotschaftern; Abschluss mit Urkunden-Übergabe durch Kultusstaatssekretärin Anna Stolz
  • Erfahrungsaustausch im Juli bei überregionalem Begegnungswochenende
 
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