In der Jahresmitgliederversammlung wurde die Auflösung des Arbeiter-Unterstützungsvereins „Neue Glashütte“ beschlossen. Das vorhandene Vermögen wird 2022 an die Stammversicherten ausgezahlt. Etwas Wehmut war bei den 25 zur Jahresmitgliederversammlung im Gasthof Schmid-Papierer erschienenen Mitgliedern des Arbeiter-Unterstützungsvereins (Sterbekasse) „Neue Glashütte“ dann schon zu spüren. Schließlich endete mit der Auflösung die fast 100-jährige Geschichte dieser sozialen Einrichtung.
Vor Beginn der Veranstaltung wurde die Einhaltung der 2G-Regel durch Kontrolle der entsprechenden Nachweise überprüft. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Eugen Rösch übernahm der geschäftsführende Vorsitzende Klaus Rösch die Versammlungsleitung. Nach Feststellung der ordnungsgemäßen Einladung zur Jahresmitgliederversammlung und dem Einverständnis mit der Tagesordnung erhoben sich die Teilnehmer zum Gedenken an die in den letzten drei Jahren verstorbenen Mitglieder.
Zinsflaute trübt Aussichten
Rechnungsprüfer Klaus Kastl berichtete von der gemeinsam mit Albert Kraus durchgeführten Kassenprüfung und bescheinigte eine geordnete und einwandfreie Kassenführung. Der Bericht des Geschäftsführers beschränkte sich hauptsächlich auf die durch die Zinsflaute hervorgerufenen schlechten Finanzaussichten für die zu erfüllenden Vereinszwecke, bei denen auch auf absehbare Zeit keine Besserung in Sicht ist. „Außerdem ist es immer schwieriger Personen zu gewinnen, die bereit sind, diese ehrenamtliche Arbeit zu übernehmen. Aber diese Tendenz ist bei einigen Vereinen festzustellen und wird dazu führen, dass so manche Gemeinschaft ums Überleben kämpfen muss“, bedauerte Rösch.
Der Vorstand habe deshalb beschlossen, der Mitgliederversammlung die Auflösung des Vereins vorzuschlagen, solange noch ein auf die Mitglieder zu verteilendes Vermögen zur Verfügung stehe, das nicht durch Minuszinsen und unnötige Verwaltungsausgaben wie Gutachtengebühren immer mehr dahinschmelze.
Vermögen wird ausgezahlt
Das noch vorhandene stattliche Vermögen soll nach Genehmigung der Regierung von Oberbayern als Aufsichtsbehörde und entsprechender Kündigungsfrist bei den Geldinstituten Ende nächsten Jahres an die Mitglieder ausgezahlt werden. Bei der Bemessung der Auszahlungssumme würden die jeweiligen Beitragsjahre zugrunde gelegt. Darüber hinaus sei noch ein Zuschlag von etwa 25 Prozent zu erwarten.
Die Frage nach einer Steuerpflicht verneinte Rösch unter Hinweis auf eine entsprechende Auskunft der Finanzbehörden. „Bis zum Jahresende 2021 wird bei Todesfällen von Versicherten noch das Sterbegeld von 1.050 Euro ausbezahlt. Dann ist Schluss, wenn die Versammlung einverstanden ist“, ging Klaus Rösch zur Abstimmung über die Auflösung des Vereins über. Alle 25 stimmberechtigten Anwesenden votierten für die Vereinsauflösung und die damit verbundene Auszahlung des Vereinsvermögens an die am 31. Dezember 2021 Hauptversicherten.
Nach Paragraph 15 der Vereinssatzung ist die Auflösung von einem Liquidator durchzuführen. Für diese Aufgabe bestimmte die Versammlung Klaus Rösch und als dessen Stellvertreter Karl-Hans Hofmann. Auf Anregung von Anton Höfer und Karlheinz Hoyer kam man überein, nach dieser wohl letzten Jahresmitgliederversammlung künftig zwanglose Zusammenkünfte zu initiieren. Außerdem soll nächstes Jahr ein Abschlussgottesdienst gefeiert werden.
Arbeiter-Unterstützungsverein zählt noch 470 Mitglieder
- Ursprünglich gründeten 28 im Glasmacherberuf Beschäftigte den kleinen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit am 6. Juni 1924.
- Vereinszweck war die finanzielle Unterstützung und Hilfe für bedürftige Kollegen und deren Familien. Vorher erfolgte die kollegiale Hilfe mit Naturalien.
- Bei einer seinerzeitigen Aufnahmegebühr von zwei Mark fand der Verein regen Zuspruch an Mitgliedern.
- Nach der sozialen Sicherstellung wurde die Solidargemeinschaft in eine Sterbekasse umgewandelt.
- 1954 zählte der Verein 329 Mitglieder und hatte einen Kassenbestand von 30.000 DM.
- Am Ende des Geschäftsjahres 1983 betrug der Mitgliederstand 612 Hauptversicherte sowie 279 Frauen und 182 Kinder als Mitversicherte.
- Bis 1970 führte das Landratsamt Tirschenreuth die Aufsicht, seitdem die Regierung von Oberbayern in München.
- Zuletzt wurde ein jährlicher Beitrag von 15 Euro von den aktuell noch 470 Mitgliedern erhoben.
"Dann ist Schluss, wenn die Versammlung einverstanden ist."
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