Waldsassen
09.09.2022 - 14:09 Uhr

"Tief bewegender Einsatz": Feuerkinder-Team zum 36. Mal in Tansania

Das Team der Aktion Feuerkinder reiste im August zum 36. Mal nach Tansania, um Kinder mit Fehlstellungen zu operieren. "Es war ein außergewöhnlich erfolgreicher, aber auch tief bewegender Einsatz", resümiert Ärztin Dr. Annemarie Schraml.

80 Operationen an 11 OP-Tagen – ein enormes Programm bewältigte ein Team der Aktion Feuerkinder beim inzwischen 36. Hilfseinsatz in Tansania. Vom 10. bis zum 27. August dauerte der Aufenthalt in dem ostafrikanischen Land. Wieder mit dabei war Dr. Annemarie Schraml aus Waldsassen, die viel zu berichten hat.

Schon kurz nach der Ankunft in Tansania seien 120 Patienten voruntersucht worden. "Es wurden viele extrem arme Kinder aus bis 1500 Kilometer entfernten Regionen von zwei Stiftungen gebracht", informiert Dr. Schraml. Die schon mit Gipsen vorbehandelten Klumpfußkinder des "Plasterhouses Arusha" seien unter anderem in Begleitung eines in Kenia ausgebildeten Arztes gekommen, der bei einigen die erforderliche Operation durchführen werde. Beim nächsten Einsatz im Jahr 2023 sei geplant, dass ein Orthopäde des Feuerkinder-Teams mit ihm in Arusha operieren wird.

Wertvolle Hilfe leistete laut Dr. Schraml wieder die tansanische Schwester Grace, die seit 2000 an jedem Einsatz teilnahm und jetzt in Nürnberg lebt. Mit im Team waren der Anästhesist Dr. Rolando Rossi, Intensiv-Schwester Annemarie Rossi, OP-Schwester Daniela Klughardt, Orthopäde Dr. Stephan Oehler und Assistenzarzt Dominic Reinhart. Höchst hilfreich sei auch wieder gewesen, dass Dr. Mirjam Triebel zum Team stieß. Die deutsche Neuropädiaterin sei 12 Stunden mit dem Bus aus dem Süden Tansanias angereist. Sie spreche perfekt Kisuaheli, was die Kommunikation mit Kindern und Eltern erleichtert habe. Erfreut habe Dr. Schraml auch wieder die gute Zusammenarbeit mit den tansanischen Mitarbeitern des Nkoaranga-Hospitals.

Spatenstich für Neubau

Das Gebäude, in dem Geburtshilfe und Gynäkologie untergebracht sind, ist laut Dr. Schraml seit Jahren baufällig. "Die hygienische Situation für die rund 650 werdenden Mütter, Wöchnerinnen und Säuglinge pro Jahr war zuletzt untragbar geworden." Nun seien dank der Unterstützung durch das Feuerkinder-Projekt und die Aktion Sternstunden der Neubau initiiert und der Spatenstich durchgeführt worden.

Das Team nahm an einem Sonntag an der Ordination von 14 jungen Diakonen im Ausbildungszentrum Faraja teil. Hier traf Dr. Schraml unter anderem Diakon Elineema Mollel, der bis 2006 im Nkoaranga-Hospital arbeitete. Ihm sei eine Weiterbildung in Orthopädie finanziert worden, inzwischen habe er eine Apotheke am Kilimanjaro aufgebaut. Ein Wiedersehen gab es auch mit Praygod, der einst an Klumpfüßen operiert worden sei und nun als IT-Fachmann arbeite.

Dank von einstigen Patienten

"Eine große Freude war, dass zwei ehemalige Patienten, die in den Anfangsjahren erfolgreich operiert worden waren, zu Besuch kamen, um sich zu bedanken", berichtet Dr. Schraml weiter. Ayubo aus Daressalam sei heute Lehrer, Peter aus Mwanza studiere Betriebswirtschaft. "Diese jungen Männer verkörpern das Ziel des Feuerkinder-Projektes wunderbar: Kindern durch die Operationen zu ermöglichen, dass sie gehen, in die Schule gehen, einen Beruf erlernen oder studieren können, um so aus der Spirale der Armut zu kommen." Sehr erfreulich und hoffnungsvoll sei auch, dass Dr. Job, der 2007 als Orthopädietechniker in Usa River die ersten Abduktionsschienen zur Klumpfußbehandlung nach Ponseti angefertigt habe, dann Medizin studiert habe und nun eine Facharztweiterbildung in Orthopädie/Unfallchirurgie mache, für zwei Tage engagiert bei den Operationen hospitiert habe. Eine junge Patientin sei aus Nairobi in Kenia angereist, weil sich ihre Eltern eine Operation einer schweren Beinfehlstellung nicht leisten könnten. Über eine Verwandte aus Tansania habe sie erfahren, dass bedürftige Kinder vom Feuerkinder-Team kostenlos behandelt werden.

Beim diesjährigen Einsatz extrem wertvoll waren laut Dr. Schraml die von vielen Frauen gestrickten und gespendeten Decken, Mützen und Socken, da es sehr kalt gewesen sei. Weiter lobt die Ärztin die knöchelhohen Schuhe aus dem inzwischen geschlossenen Mitterteicher Schuhhaus Mörtl, die in der Nachbehandlung von Fußfehlstellungen verwendet würden.

Große Ernteausfälle

"In einigen Gegenden Tansanias ist der Regen ausgeblieben und es gab große Ernteausfälle", berichtet Dr. Schraml von der allgemeinen Situation im Land. Die Preise für Grundnahrungsmittel seien deutlich gestiegen und hätten teils zu einer Hungersnot geführt. Daher sei auch weiter die Unterstützung von armen Menschen mit Lebensmitteln notwendig.

An den letzten beiden Tagen des Einsatzes habe das Feuerkinder-Team die Gipsverbände gewechselt und alle Patienten entlassen. Die Nachversorgung werde durch die vom Team ausgebildete Ärztin Godnester Muungure durchgeführt. Dank einer digitalen Röntgenanlage könnten die Kontrollbilder in einigen Wochen zur weiteren Beurteilung an Dr. Schraml übermittelt werden. Die Weiterbehandlung der operierten Klumpfußkinder erfolge im "Usa River Reha Center", das mit den in Tansania kaum erhältlichen Kunststoffgipsverbänden versorgt worden sei.

"Die positive Entwicklung des Nkoaranga-Hospitals geht weiter", freut sich Dr. Schraml. "So konnte das Leben schwer verletzter Patienten dank der vom Feuerkinder-Team bereitgestellten Instrumente gerettet werden." Als Beispiel nennt sie den Fall eines achtjährigen Massai-Mädchens, das mit Schädelfraktur und Gehirnblutung bewusstlos eingeliefert worden war. Um das medizinische Angebot weiter zu verbessern, werde ab Herbst die Weiterbildung eines örtlichen Arztes in Urologie übernommen. Als sehr beeindruckend wertet Dr. Schraml, dass das Krankenhaus inzwischen zu einem Zentrum der Unfallchirurgie geworden sei.

Einen herzlichen Dank richtet Dr. Annemarie Schraml am Ende an alle Unterstützer der Aktion Feuerkinder: "Alle Aufgaben konnten und können nur dank der langjährigen großzügigen Unterstützung vieler Menschen erfüllt werden." Gleichzeitig bittet sie - trotz großer Probleme auch in Deutschland und in vielen anderen Ländern - um Fortsetzung dieser Unterstützung.

Service:

Hilfe für Feuerkinder

  • Spendenkonto: Projekt Feuerkinder, EB Kassel; BIC: GENODEF1EK1, IBAN:DE53 5206 0410 0103 5099 82
  • Weitere Informationen: im Internet unter www.feuerkinder.de
 
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