Waldsassen
19.02.2019 - 16:36 Uhr

Vier Frauen treten Mozart gehörig in den Hintern

Das Konzert der "Ladystrings" kürzlich in der Klosteraula in Waldsassen zeigt: Frechheit siegt. Neben ihrem musikalischen Können ist dies ein weiteres Talent, das "Ladystrings - grenzenlos klassisch" auszeichnet.

"Ladystrings": Das sind die vier Musikerinnen Charlotte Balle, Maria Friedrich, Dorothea Galler und Lisa Barry (von links). Bild: ubb
"Ladystrings": Das sind die vier Musikerinnen Charlotte Balle, Maria Friedrich, Dorothea Galler und Lisa Barry (von links).

Wäre Mozart heute geboren, hätte er Groupies, würde in Geld schwimmen, Skandale verursachen und Frauengeschichten haben. Die vier Musikerinnen von "Ladystrings" beschreiben Mozart als Rockstar. Wie das klangtechnisch aussieht, demonstrieren Charlotte Balle (Violine), Lisa Barry (Violine), Dorothea Galler (Viola) und Maria Friedrich (Violoncello) dann beim Konzert des Kammermusikkreises mit unerschöpflicher Frauen-Power. Elegant gekleidet erobern sie die Aula, um zwei Stunden lang das Publikum zu verblüffen.

Wie Göttinnen

Verursacher dieses wunderschönen Musiknachmittags mit "Ladystrings", so stellt sich bald heraus, ist Kirchenmusiker Andreas Sagstetter. Er habe mit der Bratschistin studiert, erzählt er. Das muss ein hochtalentierter Jahrgang gewesen sein. Diese Frauen liefern unter dem Titel "Wolfgang Amadé - eine kleine Mozart-Revue" einen Auftritt, als seien sie die "Göttinnen der Streichinstrumente".

Bei aller Professionalität wird das Publikum auch noch mit Humor und weiblicher Raffinesse verwöhnt. Mozarts Leben als Skandalreport wie bei einer Klatschzeitung? Die Ladys erzählen, Mozarts erste Liebe sei ein Jüngling gewesen, und wissen Skandalöses über sein Leben. Weit besser natürlich: Vor dem Hintergrund mancher Anekdote spielen sich die vier Mädels geradeheraus an ihren Instrumenten die Seele aus dem Leib. "Voi che sapete" aus "Die Hochzeit des Figaros" lässt aufhorchen. "Flotte Damen" , kommentiert ein Zuhörer. Doch das ist erst der Anfang. Die "Fuge" von Jörg Wildmoser (aus Präludium und Fuge für Streichquartett) liegt schwer im Ohr. Man will sich nur langsam einlassen auf diese geniale musikalische Dramaturgie. "Es ist ein Wahnsinnsgefühl, wenn man da wieder rauskommt aus dieser Fuge", lachen die Damen. Die Fuge bekommt Dreifach-Applaus. Mit "Molly on the shore - Irish Reel" von Percy Grainer zieht Irland am Kloster vorbei. Spaß daran haben Musikerinnen wie Publikum.

Die Damen können aber auch Rap, das Programm verspricht schließlich Musik "von der Moderne bis zum Crossover". "Rock me Amadeus" von Falco entfacht ein Feuer an Spielfreude und eigenwilliger Interpretation. "Wow. Ihr seid der Hammer" möchte man loben. Das gediegene Klassik-Konzert lässt aber nur einige Bravo-Rufe zu. Dann regt "Die kleine Lachmusik" aus Mozarts "Kleiner Nachtmusik" zum Schmunzeln an.

Vergleiche mit Jackson

Die Kommentare in der Pause reichen von "grandios" über "unglaublich" bis "noch nie da gewesen". Diesmal in seidig-zarten Gehröcken, schwarzen Hosen und goldenen Schuhen setzen die Ladys an Attraktivität und Können einiges drauf. "Mozart war ein Wunderkind, Michael Jackson auch. Beide wurden von ihren ehrgeizigen Vätern zur Karriere getrieben, Mozart liebte schöne Kleider, Jackson Schönheits-OP", ziehen die Frauen Parallelen, um mit "Billie Jeans" von Jackson den musikalischen Beweis anzutreten.

Spätestens bei Mozarts "Andante" (aus dem Quartett Nr. 15-Moll KV 421) ist gewiss: Violinen können auch wehtun, werden sie derartig emotional eingesetzt. Was für eine Musik! Und was kommt später? "Mozartkugeln, Mozarttassen, Mozart-Shirts, Kühe chillen bei Mozartmusik", lachen die Ladys. Sie haben sichtlich Spaß an ihren Eigenheiten, lassen das Publikum teilhaben und sich feiern. Für den "Weißbier-Samba" als Zugabe und diese unverschämt gute Laune der "Ladystrings" ist tosender Applaus zum x-ten Mal an diesem Nachmittag garantiert.

 
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