Waldsassen
09.07.2019 - 19:57 Uhr

Waldsassener Förster machen sich nicht vom Acker

Wo früher Wildäcker die begehrte Jagdbeute an Ort und Stelle locken sollten, zieren jetzt bute Blumenwiesen die Areale. Und die locken vor allem Insekten an, die in unserer ausgeräumten Kulturlandschaft Probleme haben, Nahrung zu finden.

Der Leiter des Forstbetriebs Waldsassen, Norbert Zintl (links), sein Stellvertreter Florian Fischer (rechts) und Revierleiter Dietmar Michalski (Mitte), sind zufrieden mit dem Ergebnis. Auf den angelegten Blühflächen, hier im Revier Hatzenreuth, summt und brummt es bereits mächtig. Bild: tr
Der Leiter des Forstbetriebs Waldsassen, Norbert Zintl (links), sein Stellvertreter Florian Fischer (rechts) und Revierleiter Dietmar Michalski (Mitte), sind zufrieden mit dem Ergebnis. Auf den angelegten Blühflächen, hier im Revier Hatzenreuth, summt und brummt es bereits mächtig.

Drei Förster des Forstbetriebs (FB) Waldsassen sind in der Abteilung "Rehbuckl" unterwegs auf einer eher außergewöhnlichen Mission. Der Chef, Norbert Zintl, sein Stellvertreter Florian Fischer und Revierleiter Dietmar Michalski schauen sich an, wie sich die angelegten Blühwiesen im Revier Hatzenreuth entwickelt haben. Sie sind mit dem Ergebnis zufrieden.

Umdenken beim Forst

Auf einer Wiese blüht am Waldrand der Ginster in sattem Gelb. In der Wiese selbst dominiert die leicht lilafarbene Wiesenglockenblume. Dazwischen wachsen die Gemeine Schafgarbe, die Kohl-Kratzdistel, die Wilde Möhre, der Echte Ehrenpreis, der Kriechende Günsel, die Rote Lichtnelke und die Wiesen-Flockenblume. Einige unter vielen anderen Wiesenblumen, die in der Region zwar ihre angestammte Heimat haben, jedoch keinen Platz, wo sie gedeihen könnten. Das Artensterben hat wohl den Anstoß gegeben, dass die Bayerischen Staatforsten (BaySF) umdenken und handeln. Bereits im vergangenen Jahr haben die Verantwortlichen in allen zehn Revieren Flächen für Blumenwiesen hergerichtet, gesät und alte Obstbaumsorten dazwischen gepflanzt. Mit mäßigem Erfolg, erklären die Förster, weil der Sommer einfach zu heiß und trocken gewesen sei. Anders in diesem Jahr, wo die Flächen im Frühjahr durch Regen immer wieder die notwendige Flüssigkeit bekommen haben. Prächtige, farbenfrohe Wiesen sind entstanden. 6,5 Hektar Fläche hat der Forstbetrieb in seinen zehn Revieren in Blühwiesen umgewandelt. Die einzelnen Areale sind in etwa je 0,5 Hektar groß. Um langfristig darauf Erfolg zu erzielen, ist es wichtig, dass die Wiesen nicht zu früh gemäht werden, damit die Pflanzen aussamen können und im darauffolgenden Jahr wieder neue Blütenpracht entsteht. Im Falle des Hatzenreuther Reviers hat dessen Leiter Dietmar Michalski die optimale Lösung gefunden. Ein Schloppacher, der eine Art Tierasyl betreibt, kümmert sich um die zeitgerechte Mahd und den Abtransport des Heus.

Über 20 000 Euro

In das spezielle Saatgut, das genau zur Region passt, hat der Forstbetrieb über 20 000 Euro investiert. Dieses autochthone Saatgut sei wichtig, damit die Artenvielfalt nicht verfälscht werde, erklärt Fischer. Die Flächen gefräst und das Saatgut eingebracht hat ein Landwirt aus der Region.

Hintergrund:

Forstbetrieb und Naturschutz

In jedem Revier hat der FB Waldsassen eine Blühfläche mit einem Hinweisschild gekennzeichnet. Darauf steht: "Zur Nachhaltigkeit im Wald gehört auch der Schutz der heimischen Tier- und Pflanzenwelt. Unsere arten- und strukturreichen Mischwälder versorgen uns nicht nur mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz, sie sind auch Lebensraum für eine Vielzahl von Arten. Schmetterlinge, Bienen, Hummeln und Käfer sind auf Blüten angewiesen. Mit dem Aktionsprogramm "Der Wald blüht auf" bringen die BayFS regionales Saatgut mit einheimischen Wildpflanzenarten aus. Dadurch erhalten und fördern wir besonders die Lebensräume und die Artenvielfalt unserer heimischen Insekten. Auf den neu angelegten Blühflächen finden sie Nahrung durch Pollen und Nektar. (tr)

 
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