Ein tristes Bild bietet die rund 2000 Quadratmeter große Kleintierzuchtanlage von Johann Schmid in der Konnersreuther Straße in Waldsassen. Dort, wo sich noch vor gar nicht so langer Zeit Enten, Gänse und Hühner tummelten, herrscht gähnende Leere. Nach einem Ausbruch der Vogelgrippe wurde der gesamte Bestand, über Hundert Tiere, vernichtet. "Ich bin nervlich noch erheblich angeschlagen. Ich bin in dieser einen Woche um zehn Jahre älter geworden“, sagt der Züchter, als ihn Oberpfalz-Medien dieser Tage besucht.
Seine Böhmischen Gänse, Maranshühner und Hochbrutflugenten, mit denen er viele Preise geholt hat, sind Vergangenheit. Eine Spezialfirma aus Bamberg hat die toten Tiere abgeholt. Es ist nach wie vor unklar, wie die Erreger in seine Anlage gelangt sind. Das wird sich wohl nie endgültig klären lassen. Der Rassegeflügelzüchter selbst glaubt nach wie vor, dass Wildvögel die tödliche Krankheit gebracht haben.
Johann Schmid wird bald 66 Jahre alt und wuchs wohlbehütet im Bauernhof seiner Eltern auf. „Ich bin mit Tieren groß geworden, ich war immer mit Tieren zusammen“, erzählt er von einer besonderen Empathie für Geflügel. Dabei fallen auch zwei Namen: Fred Stingl (er war früher Vorsitzender des Kaninchenzuchtvereins) und Alois Seitz (er war Taubenzüchter). Beide hätten seine Liebe zur Zucht geweckt und ihm auch viel beigebracht. Unterstützung bekam er beim Aufbau seiner Zucht auch vom Konnersreuther Michael Walenta. „Auch von ihm habe ich Vieles gelernt", sagt der Waldsassener.
Über 40 Jahre Zuchterfahrung
„Ich züchte seit mehr als 40 Jahren“, blickt Johann Schmid auf die Anfänge zurück. „Mein Hobby war der Ausgleich für meine Arbeit.“ Der Waldsassener war Glasarbeiter bei Schott in Mitterteich. „Alles, was ich in all den Jahren züchterisch aufgebaut habe, ist weg, alle Tiere wurden gekeult." Bei der Tötung war er nicht dabei: "Ich konnte und wollte mir dies nicht ansehen. Die Tiere waren mein Leben."
Viel Zeit und Leidenschaft hat er investiert, um seine Zucht ständig zu verbessern. "Ich wollte schon bald nicht mehr nur regional ausstellen, sondern mich mit den besten Züchtern Deutschlands messen", erzählt er. Zahlreiche Pokale, Urkunden, Wimpel und sonstige Trophäen künden im Flur zu seiner Bierschänke, die er betreibt, von Ausstellungen, die er mit seinem Geflügel erfolgreich besucht hat. 2011 war er mit seinen weißen Hochbrutflugenten sogar Europa-Champion, im Jahr 2000 gewann er das Jahrtausend-Band. Sechs Mal war er Deutscher und Bayerischer Meister. „Mein Herz hängt an der Zucht, der Garten ist leer, es fehlt etwas, das sind meine Tiere."
Seine Anlage in der Konnersreuther Straße besteht seit 35 Jahren. Hans Schmid hat sie nach eigenen Ideen verwirklicht. „Ich habe sogar fließend Wasser vom Josephsbrunnen in meiner Anlage. Meine Tiere waren durch den Auslauf gesund.“ Er hat viele Videos vom einstigen Bestand. „Ich war täglich bei meinen Tieren, sie kannten mich“, behauptet er.
Noch einmal erzählt Schmid, wie er den Ausbruch der Vogelgrippe festgestellt hat. An Silvester hat er die ersten toten Tiere, zwölf verendete Gänse und Hühner, in seiner Anlage entdeckt. Zwei Tage später meldete er dies dem Veterinäramt Tirschenreuth. Dieses nahm Proben von lebenden Hühnern, Gänsen und Enten. Am Dienstag, 3. Januar, bekam er die Nachricht, dass die Tiere positiv sind, zwei Tage später war der gesamte Bestand ausgelöscht.
Drei Stunden gekeult
„Die Keulung dauerte rund drei Stunden, zusehen konnte ich da nicht, das brach mir das Herz“, sagt Schmid. „Mir wurde mitgeteilt, dass die Tiere zunächst betäubt und später gekeult wurden, alles vorschriftsmäßig“, wie Schmid feststellt. Im Anschluss wurden die Tiere in Säcken zu einer Tierverwertungsanstalt gebracht und die Anlage komplett desinfiziert. „Ich habe dann auf dem Gelände und auf den Gehwegen zur Anlage noch Branntkalk aufgebracht, die Anlage ist noch immer gesperrt, die Desinfektion dauert noch an“, sagt Schmid. Der verheiratete Vater eines Sohnes verliert kein böses Wort über die Mitarbeiter des Veterinäramts. Im Gegenteil, er lobt sie sogar. Sie seien sehr einfühlsam mit ihm als Züchter umgegangen und hätten ihn sogar getröstet: „Die reagierten sehr verständnisvoll.“
Als der Ausbruch der Vogelgrippe bekannt wurde, spendeten ihm viele Zuchtkollegen Trost. Vor allem vom Geflügelzuchtverein Pfreimd meldeten sich viele, dort gehört der Waldsassener seit dem Jahr 2000 dem engeren Vorstand an. „Angerufen haben mich Züchterfreunde aus ganz Deutschland, sogar Konkurrenten, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Mein Handy stand zeitweise nicht mehr still.“
In Waldsassen habe er viel Trost in seiner Bierschänke „Peterbauer“ erfahren, wo immer noch Gäste ihr Mitgefühl bekundeten. Beim Stärketrinken am Dreikönigstag fasste Schmid dort dann wieder Mut. "Da habe ich beschlossen, mich nicht hängen zu lassen, sondern neu anzufangen, wenn alles vorüber ist.“
Mittlerweile haben ihm deutschlandweit viele Kollegen angeboten, ihn beim Start einer neuen Zucht zu unterstützen. "In der Not erkennt man die wahren Freunde“, sagt Johann Schmid. „Ich werde wieder Geflügel züchten, zwar nicht mehr in so großem Stil wie bisher, aber ich werde wieder anfangen“, sagt er mit klarer und fester Stimme. "Heuer werde ich pausieren, aber dann geht's wieder los. Ich will wieder züchten. Um ganz aufzuhören, liebe ich Tiere viel zu sehr. Ich will beweisen, dass ich es noch kann, auch wenn dies jetzt ein schwerer Schicksalsschlag war.“
Schmid hofft, dass der materielle Schaden, den die Vogelgrippe angerichtet hat, aus der Tierseuchenkasse ersetzt wird. „Jeder Züchter sollte in die Kasse einzahlen, damit er im Fall der Fälle nicht auch noch den finanziellen Schaden hat“, rät Schmid. Den ideellen Wert seiner Tiere könne ohnehin kein Geld der Welt ersetzen. Deshalb fordert er einen Impfstoff, damit die Tiere gegen diese todbringende Krankheit immun werden. Schmid hat gehört, dass in Frankreich und in den Niederlanden bereits Bestände gegen Vogelgrippe geimpft würden.
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