Im Katholischen Pfarrheim boten sich interessante Anblicke. Mitglieder der äthiopisch-orthodoxen Gemeinde Etterzhausen waren in ihrer Landestracht erschienen und setzten damit echte Farbtupfer. Bereits am Vormittag brodelte es in den Töpfen in der Küche des Pfarrheimes. Gemeinsam mit Mitgliedern des Katholischen Frauenbundes Waldthurn wurde das Abendessen vorbereitet: Wirsinggemüse und Rindfleisch in scharfer Soße, dazu ein Kartoffel-Karottengemüse stand auf der Speisekarte. Selbstverständlich gekocht nach einem äthiopischen Rezept. Dazu wurde auch noch die Backröhre angeheizt: Berge von Injera, einem landestypischen Fladenbrot, Beilage zum Rindfleisch und dem Wirsinggemüse wurden gebacken.
Monika Schmidpeter, stellvertretende Diözesanvorsitzende des Katholischen Frauenbundes, nannte in ihrer Begrüßung den Weltmissionstag die weltweit größte Solidaraktion der Katholiken. Der Blick sei in diesem Jahr auf Äthiopien ausgerichtet, das als Kulturnation bekannt für urchristliches Erbe sei. Der Frauenbund habe sich zum Ziel gesetzt, sich mit den politischen, sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Problemen in den Entwicklungsländern auseinanderzusetzen. Dabei müsse sich der Blick auch auf den eigenen Lebensstil richten, um daraus neue Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Wichtig sei vor allem die ungerechten Verhältnisse zwischen armen und reichen Ländern zu erkennen, sagte Monika Schmidpeter. Deshalb sei der Aktionstag zum Austausch mit einer anderen Kultur besonders geeignet. Das Leitwort zum diesjährigen Weltmissionstag „Gott ist uns Zuflucht und Stärke“ müsse als Kraftquelle für alle Christen weltweit verstanden werden.
Pfarrer Norbert Götz stellte den Gästen den Markt Waldthurn und die Geschichte des Pfarrheims, besonders mit seiner einstigen Bedeutung als Lobkowitz-Schloss vor.
Äbtissin Schwester Fikirte Mariam, Kloster Sebeta in Addis Abeba, nannte Äthiopien das einzige Land Afrikas, das noch nie von ausländischen Mächten kolonisiert wurde. Die äthiopisch-orthodoxe Tewachdo Kirche habe ihre Tradition beibehalten und biete jetzt vor allem soziale Dienste an. Dazu zeigte die Äbtissin mit Bildern auf, wie sich die Nonnen im Kloster Sebeta Getesemani Bete Denagel in die Betreuung von Waisenkindern und auch alten Menschen einbringen. So werden 215 Waisenmädchen betreut, dazu gibt es Unterricht vom Kindergarten bis zur 10. Klasse. Mit Stolz berichtet die Abtissin, dass zwei Mädchen sogar den Weg in die Universität geschafft haben. Gartenbau und Landwirtschaft ist im Kloster reine Handarbeit, Maschinen sind nicht vorhanden. Die Bilder zeigen aber auch, dass eine Teppichweberei, eine Schneiderei, eine Bienenzucht, ja selbst eine kleine Ambulanz die Aufgaben innerhalb des Klosters ergänzen. Seit 1977 hat das Kloster mehr als 3000 Kindern auf dem Weg ins eigene selbständige Leben geholfen.
Interessantes Thema des Nachmittags war auch das „Trommeln in der äthiopischen Kirche“. Mit diesen Trommelklängen werde per Instrument Gottes Lob ausgedrückt, erfuhren die Besucher. Hergestellt aus Holz, dann mit Gold, Bronze und Silber verziert, mit Leder umzogen, haben die Trommeln noch eine ganz besondere Bedeutung: Die Lederstreifen der Trommel stehen symbolisch für die Narben Jesu Christi nach den Peitschenhieben. Doch insgesamt habe jeder Bestandteil der Trommel seine eigene symbolische Bedeutung in der Kirche.
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