Waldthurn
10.10.2019 - 10:04 Uhr

Antworten auf bohrende Fragen

„Zahngesundheit hat Auswirkungen auf den gesamten Organismus“, weiß die Waldthurner Zahnärztin Dr. Juliana Reis. In der Reihe NEUN2727 sprach sie ausführlich über das Thema.

Dr. Juliana Reis (stehend, Zweite von links) informierte die Zuhörer über die richtige Zahnpflege und Erkrankungen. Bild: fvo
Dr. Juliana Reis (stehend, Zweite von links) informierte die Zuhörer über die richtige Zahnpflege und Erkrankungen.

Im NEUN2727-Seminar begrüßte Koordinatorin Doris Völkl knapp 40 Zuhörer im Gesundheitszentrum. Dass Gesundheit im Mund beginnt, bewies Reis in ihrem einstündigen Referat.

Die Mundpflege müsse bei älteren Menschen mindestens den gleichen Stellenwert wie Fußpflege, Friseur und Physiotherapie erhalten. Auch bei älteren Menschen sei die konsequente Pflege von Zähnen, Zahnfleisch und Zahnersatz wichtig. Probleme beim Kauen hätten negative Folgen für die allgemeine Gesundheit. Reis forderte eine Individualprophylaxe für Senioren. Nicht kostspieliger Zahnersatz sei das Ziel, sondern vorhandene Strukturen so lange wie möglich erhalten und aufwendige Behandlungssituationen vermeiden. Die Zahnärztin sprach über Karies, Zahnfleischentzündung (Gingivitis), Parodontitis, Parodontose. Intensive Mundhygiene und Prophylaxe wie eine professionelle Zahnreinigung, bei der Bakterien und Keime minimiert werden, seien zu empfehlen. Die Massage des Zahnfleischs gerade mit der elektrischen Zahnbürste zur Bakterienabwehr sei ein wichtiger Prozess.

„Chronische Entzündungen wie die Parodontitis stellen einen Risikofaktor für die allgemeine Gesundheit dar.“ Parodontitis-Patienten haben ein doppeltes Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle, da Bakterien und Keime über die Blutbahn aus dem Mund in den Organismus gelangen. Auch junge Erwachsene seien gefährdet. Jeder zweite Erwachsene im Alter von 35 bis 44 Jahren sei von Parodontitis betroffen. „Zähne nehmen Einfluss auf Organe und Körperfunktionen.“ Auch Kieferentzündungen seien nicht zu unterschätzen. Die Referentin sprach von der „Herd-Theorie“ die besagt, dass ein Herd ein Ort oder Organ sei, das selber nicht krank ist, sondern andere Organe krank macht. Gerade bei chronischen Erkrankungen empfahl Reis nach einem „Herd“ zu suchen.

Kopfschmerzen können durch wurzelbehandelte Zähne entstehen, Weisheitszähne stehen oft mit Herzkreislauferkrankungen und Bluthochdruck in Verbindung. Nach der Herdtheorie stehen Leber und Augen in Verbindung mit den Eckzähnen. Die großen Backenzähne stehen in Zusammenhang mit Magenbeschwerden. „Erkrankte Frontzähne können ursächlich für Kinderlosigkeit sein.“ Jeder tote Zahn kann sich negativ auf die Organe im Körper auswirken. Sie selbst habe es in ihrer Praxis erlebt, dass Darmbeschwerden durch die Herausnahme eines Zahns verschwanden und der Entzündungswert zurückging.

Die nächste Phase der Parodontitis sei die Parodontose, die bakterielle Entzündung des Zahnbettes. Oft beginnt diese Krankheit schleichend und bleibt vom Patienten unbemerkt. „Bleibt sie unbehandelt, kommt es zur Lockerung und zum Verlust des Zahnes. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an einer Parodontose zu erkranken."

Die Zahnmedizinerin sprach über Mundschleimhauterkrankungen in der Alterszahnkunde wie Mundtrockenheit, niedriger Speichelfluss, Zahnfleischwucherung, Pilzinfektion und Entzündung der Mundschleimhaut. Die Zuhörer bohrten anschließend die Zahnexpertin mit ihren Fragen. „Sollten Sie zum Frühstück Obst oder Süßes essen, warten Sie eine halbe Stunde mit dem Zähneputzen, denn hier besteht die Gefahr, dass man nach dem Essen und sofortigen Zähneputzen dabei den aufgerauten Oberflächenschmelz wegputzt.“ Besser sei es, vor dem Frühstück die Zähne zu reinigen. Ansonsten sei die tägliche, regelmäßige zwei- bis dreimalige Zahnpflege und ausgewogene Ernährung wichtig für die Gesundheit von Zahn und Zahnfleisch.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.