Waldthurn
11.12.2018 - 08:41 Uhr

Hubert Treml "rouchlt" in Waldthurn

Der Mundartkünstler Hubert Treml hangelt sich auf seine Art an der berühmten Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens entlang und spricht von "Manschgerler". Das Publikum ist von seiner Version sehr beeindruckt.

Hubert Treml in Aktion: Er taucht in Charles Dickens Weihnachtsgeschichte ein und präsentiert im Gemeindzentrum seine eigene Version. Bild: fvo
Hubert Treml in Aktion: Er taucht in Charles Dickens Weihnachtsgeschichte ein und präsentiert im Gemeindzentrum seine eigene Version.

Treml ist wahrlich kein Unbekannter in der Region. Mit dem Rouchl, einem hintersinnigen Stück mit heiteren Grundton warnte er gleich einleitend, dass es sich dabei um keine Komödie handelt. "Ich bin echt froh, dass ihr mich hier in Waldthurn alle versteht, was mir bei meinen Auftritten in Regensburg nicht immer gelingt." Der Kleinkunstnachmittag im Gesundheitszentrum war etwas Besonderes und endete schließlich mit dem Ratschlag: "Passts auf euch auf - ihr Manschgerler!"

Zu Beginn erfragte Treml einheimische Begriffe wie "Gnampen" und auch "Alechzeich" und begann einleitend mit seinem Houschala-Lied den nachdenklichen Nachmittag. Bemerkenswert dabei, dass Treml die Geschichte aus dem Gedächtnis heraus sprach und dabei auf sein schauspielerisches Talent baute. In der Originalgeschichte von Dickens heißt die Hauptperson Ebenezer Scrooges - bei Treml war es "Eberhard Rouchl". "Den Namen hat mir mein Apothekerfreund aus Wiesau so aus dem Englischen übersetzt", erklärte Treml. Rouchl sei der oberpfälzische Begriff für einen Geizkragen, menschenfeindlichen Bloutsauger, Gniggara, Knödelzähler und Pfenningfuchser. Rouchls vor sieben Jahren verstorbener Geschäftsteilhaber Söllner kam als Geist mit einer schweren Kette am Körper zum Rouchl und wollte ihn warnen: "Du musst dein Leben ändern, deine Kette ist bereits jetzt schon sehr lang".

Söllner schickte dem Tyrannen in dieser Nacht die Geister früherer, der jetzigen und zukünftigen Weihnacht. Treml beschrieb auf gut oberpfälzisch, wie den Rouchl die herzlose Kälte ins Gesicht geschrieben war. Rouchls Neffe Toni kam und wünschte Frohe Weihnachten, was der Geizhals mit der Bemerkung abtat, dass es sich um eine reine Zeit der eingehenden Rechnungen handeln würde, obwohl keiner mehr Geld habe. Schlecht behandelte der Geschäftsmann seinen Buchhalter Kramer Sepp, den er trotz Weihnachten nicht früher nach Hause zu seiner Familie und seinen kranken Sohn Pepperl gehen ließ. Der Buchhalter musste im Büro frieren: "Arbeite mehr, dann wird dir schon warm". So kam in der Nacht der erste Geist und führte Rouchl auf die Landstraße seiner Kindheit. "Jeder von uns hat eine Straße der Erinnerungen und Sehnsüchte", erklärte Treml und stimmte das Lied von der "Neistedter Straß" an, die es in jedem Dorf gibt. Rouchl erinnerte sich an die Schulzeit und Lehre beim Hirzl, der beim Gedanken an das Weihnachtsfest von den "Zehenspitzen bis zum Gesicht" lachte.

So sang Treml das Lied vom Tante-Emma-Laden mit dem Glöckerl an der Tür. Der zweite Geist der gegenwärtigen Weihnacht führt den Pfenningfuchser zum Haus des Buchhalters Kramer Sepp. Er konnte eine glückliche Familie sehen, obwohl der kleine Pepperl sehr krank war und nur auf Krücken daherkam. "Mein kleiner Pepperl, du bist mehr als ein guter Bub", hörte er den Kramer sagen. Obwohl jeder nur ein kleines Stück der Gans bekam, war die arme Großfamilie überglücklich. "Der Herrgott möchte seine Gotteshände über uns Manschgerl halten", jubelte der Kramer Sepp. Der Geist der weihnachtlichen Gegenwart zeigte dem Rouchl auch den Neffen Toni, mit seinem herzerfrischenden Lachen. Dessen Frau sang das Lied "Engel auf der Steing", was dem Rouchl sehr nachdenklich stimmte.

Schließlich tauchte der Geist der zukünftigen Weihnacht auf, vor den sich der Rouchl noch mehr fürchtete. Dieser zeigte ihn stumm, was nach seinem Tod über ihn gesagt werde. "Ja, ja so san die Breich - alle wollens a scheine Leich" sang Treml. Dieser dritte Geist der Zukunft führte den Rouchl zum Kramer Sepp, dessen Sohn Pepperl gestorben war. Schließlich führte der Weg den Rouchl zum Friedhof, dort fand er ein verwahrlostes Grab vor, verwildert und trostlos auf dem stand: "Eberhard Rouchl". Schließlich wachte der Rouchl aus seinen Träumen auf und stellte freudig fest, dass er noch lebt.

Es war der erste Weihnachtsfeiertag, er ging auf die Straße und wünschte frohe Weihnachten, grüßte alle Menschen und ging schließlich zum Neffen Toni. "Ich bins, der Onkel Eberhard!" Obwohl der Kramer Sepp am ersten Arbeitstag nach Weihnachten "achtzehneinhalb" Minuten zu spät kam, erhielt er eine Lohnerhöhung.

Mit den Zugabenlied "Ho du an schöiner Christtoch" entließ Treml die beeindruckten Zuhörer in die restliche Advents- und kommende Weihnachtszeit.

Hubert Treml schlägt im Advent nicht nur leise Töne an. Bild: fvo
Hubert Treml schlägt im Advent nicht nur leise Töne an.
Von einer etwas anderen Weihnachtsgeschichte ist das Publkum im Waldthurner Gemeindezentrum begeistert. Bild: fvo
Von einer etwas anderen Weihnachtsgeschichte ist das Publkum im Waldthurner Gemeindezentrum begeistert.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.