Waldthurn
22.03.2019 - 08:57 Uhr

Kindergarten mit 90 Jahren ein Vorzeigeprojekt

Jeder, der seine Kinderzeit im Waldthurner Kindergarten St. Josef verbracht hat, hat seine eigene Geschichte zu erzählen. Die Einrichtung feiert am Sonntag, 24. März, 90-jähriges Bestehen.

Kita-Kinder mit Personal 2019 Bild: fvo
Kita-Kinder mit Personal 2019

Obwohl die Bildungseinrichtung mittlerweile neun Jahrzehnte alt ist, kommt sie im Jahr 2019 topfit daher – angefangen von den Mädchen und Buben, dem Personal bis hin zum hübschen Gebäude – Alterserscheinungen scheinen ein Fremdwort. „Wir gestatten mitzuteilen, dass die Schwestern am Mittwoch, den 30. Mai 1928, Vormittag um 10.44 Uhr nach Waldthurn kommen werden“. So die offizielle Mitteilung der damaligen Generaloberin der Kongregation der „Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu“ aus Würzburg-Oberzell in einem Brief an den Waldthurner Pfarrer Georg Haller.

Haller (1913 bis 1948 in Waldthurn) gründete 1919 den Verein für Ambulante Krankenpflege. Er erwarb 1927 das alte Lobkowitz – Schloss mit den dazugehörigen Grundstücken und schuf damit die Voraussetzungen, dass im Mai 1928 die ersten vier Schwestern nach Waldthurn kommen konnten. Ihre Aufgabe bestand in der Ambulanten Krankenpflege, der Betreuung der Kinder im Kindergarten und der Errichtung einer Nähschule. Der Oberin Ludgeria Döll und Krankenschwester Wiborada Magert folgten im Oktober (1928) des gleichen Jahres noch die Kinderschwester Leonissa Kampfmann und Handarbeitsschwester Meinolda Weiglein.

70 Kinder besuchten den Kindergarten. Der Beitrag betrug 5 Pfennig am Tag, so dass jeden Samstag 30 Pfennig bei Schwester Kampfmann abzuliefern waren. Im Dritten Reich wurde das Lobkowitzschloss von den damaligen Machthabern genutzt, kurzerhand stellte Pfarrer Haller seine Privaträume im Pfarrhof als Kindergarten zur Verfügung. Der Kindergarten lief unter der Leitung von Schwester Alana Baum auch über die Kriegsjahre weiter – danach zog man wieder ins alte Schloss – das heutige Pfarrheim.

Platzmangel, zu wenig Licht sowie unzureichende sanitäre Einrichtungen machten einen Neubau im Jahr 1964 unabdingbar. Der damaligen Pfarrer Max Meindl (1957 bis 1970 in Waldthurn) baute neben dem Schloss einen neuen Kindergarten. Doch 1978 stand Pfarrer Andreas Renner (1970 bis 2000 in Waldthurn) erneut vor dem Problem einer Erweiterung des Kindergartens, da die Zahl der zu betreuenden Kinder immer größer wurde. Ein Erweiterungsbau musste her. Im November 1997 wurde mit dem zweiten Erweiterungsbau in der Vohenstraußer Straße begonnen.

Nach Kinderschwester Leonissa Kampfmann (1928 bis 1931) wirkte Sr. Alana Baum (1931 bis 1957) in der Kindererziehung und sie hatte in den Sr. Albertine Kerl (1957 bis 1972), Sr. Uta Geist (1966 bis 1970), Sr. Laeta Laumer (1970 bis 1983) sowie Sr. Eunomia Wittmann (1983 bis 2003) würdige Nachfolgerinnen. Seit ihrem Weggang der Oberzeller Schwestern Ende September 2012 aus Waldthurn lebte Sr. Eunomia dort bei der Kongregation der Dienerinnen der heiligen Kindheit Jesu. Im Juli 2014 ist sie in Würzburg-Oberzell verstorben.

Im Mai 2013 nimmt die neue Kindertagesstätte mit Kinderkrippe am Schulzentrum Formen an. Am 1. September 2013 zog die Kinderkrippe ein, und Anfang Dezember 2013 war es auch für den Kindergarten so weit. Im März 2014 erhielten die Räumlichkeiten der Kindertagesstätte (Kita) St. Josef den kirchlichen Segen. „Nach dem Motto: ‚Kurze Wege für kurze Beine’ sind nun unsere Kinder, angefangen von der Kinderkrippe bis hin zur vierten Klasse Grundschule im Waldthurner Bildungszentrum beheimatet“, erklärte damals Bürgermeister Josef Beimler und sprach von einer „Vorzeigekindertagestätte für den ganzen Landkreis“.

Im April 2014 erhielt die Bildungseinrichtung den „Brückenbauer-Preis - Stavitel mostu 2014“ von Bavaria Bohemia e.V., Trägerverein des Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) in Schönsee. Kita-Leiterin Sonja Kick nahm zusammen mit Lenka Jopkova vom Kindergarten der Partnerstadt Hostau, den Preis für das Waldthurn/Hostauer Regenbogenprojekt entgegen. Gute Seele des Projekts war die leider verstorbene Janka Gollwitzer.

Bei der Kita St. Josef handelt es sich um eine katholische Kindertagesstätte. Jedes Kind wird so angenommen wird, wie es eben ist – auch wenn es besondere Bedürfnisse hat. Sonja Kick aus Reinhardsrieth ist seit mehr als 30 Jahren Erzieherin in der Marktgemeinde. Bisher lag die ständige stellvertretende Leitung der Kita in den Händen von Birgit Bocka aus Irlhof. Ab April 2019 wird diese Aufgabe die Pleysteinerin Martina Lorenz übernehmen.

Durch die räumliche Nähe ist eine sehr gute Verbindung der Kita mit der Schule gegeben. Vorschulkinder nehmen an Kooperationsstunden in der Grundschule teil. Seit vielen Jahren nutzen die Mädchen und Buben auch die Schulturnhalle. Auch die Pfarr- und Gemeindebücherei wird regelmäßig besucht und ist Bestandteil des pädagogischen Plans. Erika Gollwitzer, die Leseoma, kommt regelmäßig und liest ihren Schützlingen vor. Nicht zu vergessen ist die musikalische Förderung in der Kita. „Funktionieren kann diese Einrichtung nur in einem gemeinsamen Miteinander aller Mitarbeiter“. Derzeit befinden sich unter dem großen Dach der Kita 13 Kinder in der Krippe und in 3 Gruppen im Kindergarten 57 Mädchen und Buben. 6 Erzieherinnen, 4 Kinderpflegerinnen, eine Praktikantin, eine kaufmännische Angestellte, 3 Raumpflegerinnen und eine Hauswirtschafterin gehören zum Personal.

Am Sonntag, 24. März, will die große „Kita – Familie“ nun dieses Jubiläum offiziell feiern. Um 10.30 Uhr ist in der Pfarrkirche St. Sebastian Festgottesdienst mit Pfarrer Norbert Götz. Ab 15 Uhr ist dann bei Kaffee, Kuchen und guten Gesprächen ein „Tag der offenen Tür“ in der Einrichtung. Auch so manches Bild aus vergangenen Zeiten wird hierbei zu sehen sein.

Der Waldthurner Pfarrer Georg Haller im Jahr 1928. Bild: fvo
Der Waldthurner Pfarrer Georg Haller im Jahr 1928.
Die vier ersten Schwestern im Jahr 1928 in Waldthurn (von links): Oberin Ludgeria Döll, Handarbeitsschwester Meinolda Weiglein, Kinderschwester Leonissa Kampfmann und Krankenschwester Wiborada Magert. Bild: fvo
Die vier ersten Schwestern im Jahr 1928 in Waldthurn (von links): Oberin Ludgeria Döll, Handarbeitsschwester Meinolda Weiglein, Kinderschwester Leonissa Kampfmann und Krankenschwester Wiborada Magert.
Die bisherige Stellvertreterin Birgit Bocka, Kita-Leiterin Sonja Kick und die zukünftige Stellvertreterin Martina Lorenz (von links). Bild: fvo
Die bisherige Stellvertreterin Birgit Bocka, Kita-Leiterin Sonja Kick und die zukünftige Stellvertreterin Martina Lorenz (von links).
Die Kita St. Josef in Waldthurn feiert am Wochenende 90-jähriges Bestehen. Bild: fvo
Die Kita St. Josef in Waldthurn feiert am Wochenende 90-jähriges Bestehen.
 
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