26.07.2018 - 15:06 Uhr

Wallfahrt zum Mühlberg

Die Wallfahrtskirche gehört kirchlich zur Pfarrei Altenstadt, der Ortsteil Mühlberg seit der Gebietsreform 1964 zu Neustadt. Mühlberg verweist in der Urkunde des Grafen Heinricus von Altendorf auf seine hohe Bedeutung im Mittelalter.

Der ehemalige Weg zur Wallfahrtskirche Mühlberg cr
Der ehemalige Weg zur Wallfahrtskirche Mühlberg

(cr) Wenn am Wochenende die Wallfahrer und Gäste zur Mutter-Anna-Kirche am Mühlberg ziehen, dann dürfte den meisten wohl nicht bekannt sein, dass dieser Ort in der Vergangenheit eine bedeutende Rolle gespielt hat. Der Name Mühlberg gehört zu den ältesten urkundlichen Namensüberlieferungen im Raum Neustadt/WN. Diese Tatsache fand der Ortsheimatpfleger von Altenstadt Jörg Krämer bei seinen jahrelangen Recherchen heraus.

"Ich Heinrich, genannt Graf von Altendorf, mache kund ..." – mit diesen Worten beginnt eine 1218 in Nabburg ausgestellte Urkunde des Grafen von Altendorf. Darin tauchen neben Mühlberg und „Nivwenmarkt“ (Altenstadt) sowie „Nova civitas“ (Neustadt/WN) auf. Die Urkunde war somit die Grundlage die Feiern des 800-jährigen Stadtjubiläums.

Die in der Urkunde genannten Besitzungen der Altendorfer um Mühlberg und Neustadt/WN waren ursprüngliche „sulzbachischer Allodialbesitz“ und gelangten über eine Erbschaft an die Grafen von Altendorf. Nach 1232 kam es nicht mehr zu einer Rücklösung der verpfändeten Güter, sie verblieben bei den Grafen von Ortenburg. Heinrich I. von Ortenburg übergab den Besitz anlässlich der Hochzeit seiner Tochter Anna mit Friedrich von Uhendingen als Mitgift. Deren Sohn verkaufte den Besitz um Mühlberg 1261 an Herzog Ludwig den Strengen.

Mühlberg wird in der anfangs erwähnte Urkunde Heinrichs an erster Stelle genannt. Alle anderen, wie Altenstadt als Pfarrort und Neustadt erscheinen nachgeordnet zu sein. Folgerung, Mühlberg war der Herrschaftsmittelpunkt des gräflichen Besitzes in unserem Raum. Vertieft wird diese Tatsache durch die klare Aussage des Grafen: „Meine Güter um Mühlberg…“, Die Bedeutung Mühlbergs für den gräflichen Besitz zeigt sich auch darin, dass sich Heinrich von Altendorf zur Erbauung von Mühlberg und Neustadt/WN größere Summen Geldes geliehen hatte. Vertieft wird die zentrale Bedeutung auch im Herzogsurbar Ludwig des Strengen von 1285. Darin wird Mühlberg als eine „curia villicalis“ bezeichnet – ein Begriff der die Funktion eines Maierhofes mit bedeutender Rolle beinhaltete.

Verständlich wird dieser Eindruck auch durch die Lage auf einem breiten Bergsporn und eines bis heute erkennbaren Grabens unterhalb der Anna-Kirche. Bereits 1960 vermutete der Regensburger Armin Stroh in seinen heimatkundlichen Forschungen dass an dieser Stelle ein Burgstall stand. Dies liegt nahe, da im Schutzbereich eines Burgstalls oder Turmhügels in der Regel ein Maierhof, ähnlich dem Rastenhof in Störnstein stand. Kämer geht noch einen Schritt weiter: „Gehen wir davon aus, dass das sogenannte „Häuslkaspargütl“, die Hausnummer drei in Mühlberg erstmals 1610 genannt wird, ergibt sich als mögliche Lage für den Maierhof die Hausnummer neun.“ Dieser liegt unmittelbar an jener Geländekante, welche der im Bereich der heutigen Kirche vermutete Turmhügel nach Westen hin abschirmte. Zugleich liegt er mit seinem östlichen Anteil an einer von Neustadt/WN her kommenden Altstraße, der Magdeburger Straße, die über Mühlberg, Denkenreuth und Scherreuth an die von Altenstadt/WN nach Windischeschenbach führende Hohestraße anschließt. So diente der vermutete Turmhügel nicht nur dem Maierhof als Schutz, sondern sicherte auch eine zum Altenstraßensystem unseres Raumes gehörende wichtige Verkehrsverbindung.

Im Jahr um 1380, zur Zeit des Böhmenkönigs Karl IV., wird von einer Kapelle auf dem Berg berichtet, die zur Pfarrei Altenstadt gehörte. Geweiht ist sie dem Heiligen Nikolaus, eine gotische Figur steht heute noch im Hochaltar der Anna Kirche. Im 14. Jahrhundert erhält die Kapelle eine kleine Glocke, alle Kriegswirren hat sie überleben. In den Regensburger Diözesanakten von 1508 wird die dem Heiligen Nikolaus geweihte Kapelle ebenfalls erwähnt. Eine weitere Bestätigung, denn die Lage eines „Nikolaus-Patrozinium“ steht seit jeher für den Hinweis eine Altstraße. Aus dem Herzogsurbar von 1285 erfahren wir außerdem, dass in Mühlberg dieser Zeit neben dem Maierhof noch ein weiterer steuerpflichtiger Hof bestanden haben muss. Mittels all dieser Angaben wird das Mühlberg des Jahres 1218 deutlich fassbar.Die Ortschaft Mühlberg zählte zu jener Zeit sechs Häuser, eine Kirche wird nicht erwähnt. Sicher ist die Kapelle so klein, dass sie keine derartige Funktion erfüllt. Nun erfolgte eine Erweiterung, die ein Jahr später abgeschlossen ist. In den Akten des Bistums wird 1526 von erstmals von der Kapelle St. Anna berichtet, noch heute verweisen Steinplatten im Turm auf diesen Ausbau.




Info:

Mühlbergfest am Samstag und Sonntag

Zum Mutter-Anna-Fest lädt die Katholische Pfarrgemeinde Altenstadt zu den Andachten und dem Gottesdienst zu Ehren von Mutter Anna ein. Samstag: 16 Uhr Bittandacht. Sonntag: 8Uhr Gottesdienst Alte Pfarrkirche in Altenstadt (Messe um 9.30 Uhr entfällt), anschließend Wallfahrt. Festgottesdienst um 9.30 Uhr mit Kirchenchor. 14.30 Uhr Dankandacht. Die Feuerwehr Neustadt sorgt nach dem Gottesdienst für die Bewirtung.

 
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