Vier Expertenvorträge zum Thema "Warum schlägt das Herz außer Takt" standen auf dem Abendprogramm der Veranstaltung, zu der die Kliniken Nordoberpfalz, die AOK und Oberpfalz-Medien alle eingeladen hatten, die sich für das Thema interessieren. Die Fragen der Zuhörer ließen darauf schließen, dass mancher über seine eigene Krankheit Genaueres hören wollte. Referenten waren die Herzspezialisten Professor Robert Schwinger und Dr. Elisabeth Reuschel-Janetschek vom Klinikum Weiden, Dr. Gerhard Jilge vom Krankenhaus Kemnath sowie Fachärztin Dr. Ariane Heigl. Was ist Vorhofflimmern überhaupt? Heigl: "Die Vorhöfe schlagen so schnell, dass sie an der Pumparbeit des Herzens nicht mehr teilhaben können."
Kein seltenes Leiden
Die Übertragung über den AV-Knoten führe zu einer ungeordneten Herzschlagfolge mit bis zu 160 Schlägen pro Minute und mehr. Bei einer Frequenz von 200 bis 220 Schlägen falle der Blutdruck ab, es komme zu Engegefühl in der Brust, Schweißausbrüchen und Todesangst. Bei noch höheren Frequenzen könnten Kreislaufzusammenbrüche und Herz-Kreislaufstillstand die Folgen sein. Grundsätzlich sei allerdings Vorhofflimmern nicht lebensgefährlich, bis zu zwei Millionen Deutsche würden daran leiden, betonte Jilge. Je häufiger und andauernder die Erscheinung auftritt, desto größer wird das Risiko für den Patienten.
Ursache dieser Erkrankung sei die Vorhofvergrößerung unter anderem durch Bluthochdruck, Herzmuskelentzündungen und Herzinsuffizienz. Auch Alkohol, Medikamente, Drogen, Fetteinlagerungen durch extremes Übergewicht, Stoffwechselstörungen und genetische Faktoren wurden genannt. Bei 20 Prozent der Patienten mit Vorhofflimmern liege eine koronare Herzerkrankung vor. Hochleistungssportler hätten ein gegenüber dem Durchschnitt doppeltes Risiko für Vorhofflimmern.
Durch rechtzeitige Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten kann das Schlaganfall-Risiko um 70 bis 80 Prozent vermindert werden. Heigl stellte gerinnungshemmende Medikamente vor, die vor einem Schlaganfall schützen sollen. Bekannt sei seit langem Marcumar, neu seien die Wirkstoffe Edoxaban, Apixaban, Dabigatran und Rivaroxaban. Wichtig sei es auch die Grundkrankheit zu erkennen, die zu einem Vorhofflimmern geführt hat. Untersuchungen beginnen immer mit einem EKG. Bei jeder Herzrhythmusstörung solle der Arzt aufgesucht werden, erläuterte die Medizinerin.
Herzfrequenz bremsen
Medikamente zur Verlangsamung der Herzfrequenz stellte anschließend Reuschel-Janetschek vor und nannte Betablocker, Calciumantagonisten, Herzglykoside und Amiodaron. Sie erläuterte auch verschiedenste Medikamente zur Stabilisierung des Sinusrhythmus und die "Pill in the Pocket" als Absicherung für Patienten ohne Herzerkrankungen. Alle Therapien müssten immer sehr individuell ausgerichtet werden. Die Medikamente tragen das Risiko negativer Nebenwirkungen. Risikolos sei aber auch die Katheder-Ablation nicht, bei der Lungenvenen elektrisch isoliert werden. "5 bis 20 Prozent der Patienten erleiden einen kleinen Schlaganfall", weiß Reuschel-Janetschek.
Über Herzschrittmacher und Defibrillatoren informierte Professor Schwinger. Das EKG zeige, ob diese erforderlich seien. Meistens könnten sie mit ambulantem Lokalanästhesie-Eingriff unter der Haut implantiert werden. Neuerdings seien auch sondenlose Geräte entwickelt worden. "80 000 Menschen sterben jährlich in Deutschland an plötzlichem Herztod", warnte Schwinger. Und: "Wenn jemand umfällt, ist Nichtstun der größte Fehler." Deshalb gilt: "Sofort selbst aktiv werden, bis nach dem Aufruf der Notfallnummer 112 der Notarzt kommt."













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