Weiden in der Oberpfalz
31.10.2023 - 12:17 Uhr

200 Jahre Sparkasse in Weiden: Anfänge als "Sparanstalt für Dienstboten"

Ein Jubiläum, das sich Weiden und die Region nicht sparen können: Exakt am Weltspartag feiert die Sparkasse Oberpfalz Nord ihren besonderen Geburtstag. Und zwar dort, wo alles begann.

Es begab sich am 3. Februar 1824, dass der ehemalige Dienstknecht Franz Schwarz aus Neuzedlisch in Böhmen das Weidener Rathaus betrat und 200 Gulden einzahlte: der erste Geschäftsvorgang in der am 30. Oktober 1823 gegründeten Sparkasse. Auf Antrag des Weidener Stadtrates war sie als „Sparanstalt für Dienstboten und unbemittelte Einwohner“ ins Leben gerufen worden.

Dort, am Ort der Anfänge, feiert die Sparkasse Oberpfalz Nord nun dieses bemerkenswerte Jubiläum. Im historischen Sitzungssaal im Alten Rathaus sind am Montag rund hundert geladene Gästen aus Politik, Wirtschaft, Handel und öffentlichem Leben versammelt. Auf die Historie geht Vorstandsvorsitzender Hans-Jörg Schön ein: Bereits 1816 habe die Bayerische Regierung die Grundlage geschaffen, dass Städte und Gemeinden „Sparanstalten“ einrichten konnten. Damit sollte der kommunale Aufwand für Armenpflege begrenzt werden. Die Gründungswelle der Sparkassen begann jedoch erst 1823. Die Sparkasse Weiden war das sechste Institut in Bayern.

"Flächensparkasse" ab 1849

Bürgermeister war damals Johann Roscher. 200 Jahre später heißt sein Nachfolger Jens Meyer, und er fungiert zugleich als Verwaltungsratsvorsitzender. Der Oberbürgermeister schwärmt von einer Erfolgsgeschichte: "Aus etwas Kleinem ist etwas Großes geworden." Wie Meyer zudem erwähnt, genehmigte die Regierung der Oberpfalz 1849 die Ausdehnung des Geschäftsgebiets auf die Bereiche Tirschenreuth, Kemnath, Vohenstrauß, Eschenbach und Vilseck. Die Sparkasse Weiden war damit eine Flächensparkasse mit nahezu der gesamten Nordoberpfalz als Geschäftsgebiet.

1851 betrug die Bilanzsumme 433.000 Gulden. So wie die Stadt Weiden mit damals 2188 Einwohnern auf nun 44.000 Einwohner angewachsen ist, so wurde aus der ersten Einzahlung von 200 Gulden mittlerweile eine Bilanzsumme von 1,9 Milliarden Euro. Und aus dem Stadtschreiber im Nebenjob wurden 330 Mitarbeiter.

"Roter Faden in der Region"

„Seit 200 Jahren der rote Faden in der Region“ – unter diesen Leitsatz stellt der Vizepräsident des Bayerischen Sparkassenverbandes, Stefan Proßer, seine Laudatio. Die Sparkasse biete den Faden, der Menschen und Wirtschaft verbinde. Pessimismus und Zukunftsängste seien Herausforderungen, auf welche die Sparkasse in der Region eingehe. Regulatoren in Brüssel nähmen da oftmals die Luft zum Atmen nehmen. Aus der Historie geprägt, mit dem Blick nach vorne gerichtet, das sei die Botschaft zum Jubiläum.

Bei der Entwicklung der Stadt habe die Sparkasse eine große Rolle gespielt, betont Stadtarchivarin Petra Vorsatz. Die Weidener Sparkasse war demnach die zweitälteste in der Oberpfalz, ihre Steigerungsrate lag bis Mitte des 19. Jahrhunderts bei 33 Prozent. 1933 warnte der damalige Oberbürgermeister, Georg Knorr, vor "kommunalfremden oder gar kommunalfeindlichen Elementen", die in die Verwaltung der Sparkassen einzögen. Gefahr erkannt, aber leider nicht gebannt: Auch auf die Sparkassen erfolgte der Zugriff der Nationalsozialisten.

Mehrere Umzüge in Weiden

Bis 1915 war die Weidener Sparkasse im Alten Rathaus untergebracht. Danach bis 1922 im Hospitalgebäude Unterer Markt, anschließend in der Alten Friedhofskirche. 1931 erfolgte die Initiative für einen eigenen Sparkassenbau in der Bahnhofsstraße, der im Mai 1936 eröffnet wurde. Dort steht heute das inzwischen neue Haupthaus.

Ein weiteres historisches Jahr nennt der Landrat von Tirschenreuth und weitere Vorstandsvorsitzende, Roland Grillmeier: 2005. Denn da fusionierten die Sparkasse Weiden und die Sparkassen des Landkreises Tirschenreuth. "Es ist eine gute Verbindung geworden, die Kräfte entfaltet." Die Region habe sich in den folgenden fast zwei Jahrzehnten kontinuierlich zum Positiven gewandelt. Und dazu, so anerkennt der Landrat, habe das Wirken der Sparkasse Oberpfalz Nord mit beigetragen.

Hintergrund:

Das ist die Sparkasse Oberpfalz Nord

  • Gegründet am 30. Oktober 1823 als „Sparanstalt für Dienstboten und unbemittelte Einwohner“
  • Bilanzsumme 2022: 1,893 Milliarden Euro
  • 330 Mitarbeiter
  • Geschäftsgebiet: Stadt Weiden und Landkreis Tirschenreuth (außer Erbendorf) sowie Speichersdorf (Landkreis Bayreuth)
  • 70.000 Girokonten für 50.000 Kunden
  • Geschäftsvolumen von 2,8 Milliarden Euro zusammen mit Verbundspartnern
  • Stiftungen der Sparkasse fördern Sport, Kultur und Jugendarbeit heuer mit 200.000 Euro
 
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