„Es braucht Menschen, es braucht euch, die ihr euch für den Frieden begeistert. Menschen, die auf die Straße gehen. So wie wir heute“, rief Pfarrer Hans-Peter Pauckstadt-Künkler am Karsamstag bei der Schlusskundgebung am Oberen Markt den 200 Teilnehmern zu. Zum zweiten Mal hatten evangelische Kirche und Weidener Organisationen einen Ostermarsch durch die Innenstadt organisiert.
„Es kann nicht sein, dass über größere Verteidigungsbudgets verhandelt wird, aber die Schultoiletten in einem beschissenen Zustand sind“, formulierte der Theologe. „Suchen wir den Frieden und jagen wir ihm nach, auch wenn wir dazu unsere Regierenden zum Jagen tragen müssen.“
"Spektakel mit Tiefsinn"
Unter Trommelbegleitung der Gruppe "Ritmo Vulcanico" aus Parkstein waren die Teilnehmer vom Josef-Witt-Platz bis zum Alten Rathaus marschiert. „Das ist ein Spektakel, aber eines mit Tiefsinn“, beschrieb Veit Wagner von Amnesty International die Veranstaltung. Er machte sich unter anderem gegen Abschiebungen nach Afghanistan stark und stellte das diesjährige Motto vor: „Abrüsten statt aufrüsten! Für eine friedliche und solidarische Welt – ohne Atomkraft, Rüstungsindustrie und Abschiebungen!“
Auf Transparenten fanden sich die Anlieger der Ostermarsch-Teilnehmer in komprimierter Form: „Wohnen statt Drohnen“, „Renten statt Raketen“, "Bildung statt Bomben“, „Klimaschutz statt Rüstung“ oder „Diplomatie statt Kriege“. Wagner erklärte, es zeichne sich die Gefahr ab, dass sich im Europäischen Parlament rassistische und menschenrechtsfeindliche Stimmen vermehrt durchzusetzen versuchten. „Überlassen wir Europa nicht den Hetzern.“
Waffen im Visier
Ronja Künkler steuerte zum Thema die passenden Songs bei: „Hero of War“, „Dear Mr. President“, „Lapaix“ und ihre Eigenkomposition „Gedankenmeer“. Dr. Christoph Schrems von der IPPNW-Ärzte-Gruppe Weiden machte an Zahlenbeispielen die „Verlogenheit und Perversität“ der Rüstungspolitik Europas fest, das nach dem Weltkrieg vorgehabt habe, eine Friedensunion zu werden. Stattdessen würden ab 2021 rund 1,5 Milliarden an Steuergelder in die Entwicklung noch wirksamerer Waffen investiert, anstatt mit diesem Geld Abhilfe zu schaffen bei Hunger, Krieg, Flucht und Klimakatastrophen. „Wir wollen eine Europäische Union, die über ihre Grenzen hinaus Frieden sät und nicht Krieg.“ Und: „Politiker sind hier doch nur willige Erfüllungsgehilfen der Rüstungskonzerne.“
Europa produziere Waffen und eskaliere auf diese Weise Kriege und Konflikte, die dann die Flüchtlingsströme verursachten. Besonders schlimm: „Deutschland liefert Kleinwaffen und Munition in viele Länder, die Kindersoldaten in den Kampf schicken.“ Schrems: „Wir fordern, dass Deutschland endlich dem Atomwaffenverbotsvertrag beitritt.“
Sorge um Europa
Für Greenpeace sprach Ali Zant. Er befürchtete, dass durch die Kündigung des INF-Vertrags durch die Trump-Regierung – „Russlands Reaktion darauf ist eindeutig“ – Mitteleuropa wie im 20. Jahrhundert zum Schlachtfeld der Großmächte ausgebaut werden könnte. „Ich wünsche mir auch eine starke Opposition in den USA, um das irrationale Handeln, das aus dem Weißen Haus kommt, bald zu stoppen.“ Und in Russland sähe er gerne eine starke Zivilgesellschaft, die sich einem Nationalismus Putins entgegenstelle.
Hilde Lindner-Hausner von der Bürgerinitiative gegen atomare Anlagen argumentierte gegen eine klimafreundliche Darstellung von Atomkraftwerken, die man der schwedischen Schulstreikerin Greta Thunberg unterjubeln wolle, welche sich ausdrücklich als Atomgegnerin darstelle. „Überall wo es Kernkraft gibt, sind Nuklearwaffen möglich.“ Die Aktivistin, die auch Proteste gegen die geplanten Castor-Transporte mit waffenfähiger Urananreicherung von Garching ins nordrheinwestfälische Ahaus ankündigte, sagte: „Steigt aus Atom aus, lasst die Finger von den Nuklearwaffen. Jetzt!“
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