Der Automobilclub (AMC) im ADAC Weiden hat zur 37. Oldtimer-Veteranenausfahrt eingeladen. 110 blitzblank geputzte Schmuckstücke auf zwei und vier Rädern reihten sich am frühen Morgen geduldig zur technischen Abnahme, vom liebevoll restaurierten VW T1 Samba aus dem Jahr 1956 bis zur bulligen 500er-BMW mit Seitenwagen. Die Sonne ließ sich zwar nicht blicken, doch die Stimmung war blendend.
"Es ist jedes Jahr ein toller Treff für Autofans", sagt Karlheinz Ach, AMC-Vorsitzender und selbst Besitzer eines historischen Achtsitzer Cadillac. "Ein paar Cabrios und Motorräder haben wegen des Wetters abgesagt, verständlich. Aber was da heute aufläuft, ist immer noch großes Kino." Schirmherr Oberbürgermeister Jens Meyer ließ es sich nicht nehmen, höchstpersönlich die Startflagge zu schwingen.
Viel Herz und PS
In Reih und Glied standen sie da, die Fahrzeuge aus vergangenen Epochen, bereit zur Parade auf Zeitreise. Inmitten des Feldes: Zehn Mitfahrer des Heilpädagogischen Zentrums Irchenrieth, die den Ausflug sichtlich genossen. "Das ist ein Tag, an dem wir zeigen, was diese Autos können und wie viel Herz in ihnen steckt", erklärte Matthias Kastner. Er hatte zusammen mit Albrecht von Beckedorf die Strecke geplant.
Dann knatterte der erste Motor auf, ein städtischer Adler von 1937 mit 60 PS. Der Konvoi rollte an, über Neunkirchen und Vohenstrauß zur ersten Pause bei der Firma Grieb. Der Rückweg führte über Waldthurn wieder nach Frauenricht, aber der Höhepunkt sollte noch kommen: Um Punkt 14 Uhr tuckerten, röhrten und dröhnten die Oldtimer durch die Weidener Altstadt. Hier säumten Schaulustige die Wege, zückten Handys, staunten, fühlten und fragten.
"Wie schafft man’s, dass so ein Wagen heute noch fährt?", fragt ein Jugendlicher, während er sich mit großen Augen vor der knallgrünen Corvette postiert. "Liebe, Pflege und viele Stunden unterm Auto", grinst sein Besitzer und streicht mit der Hand über den Lack. "Und ja, ein bisschen Wahnsinn gehört auch dazu."
Kleine Bar im Auto
Die Fahrzeuge reichten von Vorkriegsmodellen wie dem Ford Modell T (Erstzulassung Juli 1920) über eine BMW R 66 mit Beiwagen bis zum auffälligen Jaguar 3,6 Liter von 1953. Auch ungewöhnliche Raritäten waren zu bestaunen: erstmals dabei ein BMW V8 mit Knüppelschaltung von 1963 oder der kultige VW T1 Samba von Gerhard Wölfl, der das Fahrzeug zum Campingmobil umgebaut hat – inklusive kleiner Bar. "Hie und da gab’s für Freunde einen Schnaps direkt aus dem Bus", zwinkert Wölfl verschmitzt.
Selbst einsetzender Nieselregen konnte die Begeisterung nicht bremsen, viele Fahrer retteten sich in die Eisdiele am Unteren Markt oder zum Fachsimpeln unter Pavillons. Am Abend folgte die Siegerehrung beim Stodlfest in Frauenricht. Zehn Pokale wurden vergeben, nicht nur für Schönheit, sondern auch für Originalität und den längsten Anreiseweg. Letzteren gewann Bo Steven aus Holland, der mit seinem BMW E30, Baujahr 1988, ganze 700 Kilometer zurückgelegt hatte. "Eine Reise war’s allemal wert", sagte der Niederländer mit einem breiten Grinsen. "Die Landschaft, die Leute, die Stimmung, das ist echtes Oldtimer-Feeling. Ich komme wieder."
Lob für das Engagement
Bürgermeister Reinhold Wildenauer lobte das Engagement des AMC: "Dass wir heute solche Fahrzeuge mitten in unserer Altstadt erleben dürfen, ist etwas ganz Besonderes und zeigt, wie vielfältig der Sport und das Ehrenamt in Weiden sind." Auch Reinhard Meier vom Stadtverband für Leibesübungen betonte: "Oldtimerausfahrten sind mehr als ein rollendes Museum – sie sind gelebte Geschichte auf vier Rädern." Vom Patenschaftsclub aus Annaberg-Buchholz dankte Thomas Kronstein der Rennleitung für die hervorragende Streckenführung. Und so klang der Tag mit Musik aus der Stereo-Audio-Systemanlage, gemütlichem Beisammensein und viel Unterhaltung aus. Die Oldtimerausfahrt war, trotz des wechselhaften Wetters, eine Hommage an Technik, Tradition und Gemeinschaft.
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