In der Stadt Weiden und im Landkreis Neustadt/WN sind seit dem Wochenende die ersten Verdachtsfälle auf Mutationen des Coronavirus aufgetreten. Das Gesundheitsamt Weiden-Neustadt geht von bislang 40 Verdachtsfällen aus. Diese verteilen sich mit 13 Fällen auf die Stadt Weiden und 27 Fällen im Landkreis, wie Claudia Prößl, Sprecherin am Landratsamt, auf Anfrage mitteilt. Dabei seien keine besonderen Häufungen in einzelnen Gemeinden festzustellen. Auch bei der Gruppe der Infizierten gebe es keine Auffälligkeiten. "Es sind durchweg alle Altersgruppen betroffen", sagt Prößl. "Von 8 bis 83 Jahren."
Britische Mutation in Verdacht
Mit welcher Mutation man es hier zu tun habe, muss in umfangreichen Untersuchungen geklärt werden, die aber noch andauerten. Laut Gesundheitsamt besteht der Verdacht, dass es sich um die britische Mutation "B117" handeln könnte. Ob aus Großbritannien oder Südafrika, die neuen Corona-Varianten gelten als ansteckender. Ob sie auch einen schwereren Krankheitsverlauf nach sich ziehen, sei nicht einwandfrei erwiesen. Auf Nachfrage versucht die Sprecherin zu beruhigen: "Die verfügbaren Daten sind hier nicht ganz einheitlich. Aber es gibt ernstzunehmende Untersuchungen, die zu dem Ergebnis kommen, dass die britische Mutation KEINE schweren Krankheitsverläufe verursacht."
Wo sich die betroffenen Personen infiziert haben könnten, kann Sprecherin Claudia Prößl nicht spezifizieren. Es sei kein Hotspot auszumachen. Dass Weiden und der Landkreis aktuell in der Statistik des Robert-Koch-Instituts wieder steigende Coronafälle und 7-Tage-Inzidenzen aufweise, stehe möglicherweise in Zusammenhang mit den neuen Verdachtsfällen, da diese ansteckender seien.
Dass es überhaupt im Moment so viele Verdachtsfälle gebe, erklärt Prößl mit der Zunahme an zusätzlichen Tests. "Einige niedergelassene Labore führen in großer Zahl Screening-Tests auf die Corona-Varianten durch. Darunter sind auch solche Labore, die von einer Vielzahl hiesiger Arztpraxen genutzt werden."
Aufwendige Labortests
Vermutlich gab es auch schon davor Fälle, aber es hat sie keiner untersucht. Erst seit 19. Januar werden zumindest fünf Prozent aller positiven Corona-Ergebnisse bundesweit im Hinblick auf eine Mutation analysiert. Aktuell nimmt das Gesundheitsamt von ausgewählten Patienten einen frischen Abstrich vor und sendet diesen an das bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zur weiteren Untersuchung.
Möglich, dass die Proben an ein Labor der Charité in Berlin gehen. Das Universitätsklinikum hat bereits bei den ersten aufgetretenen Corona-Mutationen in Bayern die weitere Untersuchung für das LGL übernommen. Ob eine Mutation vorliegt, kann nur mit einer sogenannten Gesamtgenom-Sequenzierung überprüft werden. Dafür braucht es spezialisierte Labore, erläutert das LGL auf seiner Homepage. Erst müsse das Erbgut des Virus decodiert werden, danach würden die Ergebnisse bewertet. Das sei ein sehr aufwendiges und kostenintensives Verfahren und benötige je nach Labor und Probenumsatz zwischen circa 7 und 14 Tagen.
Auch Klinikum testet
Den Mehraufwand bestätigt auch das Klinikum Nordoberpfalz. "Bei der Sequenzierung zur Bestätigung einer Virusmutation handelt es sich um ein enorm aufwendiges Verfahren, das derzeit in Kooperation mit einem externen Partner durchgeführt wird", teilt Klinikumssprecher Michael Reindl auf Nachfrage mit. "Wir bereiten uns aber darauf vor, in Kürze auch im Labor der Kliniken Nordoberpfalz die entsprechenden Sequenzierungen selbst durchzuführen."
Grundsätzlich sehe sich das Klinikum für die Herausforderungen, die erwartbare Virusmutationen mit sich bringen werden, sehr gut gewappnet - personell, wie auch hinsichtlich ausreichender Schutzausrüstung. Für die Unterbringung von Patienten mit einer akuten Virus-Mutation stünden Plätze auf den Covid-19-Stationen in Weiden als auch am Krankenhaus Tirschenreuth bereit.
Wie seit Beginn der Corona-Pandemie hielten sich die Kliniken Nordoberpfalz hinsichtlich Hygiene- und weiterer Schutzmaßnahmen eng an die vorgegebenen Richtlinien des RKI. "Hierzu liegen bisher auch keine veränderten Regelungen vor, so dass die bisherigen Maßnahmen weiter umgesetzt werden."
Wie lange die Schulen in Weiden und dem Kreis Neustadt geschlossen bleiben, ist ungewiss. Das lasse sich, so das Landratsamt und die Stadt Weiden, im Moment „nicht seriös vorhersagen“ und hänge vom Verlauf des Infektionsgeschehens ab. Am Montag wären Schüler der Abschlussklassen der Gymnasien, der FOS/BOS, der beruflichen Schulen und Schulen zur sonderpädagogischen Förderung in den Wechselunterricht gestartet. Daraus wurde und wird vorerst nichts.
Hygieneregeln bleiben wichtig
Die neuen Corona-Mutationen sind laut Robert-Koch-Institut (RKI) und Landesamt für Gesundheit (LGL) wesentlich ansteckender als die bisher zirkulierenden Virusvarianten. Schwerere Krankheitsverläufe sind bislang jedoch nicht zu beobachten.
Hygiene bleibt das A und O im Alltag, raten die Experten: Abstand halten, Handhygiene, Alltagsmasken und regelmäßiges Lüften.
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