Weiden in der Oberpfalz
12.05.2025 - 15:55 Uhr

80 Jahre Frieden in Weiden: Greenpeace gedenkt mit besonderem Stadtrundgang

Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Greenpeace Weiden nimmt das Jubiläum zum Anlass, lokale Zeitgeschichte beeindruckend zu zeigen.

80 Jahre Frieden in Weiden: An ausgewählten Stellen gedachten am Samstagnachmittag Ehrenamtliche von Greenpeace mit einem alternativen Stadtrundgang einem besonderen Kapitel der Stadtgeschichte. 1270 Weidener fielen als Soldaten im Zweiten Weltkrieg. 920 wurden vermisst oder für tot erklärt. 89 Weidener wurden Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Rund 200 Juden lebten 1933 in Weiden, als selbstverständlicher Teil der Stadtgemeinschaft. Zum Ende des Kriegs waren es Null. Wer nicht rechtzeitig fliehen konnte, wurde vom Terrorregime der Nationalsozialisten ermordet.

Dabei erinnern Gebäude, Plätze und Denkmäler besonders anschaulich an Krieg, Befreiung, Verfolgung und Verbrechen während der nationalsozialistischen Diktatur. An jeder Station des Rundgangs wurden passende große historische Foto-Ausdrucke aus der Zeit herumgereicht und Briefe vorgelesen, um den Bezug zu verstärken. Unterstützt wurde die Führung durch Stadtarchivar Dr. Sebastian Schott und Journalistin Christine Ascherl.

Ausgangspunkt des alternativen Stadtrundgangs zum 8. Mai war der Gustav-von-Schlör-Platz, direkt hinter dem Unteren Tor. Der Platz ist für Weiden besonders geschichtsträchtig, denn dort fand am 8. Mai 1945 eine große Siegesparade der amerikanischen Truppen statt, nachdem diese am 22. April die Stadt ohne größeres Blutvergießen befreit hatten. Am Schlör-Platz spenden zwei massive Stieleichen Schatten. Deren historischer Hintergrund dürfte jedoch den wenigsten Weidenern bekannt sein. Die „Jubiläumseiche“ hinter dem Schlör-Denkmal hat noch Bezug zu den Napoleonischen Kriegen und wurde 1824 zum 25. Regierungsjubiläum des ersten Bayerischen Königs Max Joseph gepflanzt.

Die „Friedenseiche“ vor dem Finanzamt wurde 1871 für den Sieg im Deutsch-Französischen-Krieg gestiftet. Anschaulich wurde an dem Platz auch das Flüchtlings-Drama zum Ende des Zweiten Weltkriegs aufgezeigt. Bis August 1945 erreichten insgesamt 9000 Flüchtlinge die Stadt, bei nur 31000 Weidener Einwohnern und das bei einer äußerst angespannten Versorgungslage.

Vor dem Alten Rathaus wurde die brutale Machtergreifung der Nationalsozialisten auch in Weiden verdeutlicht. Sie verschleppten fünf Mitglieder des Stadtrats ins Konzentrationslager Dachau. Anschließend führte der Rundgang zu dem Progrom- und dem Krieger-Denkmal in der Konrad-Adenauer-Anlage. Hier wurde unter anderem über Fliegerangriffe im April 1945 berichtet, mit zahlreichen zivilen Toten. Weitere Stationen der Führung waren die Sedanstraße und die Max-Reger-Straße, wo das Leid jüdischer Opfer während der Gewaltherrschaft des Nationalsozialismus aufgezeigt wurde.

Zum Schluss berichtete am Oberen Tor Günther Sparrer, Öffentlichkeitskoordinator von Greenpeace, wie die Weidener Bevölkerung das Ende des Krieges am 21. und 22. April 1945 erlebte. "Wer heute die Broschüre 'Eine Stadt wird braun' durchliest, dem garantiere ich Gänsehaut, weil aktuell ändert sich gerade wieder viel. Wir sollten sehr froh sein, dass wir 80 Jahre Frieden in Weiden haben."

Am Samstag, 17. Mai, findet ein weiterer Stadtrundgang zum Ende des Zweiten Weltkriegs statt. Wegen der großen Nachfrage plant Greenpeace Weiden voraussichtlich noch weitere Führungen im Herbst.

 
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