Bis zum letzten Platz ist die Aula des Elly-Heuss-Gymnasiums gefüllt, als Schulleiter Reinhard Hauer am Freitagabend die zahlreichen Ehrengäste, Eltern und Angehörigen zur Verabschiedung der Abiturientinnen 2019 begrüßt. 67 junge Frauen der Mädchenschule haben die Prüfung zum Erwerb der Hochschulreife bestanden und feiern nun ihren Abschluss. Die Feier steht unter einem mexikanischen Motto: Mit dem Wortspiel "Abiós Amigos" als Abispruch verabschieden sich die Absolventinnen von ihrem Gymnasium.
In Vertretung von Oberbürgermeister Kurt Seggewiß beglückwünscht Stadtrat Alois Schinabeck die Abiturientinnen und verbindet dies mit einem Appell für zivilgesellschaftliches Engagement: "Ihr seid jetzt erwachsen und könnt tun, was ihr wollt. Ich bitte euch nur um eines. Mischt euch ein, aber mischt nicht auf. Macht euch bemerkbar. Seid nicht brav."
Viel Lob für die Schulabgängerinnen findet Andrea Raimund: "Sie dürfen sehr, sehr stolz sein", lobt die Vorsitzende des Fördervereins. In den vergangenen Jahren hätten die Gymnasiastinnen "Durchhaltevermögen, Fleiß, Ausdauer und Flexibilität" gezeigt. Dies sei nötig, um Ziele zu erreichen. Mit dem Abitur sei genau dies geschafft. Raimund bittet zudem Annemarie Wirth und Madita Kiener zu sich ans Rednerpult. Die Schülerinnen verfassten die beiden besten Seminararbeiten und erhalten dafür als Auszeichnung vom Förderverein ein Geldgeschenk.
Lange Zeit: 2160 Schultage
Die Mühe zu berechnen, wie viel Zeit die Absolventinnen am Gymnasium mit Lernen verbrachten, machte sich der Elternbeiratsvorsitzende. Genau 2160 Schultage sind es gewesen, verrät Frank Holzförster den Zuhörern. Am Ende dieser Zeit stehe nun eine "einzige, schnöde Dezimalzahl, die eine besondere Bedeutung für euer weiteres Leben erhält", sagt er mit Blick auf die Abiturnote. Die lange Zeit "war vermutlich nicht immer gerecht, aber wertvoll. Denn der Lernprozess hat euch zu Persönlichkeiten gemacht. Nutzt das, was ihr gelernt habt und hört nicht auf, kritisch zu denken. Wir Eltern wünschen euch viel Erfolg darin", sagt Holzförster.
Ein besonderes Lob für ihr langes Engagement in der Schülermitverantwortung bekommt Eva Rösch von den Schülersprecherinnen Sandra Grafberger, Carolina Klapuch und Julia Pfleger. Diese bedanken sich in ihrem Grußwort bei der 12-Klässlerin: "Du bist immer ein großes Vorbild für alle gewesen."
Philosophisch angehauchte Ratschläge, "wie wir glücklicher werden können", bekommen die Abiturientinnen von ihrem Schulleiter. Während seiner Ansprache steht ein halb gefülltes Weinglas neben Reinhard Hauer. Um Glück im Leben zu erreichen, sei "Frustrationstoleranz" nötig. Man müsse lernen, nicht immer das Optimum erreichen zu können, sondern sich auch mit dem "halb vollen Glas des Möglichen" zufrieden zu geben. Wahres Glück, so der Oberstudiendirektor, sei "nicht unbedingt im Materiellen" zu finden, sondern Zufriedenheit entstehe in "Momenten des Mutes, der zwischenmenschlichen Stärke, der Gerechtigkeit und der Mäßigung".
Die Schülerinnen sollten das "halbvolle Glas des Möglichen als Chance begreifen, nicht als Fehlen einer nicht gegebenen Fülle". So eine Einstellung sei dringend geboten, meint Hauer. Denn: Die "Kinder von heute werden bis 2080 arbeiten müssen" und 65 Prozent davon in Jobs, "die noch gar nicht erfunden sind".
"Erst Siesta, jetzt Fiesta"
Während der anschließenden Zeugnisübergabe wird jede der 67 Abiturientinnen namentlich erwähnt und nach vorne gebeten. Gemeinsam mit dem Schulleiter überreichen die Oberstufenkoordinatoren Barbara Schneeberger und Ralph Conrad die Hochschulreife und Blumen. "Wer eine Eins vor dem Komma hat, bekommt einen Blumenstrauß. Bei einer Zwei gibt es eine Blume. Irgendwo müssen wir ja ein bisschen differenzieren", erklärt Schneeberger das Prozedere. Von den vierzehn besten Absolventinnen mit einem Notenschnitt von 1,5 oder besser wird Madita Kiener besonders hervorgehoben. Neben einem Top-Schnitt von 1,0 schrieb sie auch die beste Abiprüfung in den Fächern Latein, Mathe und Geschichte. Als Preisträgerin der Oberpfalz wird ihre Seminararbeit zudem mit dem Preis des Bayerischen Clubs zur Förderung der bayerischen Kultur ausgezeichnet.
Den offiziellen Teil rundet ein üppiges mexikanisches Buffett ab. Gemeinsam mit ihren Eltern, Angehörigen und Freunden freuen sich die 67 Schulabgängerinnen dort über ihren Abschluss. Das passt zum Leitspruch der Mädchen, die in ihrer Abizeitung schreiben: "Erst 12 Jahre Siesta, jetzt Fiesta."
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