Weiden in der Oberpfalz
17.03.2019 - 11:47 Uhr

Abschiedsworte und Fiedler-Torte

Helmut Fiedler hat seinen Abschiedsmarathon begonnen. Vor seinem Rückzug in den Ruhestand besucht er den DGB-Kreisverband Weiden-Neustadt. Manche Träne steht in den Augen der Teilnehmer.

Die Abschiedstorte bekommt Helmut Fiedler (Dritter von links) von Waltraud Hirmer. Mit dabei:
(von links) Bürgermeister Jens Meyer, Organisationssekretär Peter Hofmann und DGB-Kreisvorsitzender Josef Bock Bild: Bühner
Die Abschiedstorte bekommt Helmut Fiedler (Dritter von links) von Waltraud Hirmer. Mit dabei: (von links) Bürgermeister Jens Meyer, Organisationssekretär Peter Hofmann und DGB-Kreisvorsitzender Josef Bock

Die Abschiedsworte beim DGB-Kreisverband Weiden-Neustadt für Helmut Fiedler waren sehr emotional. „Du stehst seit 1993 für den DGB“, sagte Kreisverbandsvorsitzender Josef Bock. Überall, wo es in Betrieben kriselt, sei Fiedler an der Seite der Betriebsräte immer „nah dran“ gewesen, stellte Bock fest. Dabei habe auch immer der Mensch im Mittelpunkt gestanden. Bock zählte die lange Reihe der hauptamtlichen und ehrenamtlichen Funktionen des angehenden Ruheständlers bis hin zur derzeitigen Arbeit als Abteilungsleiter des DGB-Bayern für grenzüberschreitende Beziehungen auf. Bei allen Tätigkeiten habe Fiedler „geführt, ohne dass man es merkte, und viele Denkanstöße gegeben“.

In seiner eigenen Ansprache ließ es der Geehrte nicht dabei bewenden, eine Abschiedsrede zu formulieren, sondern referierte grundsätzlich zum Thema „Reden wir über Europa“. Dabei zeigte sich Fiedler als vehementer Befürworter eines gemeinsamen Europas, forderte dafür auch mehr Wertschätzung vor allem bei der Jugend. „Junge Menschen können sich nicht vorstellen, wie es ist, wenn man an einer unüberwindlichen Grenze steht." Fiedler zählte Beispiele grenzüberschreitender solidarischer Arbeitnehmeraktionen auf und sagte: „Europa ist auch, sich gegenseitig nicht ausspielen zu lassen." Er sprach sich für eine Aufwertung des Europäischen Parlaments aus. „Diese wichtige Institution hätte es verdient, in freien Wahlen die Kommission zu wählen."

Bedauert wurden die zwischenzeitlich niedrigen Wahlbeteiligungen bei den Europawahlen. Fiedlers Vorschlag: „Europa sollte sich erinnern, was in der Gründerzeit war." Er forderte „ein faires Miteinander in einem sozialen Europa“. Deutschland habe unter den Industrieländern den niedrigsten Mindestlohn, deshalb sei ein europäischer Mindestlohn erforderlich. Er sollte sich an 60 Prozent des Durchschnittslohns eines Landes orientieren. „Wohlstand entsteht nicht durch die Aktionäre, sondern weil wir alle daran arbeiten." Konzerne, die in Europa Gewinne machen, sollten besteuert werden, „aber ohne Oasen“.

Zu den Forderungen der Gewerkschaften zur Europawahl gehört unter anderem die wirksame Bekämpfung von grenzüberschreitendem Lohndumping und die Einführung einer Europäischen Sozialversicherungsnummer. „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort muss europaweit für alle Branchen umgesetzt werden.“ Fiedler kündigte für April und Mai seinen schrittweisen Rückzug aus der aktiven Tätigkeit an und will danach nur noch ehrenamtlich tätig sein. Als Abschiedsgeschenk wurde ihm vom DGB-Kreisverband eine selbstgebackene große Torte mit seinem Portraitbild und der Aufschrift „Danke, Helmut“ überreicht. Würdigende Worte für Fiedlers Lebensleistung formulierte Bürgermeister Jens Meyer. Gelernt habe er unter anderem von Fiedler die Handlungsweise nach dem Spruch von Martin Luther „Tritt forsch auf, mach’s Maul auf, hör bald auf!“. Meyer erinnerte zudem daran, dass die Feierlichkeiten am 1. Mai immer ein sichtbares Zeichen für die Verbundenheit von DGB und der Stadt Weiden seien.

 
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