Weiden in der Oberpfalz
19.12.2018 - 11:08 Uhr

Alternative-Rock aus dem Altbau

"Me + Marie" wachsen live über sich hinaus. Nicht nur, weil das Duo live zum Quartett mutiert. In der" Sünde" wagt die Combo schon mal die große musikalische Geste.

Vom Duett zum Quartett: Live lassen sich Maria de Val und Roland Scandella an Bass und Synthie verstärken. Das geht ziemlich nach vorne. Bild: otj
Vom Duett zum Quartett: Live lassen sich Maria de Val und Roland Scandella an Bass und Synthie verstärken. Das geht ziemlich nach vorne.

Mann und Frau auf der Bühne - das ist ein ziemlich erfolgreiches Konzept in der aktuellen Indie-Szene. Gerne mit verschrobenem Alternative-Folk. Der Bandname "Me + Marie" lässt vermuten, dass in der "Sünde" genau diese Rezeptur serviert werden würde. Aber mit Gitarre, Drums, Bass und Synthie gibt es neben Melancholie auch Handfestes auf die Ohren.

Frank Zappa soll mal gesagt haben: "Über Musik schreiben, ist wie zu Architektur tanzen." Dann eben über Architektur schreiben und Musik meinen. "Me + Marie" - das sind Acht-Zimmer-Altbau, hohe Wände und Stuckdecken. Großzügiger Schnitt. Charmant. Viel Platz für Feedbacks, ausufernde Gitarren-Soli und große Gefühle.

Damit sind sie eine Seltenheit in der Indie-Szene. Wo oft vieles weggentrifiziert wurde, durch Elektro, Loops und Synthie-Eskapaden, haben sich "Me + Marie" noch nicht total-sanieren lassen. Was sollen Maria de Val aus den Südtiroler Dolomiten und Roland Scandella aus Graubünden auch mit einem schicken Architektenbau? Ein ordentliches Fundament haben sie ohnehin: Schlagzeugerin und Sängerin de Val hat einige Semester Jazz studiert. Scandella ist autodidaktischer Gitarrist, mit stabiler Metal-Vergangenheit. Was man live durchaus erahnen kann, wenn der Schweizer solide in die Saiten haut. Kontrast zu diesem zeitweiligen Noise-Appeal: der harmonische Gesang - mal ein-, mal mehrstimmig.

So tapezieren "Me + Marie" mit teils samten-minimalistischen Balladen und zimmern daraufhin bretthart, als wäre Eddie Vedder von Pearl Jam auf einer WG-Party eingelaufen. Und wenn man denkt, man hat das Einrichtungskonzept der Band verstanden, laden sie mit eigenartigem Morricone-Sound zum Westernabend am Röhrenfernseher ein. Es sind genau diese dynamischen Kontraste, die ein Konzert von so einzigartig machen. Sündhaft gut.

 
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