Weiden in der Oberpfalz
21.12.2018 - 14:54 Uhr

"Am Anfang habe ich nur genickt, ja gesagt und gelächelt"

Heidi Härtl stammt aus Bonn, lebt aber seit 1988 in Weiden. In unserer Rubrik "Zugroast" spricht sie über die vielen Vorteile ihrer neue Heimat gegenüber der alten. Bei einem Punkt schneidet die Region aber schlechter ab.

Heidi Härtl lebt seit 1988 in Weiden. Bild: privat
Heidi Härtl lebt seit 1988 in Weiden.

Heidi Härtl (50) stammt aus Bonn. Seit 1988 lebt sie in Weiden, wo sie als Projektmanagerin bei der Witt-Gruppe arbeitet.

ONETZ: Der Oberpfälzer ist ein Grantler und Sturkopf. Stimmt’s?

Heidi Härtl: Nee, überhaupt nicht. Die Oberpfälzer sind mir gegenüber sehr aufgeschlossen, das bin ich ja auch. Ich habe hier sehr schnell Freunde gefunden. In der ganzen Zeit ist mir noch kein Grantler begegnet.

ONETZ: Mit welchen Vorurteilen und Erwartungen sind Sie in die Oberpfalz gekommen? Und wie lautet jetzt Ihr Fazit?

Ganz am Anfang habe ich mir Weiden noch ländlicher vorgestellt. Aber wie die Oberpfälzer sind, habe ich mir keine Gedanken gemacht. Die Oberpfalz ist meine Heimat geworden. Ich bin ja durch meinen Mann hier her gekommen. Meine Familie – Mutter und Schwester – ist nach ein paar Jahren hinterhergezogen. Ich fühle mich hier sehr wohl.

ONETZ: Spielen Sie oft mit dem Gedanken, in Ihre alte Heimat zurückzukehren? Wie oft fahren Sie tatsächlich zurück?

Auf keinen Fall! Höchstens auf Besuch kehre ich nach Bonn zurück, das aber auch nicht mehr oft – vor allem, als meine Mutter und Schwester nachkamen. Es ist nicht so, dass ich unbedingt nach Bonn muss. Obwohl mir die Stadt natürlich schon fehlt. Gerade beim Shopping. Da muss ich jetzt nach Regensburg oder Nürnberg.

ONETZ: Was erzählen Sie dort von Ihrer neuen Heimat? Was würden Sie Ihren Verwandten oder Freunden zuerst zeigen, wenn die zu Besuch in die Oberpfalz kommen?

Dass die Oberpfalz eine unheimlich schöne Landschaft hat. Dass es hier sehr ruhig ist. Dass die Kinder auf der Straße spielen können – das geht in Bonn wegen des Verkehrs nicht. Dass es hier viele nette Menschen gibt. Dass 20 Kilometer Entfernung nicht viel ist. In Bonn hatte man ja alles in der Stadt, wäre ich dort geblieben, hätte ich nie den Führerschein gemacht. Besuchern zeige ich die Sehenswürdigkeiten in der Gegend wie Leuchtenberg oder die Seenlandschaft. Vor allem das Ländliche – das, was die nicht so kennen. Hier ist es wesentlich ruhiger, man kann sich besser erholen. Hier ist es wie Urlaub machen, nicht so hektisch wie in der Stadt.

ONETZ: Verstehen Sie Ihre Oberpfälzer Kollegen, wenn Sie mit ihm nach Feierabend ein Bier trinken?

Am Anfang habe ich nicht viel verstanden. Da habe ich oft genickt, ja gesagt und gelächelt. Das hat sich aber schnell gelegt, bald habe ich den Dialekt angenommen. Fünf Monate nachdem ich in die Oberpfalz zog, war ich in Bonn beim Karneval und habe ein Getränk bestellt. Der Kellner sah mich an und sagte zu mir: Du kommst aber nicht von hier.

ONETZ: Fühlen Sie sich bereits als Oberpfälzerin?

Schwierig zu beantworten. Ich fühle mich mit der Oberpfalz mehr verbunden als mit Bonn. Aber so ganz werde ich es wohl nie sein. Bin ein guter Mischmasch. So ganz verliert man seine Wurzeln nie. Die Oberpfalz ist aber eine sehr schöne Ersatzheimat – ich bin ja auch freiwillig hergekommen.

Zugroast:

In der Kolumne „Zugroast“ stellen wir jede Woche Menschen vor, die aus Hamburg, aus dem Ruhrpott oder aus Kasachstan in die Oberpfalz gezogen sind – und hier eine neue Heimat gefunden haben.

Hier finden Sie alle Teile der Serie

 
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