"Ich wusste, dass ich irgendwo hin will, wo man Spanisch spricht", sagt Anna Betz aus Rothenstadt bei Weiden. Ihre Wahl fiel auf Ecuador, "weil es ein kleines Land, aber vielseitig ist". Es gibt Küsten, Gebirge und Regenwald. Nur Erholung sucht die Absolventin des Weidener Kepler-Gymnasiums aber nicht. Anna will in dem Land in Südamerika ein Jahr arbeiten. Am 22. August steigt sie in das Flugzeug.
So ganz genau weiß die 18-Jährige aber noch nicht, was sie in der Provinzhauptstadt Portoviejo erwarten wird. Anna ist die Erste, die vom Kolpingwerk auf diese Stelle entsendet wird. Deshalb kann sie noch nicht so gut beschreiben, welche Aufgaben sie vor Ort übernehmen wird. Was bisher feststeht: Anna, die sich in Rothenstadt als Ministrantin engagiert, soll in einem Kindergarten arbeiten, bei einer Alten- und Armenspeisung helfen und in Kolping-Jugendgruppen mitwirken. Sie kommt bei einer Gastfamilie unter.
Träger ihres Projekts ist die Erzdiözese München-Freising. Der Freiwilligendienst findet im Rahmen des "Weltwärts"-Programms der Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung statt. Die Teilnehmer engagieren sich vor Ort in Projekten, die Bildung, Gesundheit, Umwelt, Landwirtschaft, Kultur oder Menschenrechte fördern. Die Diözese entsendet 2019 fünf Freiwillige nach Ecuador. Die Finanzierung müssen die Teilnehmer unterstützen. Weil sie zusätzlich zu ihrer Arbeitskraft kein eigenes Geld einbringen sollen, sammeln sie Spenden, erläutert die Rothenstädterin.
Erzbischöfliches Ordinariat München, Ligabank München, IBAN: DE87750903000002170000, Verwendungszweck: Projekt 75921411 (anlässlich des Freiwilligendienstes von Anna Betz)
Seminare bereiten Anna auf Ecuador vor
Auch wenn noch einiges unklar ist: "So ein Programm bietet mir Sicherheit", sagt Anna und nennt als Gegenbeispiel "Work and Travel", das unter jungen Leuten auch beliebt ist. Dabei versuchen sie, die Reisen durch Gelegenheitsjobs im Ausland zu ermöglichen. Eine Garantie für diese Arbeitsstellen gibt es jedoch nicht. Ein weiterer Vorteil von Annas "Weltwärts"-Programm: "Ich bin fest an einer Stelle, da kann ich besser in die Kultur reinwachsen."
Annas großer Wunsch für Ecuador: Spanisch lernen. Die Möglichkeit konnte sie an ihrer Schule nicht wahrnehmen. Als der Spanisch-Unterricht in der 10. Klasse begann, war Anna ein halbes Jahr in Irland. Seit die Abiturprüfungen im Mai dieses Jahres abgeschlossen waren, hat die 18-Jährige angefangen, sich die Sprache selbst ein bisschen beizubringen.
Auf das Leben und die Arbeit im fernen Ecuador bereiten zwei Seminaren die Rothenstädterin vor. Dabei lerne sie, "wie man dort vor Ort handeln soll": Erstmal ankommen, die Leute kennenlernen, nicht alles sofort verbessern wollen. "Wir sollen hingehen und zeigen: Wir sind da. Ihr seid nicht vergessen."
Kein neues Handy, aber wasserdichte Bauchtasche
Der Alltag in dem lateinamerikanischen Land scheint ganz anders zu sein, als in Mitteleuropa. Anna erhielt den Tipp, nicht das neueste Handy mitzunehmen und sich eine wasserdichte Bauchtasche zu besorgen, die sie auch unter die Dusche mitnehmen kann. "Es ist etwas ganz anderes, neues, ich kann mir alles noch gar nicht vorstellen, aber ich freue mich."
Annas Eltern waren vom Wunsch ihrer Tochter zunächst nicht so begeistert, gesteht sie. Aber: "Ihnen war schon klar, dass ich so was machen will." Gerne würde sie ihnen bei einem Besuch Land und Leute zeigen. "Ich freue mich, hier mal rauszukommen und auf die Sonne. Da ist ja das ganze Jahr Sommer."
Weitere Informationen zum "Weltwärts"-Programm
„Weltwärts“ ist ein entwicklungspolitischer Freiwilligendienst, den das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 2008 gegründet hat. Seitdem haben nach Angaben von „Weltwärts“ 34 000 Personen teilgenommen: „Sie engagieren sich in einem Entwicklungsprojekt und nehmen Erfahrungen mit, die sie ihr ganzes Leben lang begleiten.“ Die Teilnehmer sind zwischen sechs Monaten und zwei Jahren im Ausland. Es gibt 160 Entsendeorganisationen und die zahlreichen Partnerorganisationen in den Einsatzländern. Sie setzen das Programm im Ausland um.
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