Der Engländer Sean Ryder (31) stammt aus der Nähe von Notthingham und lebt seit 2012 in Weiden. Dort arbeitet er als Industriekaufmann bei Glas Zange in Weiden. In die Oberpfalz kam er wegen des Sports – Ryder ist Bundesliga-Wasserballer beim SV Weiden. Der Engländer erzählt, wie er in die Oberpfalz kam, warum er manchmal zurück in die alte Heimat fährt und wie es ihm mit der Sprache geht.
ONETZ: Der Oberpfälzer ist ein Grantler und Sturkopf. Stimmt’s?
Das habe ich nicht so erlebt, es ist wie in meiner Heimat. Die Leute sind sehr freundlich, es wird gegrüßt, wenn man die Straße runtergeht. Ich habe kein Problem mit den Oberpfälzern.
ONETZ: Mit welchen Vorurteilen und Erwartungen sind Sie in die Oberpfalz gekommen? Und wie lautet jetzt Ihr Fazit?
Eigentlich nicht. Nur, dass wenig Briten hier sind, das hört man. Ich habe in Manchester mit zwei Spielern aus England zusammen trainiert, die bereits in Weiden gespielt haben. Die haben nur gute Sachen erzählt. 2011 bin ich dann zu einem Probetraining nach Weiden, seit 2012 bin ich dort gemeldet. Ich habe viele Leute durch meine Mitspieler kennengelernt.
ONETZ: Spielen Sie oft mit dem Gedanken, in Ihre alte Heimat zurückzukehren? Wie oft fahren Sie tatsächlich zurück?
Das Thema Familie kommt immer mal wieder vor. Und die Eltern werden ja auch nicht jünger. Die haben aber Verständnis und unterstützen mich. Ich bin auf jeden Fall ganz zufrieden hier. Nach England fahre ich zwischen zwei und vier Mal im Jahr, bei Geburtstagen oder Hochzeiten. In diesem Jahr heiratet meine Cousine.
ONETZ: Was erzählen Sie dort von Ihrer neuen Heimat? Was würden Sie Ihren Verwandten oder Freunden zuerst zeigen, wenn die zu Besuch in die Oberpfalz kommen?
Dass Weiden eine kleine Stadt ist, dass man hier eine schöne Landschaft hat, dass Städte wie Nürnberg oder Regensburg nicht so weit weg sind. Mir gefällt’s hier. Die Eltern waren über Ostern in Weiden. Da haben wir die Umgebung angeschaut, Nürnberg, Regensburg, Parkstein und natürlich ins Schätzlerbad, wo wir im Sommer trainieren. Da verbringe ich den Hauptteil meines Wasserballerlebens.
ONETZ: Verstehen Sie Ihre Oberpfälzer Kollegen, wenn Sie mit ihnen nach Feierabend ein Bier trinken?
Ja, das muss gesagt werden. Ich muss gleichzeitig Oberpfälzisch lernen. Am Anfang war es aber nicht so einfach, aber irgendwie habe ich das schon hinbekommen. Gerade in der Schule und Arbeit wird sehr wenig Hochdeutsch gesprochen. In der Arbeit fast gar nicht. Aber wir kriegen das hin.
ONETZ: Fühlen Sie sich bereits als Oberpfälzer?
Noch nicht. Werden wir in den nächsten Monaten sehen. Ich habe einen Einbürgerungsantrag gestellt, obwohl ich noch nicht alle Voraussetzungen erfüllt habe. Ich hoffe, das klappt – wegen des Brexits.
Weitere Teile unsere Serie "Zugroast"
In der Kolumne "Zugroast" stellen wir jede Woche Menschen vor, die aus Hamburg, dem Ruhrpott oder Kasachstan in die Oberpfalz gezogen sind - und hier eine neue Heimat gefunden haben. Weil Ende des Monats der Brexit ansteht, erklären in den fünf März-Ausgaben von "Zugroast" Oberpfälzer Britten ihr Verhältnis zur Region.
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