Weiden in der Oberpfalz
31.03.2020 - 10:32 Uhr

Arbeitsmarkt unter Einfluss der Coronakrise

Die Coronakrise und ihre Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt sind in diesem Monat noch nicht gänzlich absehbar. Das hat verschiedene Gründe.

Symbolbild. Bild: agentur_dpa
Symbolbild.

„Die Corona-Krise hat unser Leben und unseren Alltag in einem Umfang verändert, wie wir es uns noch vor kurzem nicht vorstellen konnten. Welche Folgen das auf den Arbeitsmarkt hat, können wir frühestens ab dem nächsten Monat beginnen zu bilanzieren und dokumentieren“, so Thomas Würdinger, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Weiden.

Die seitdem sehr dynamische Entwicklung lässt eine genauere Prognose auf die Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und Beschäftigung allerdings frühestens ab dem nächsten Monat zu. Zur Einschätzung der Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt kommt erschwerend die Unsicherheit hinzu, wie lange die Coronakrise anhält und wie schnell die Betriebe anschließend wieder in ihr normales Geschäft einsteigen können.

Die aktuellen Arbeitsmarktdaten beziehen sich, wenn nicht anders erläutert, auf den 12. März, da dies der statistische Zähltag für den Berichtsmonat März 2020 ist. Zu diesem Zeitpunkt stand Deutschland und somit auch Bayern und der Agenturbezirk Weiden noch am Beginn der Coronapandemie. Die Maßnahmen der Politik, die die wirtschaftlichen Aktivitäten stark eingeschränkt haben, setzten erst danach ein.

„Aufgrund der einsetzenden Frühjahrbelebung waren 4417 Personen im März arbeitslos gemeldet, 277 weniger als im Vormonat. Die Arbeitslosenquote steigt coronabedingt bereits um 0,1 Prozentpunkte an“, erläuterte Würdinger.

Die Einstellung neuer Mitarbeiter erfolgte laut Würdinger sowohl in den witterungsabhängigen Außenberufen als auch in den saisonunabhängigen Branchen. Vom hohen Personalbedarf der Arbeitgeber profitierten insbesondere Männer, deren Bestand im Vergleich zum Vormonat um 9,1 Prozent oder 268 Personen sank. Es meldeten sich insgesamt 1483 erwerbslose Menschen aus der Arbeitslosigkeit ab.

467 jüngere Arbeitnehmer und 774 Männer und Frauen ausländischer Herkunft waren aktuell auf der Suche nach einer passenden Arbeitsstelle. „Wir können nicht davon ausgehen, dass sich der Rückgang im April fortsetzt. Angesichts der in weiten Teilen ruhenden Wirtschaft werden Neu- und Wiedereinstellungen vorerst ausbleiben“, ergänzt Würdinger.

Für die Arbeitsagentur habe die Existenzsicherung für Unternehmen und Arbeitnehmer in der aktuellen Situation die oberste Priorität. Die Geldleistungen müssen schnell fließen. Dafür haben die Verantwortlichen die Organisation binnen einer Woche intern umgestellt. Die besonders geforderten Bereiche wurden personell aufgestockt, Mitarbeiter aus dem Vermittlungsgeschäft und der Berufsberatung unterstützen bei der telefonischen Entgegennahme von Arbeitslosmeldungen, der Beratung von Unternehmen und Beschäftigten zu Kurzarbeit oder bei der Abarbeitung der eingegangenen E-Mails. Die Agentur für Arbeit Weiden und die Jobcenter haben außerdem für eine verbesserte Erreichbarkeit zusätzliche Telefonnummern eingerichtet.

In der Arbeitslosenversicherung waren im Berichtsmonat 2562 Personen gemeldet, dies waren 58 Prozent aller Arbeitslosen. Die Jobcenter waren für 1855 Erwerbslose im Bereich der Grundsicherung erster Ansprechpartner am Arbeitsmarkt. Im Vergleich zum März 2019 ist im Rechtskreis SGB II ein deutlicher Rückgang um 134 Personen zu verzeichnen.

Aufgrund der Coronakrise kommt es zu vielfachen Erleichterungen bei der Antragsstellung von Grundsicherung. Es wird für ein halbes Jahr kein Vermögen mehr geprüft– niemand muss jetzt an sein Erspartes ran. Es werden die tatsächlichen Kosten der Unterkunft erstattet. Niemand wird aufgefordert eine kleinere Wohnung zu suchen. Die Anträge werden vereinfacht, damit alle Betroffenen schnell Hilfe bekommen.

Im Bezirk der Agentur für Arbeit Weiden waren im März 2.642 Arbeitsstellen gemeldet, gegenüber Februar ist dies ein Plus von 108 Stellen oder 4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es 97 Stellen mehr (+4 Prozent). Arbeitgeber meldeten im März 566 neue Arbeitsstellen, das waren 28 Stellen oder 5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Seit Jahresbeginn sind damit 1624 Stellen eingegangen, dasist ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 33 Stellen oder 2 Prozent.

Laut Würdinger erstreckt sich der Stellenzuwachs auf fast alle Branchen. Vor allem das Baugewerbe und witterungsabhängige Branchen rüsten sich für den Saisonbeginnund bieten verstärkt Arbeitsstellen (264) an. Gute Einstellungschancen gibt es auch im Bereich Rohstoffgewinnung, Produktion, Fertigung (926 Stellen), im Bereich Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit (367) und dem Gesundheitswesen (363). „Es ist aber davon auszugehen, dass die Coronapandemie und die zu ihrer Eindämmung ergriffenen Maßnahmen deutliche Auswirkungen auf die Beschäftigung haben werden. Anders als während der Finanzkrise 2008/2009 betrifft die aktuelle Krise nahezu alle Branchen“, erklärte Würdinger abschließend.

Ein akuter Personalbedarf besteht aktuell in der Gesundheitsbranche sowie in der gesamten Kette der Lebensmittelversorgung und im Onlinehandel. So ruft beispielsweise die Bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml alle Fach- und Hilfskräfteaus dem Gesundheitswesen, die derzeit nicht in ihrem Beruf tätig sind undkeiner Risikogruppe angehören, dazu auf, sich für die Dauer der Corona-Pandemie zu einem Einsatz im Gesundheitswesen bereit zu erklären. Gerade im Einzelhandel ist der Personalbedarf im Lebensmittelbereich derzeit hoch, anders als im Textilbereich. In der Gastronomie fällt einerseits aufgrund der Schließungen von Restaurants und Cafés der Bedarf an Servicepersonal weg, während auf der anderen Seite die Nachfrage nach Lieferdiensten für Lebensmittel steigt.

Die Arbeitslosenzahlen im März. Bild: dnt_red
Die Arbeitslosenzahlen im März.
Info:

Sinkende Arbeitslosenzahlen in der Stadt Weiden

In der Stadt Weiden ist die Zahl der arbeitslosen Männer und Frauen weiter gesunken. 1233 Menschen waren von Arbeitslosigkeit betroffen, 5,1 Prozent oder 66 Personen weniger als im Vormonat. In der Arbeitslosenversicherung waren im März 583 Personen erwerbslos und im Bereich der Grundsicherung berichtet das Jobcenter Weiden-Neustadt über 650 arbeitslose Menschen. Im Rechtskreis SGB II ist somit ein starker Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um 10,7 Prozent oder 78 Personen zu verzeichnen. Die gute Auftragslage der Unternehmen steigerte auch im Stadtgebiet die Arbeitskräftenachfrage der Unternehmen. 859 gemeldete Stellen im Stadtgebiet lagen der Arbeitsagentur zur Besetzung vor.

 
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