Weiden in der Oberpfalz
30.12.2018 - 20:11 Uhr

Aus dem Augenblick das Beste machen

Waltraud Witteler aus Weiden muss 2018 einige Schicksalsschläge verkraften. Sie gibt trotzdem nicht auf.

Die Weidener Waltraud Witteler trifft 2018 viele Menschen, die ihr durch eine schwere Zeit helfen. Bild: Maria Flor
Die Weidener Waltraud Witteler trifft 2018 viele Menschen, die ihr durch eine schwere Zeit helfen.

Das Jahr 2018 war auf den ersten Blick das schrecklichste Jahr meines Lebens, sodass ich sein Ende herbeisehne. Dennoch will ich es nicht streichen, hat es mein Leben doch auch sehr bereichert.

Gleich zu Jahresbeginn stand mir ein langer Klinikaufenthalt mit schweren Operationen, Leiden und allem, was dazugehört, bevor. Ich möchte mich gar nicht mehr daran erinnern. Gleichzeitig erhielt ich die Nachricht von einer Erkrankung meiner Tochter mit bevorstehenden schweren Operationen in Regensburg. Da ich selbst noch nicht entlassen war, konnte ich ihr nur in Gedanken beistehen. Ich war noch nicht einmal in der Lage, mit ihr zu telefonieren.

Ostern war ich endlich wieder daheim, jedoch vollkommen auf Hilfe und Pflege durch andere angewiesen. Für mich war das eine völlig neue Situation.

Im Juli starb dann meine sehr geliebte Patentante. Im August/September erhielt ich die Nachricht von der Schwangerschaft meiner Tochter, die sich schon sehr bald als Risiko-Schwangerschaft abzeichnete. Im Oktober Verschlimmerung des Risikos mit dauerhaftem stationären Klinikaufenthalt.

Im November kam das Kind mit 525 Gramm per Kaiserschnitt auf die Welt. Der Zustand der Mutter war extrem kritisch. Eine lange Woche später endlich verbesserte sich ihr Zustand langsam. Aufatmen. Zwei Tage später erhielt ich die Nachricht vom Tod eines engen Familienfreundes.

Aber 2018 hatte auch gute Momente. Dazu gehören wunderschöne Reha-Tage um Pfingsten in den Alpen mit einer ungeheuer großen Artenvielfalt und Intensität an Blüten und Kräutern. Das sehen, riechen, schmecken und erleben zu können, ist wunderbar. Außerdem war ich auf Kreta. Es war eine Reise mit einer Gruppe von Menschen, die alle von einem schweren Schicksal getroffen wurden und trotzdem positiv gestimmt sind. Kein Jammern, kein Klagen – aus dem Augenblick das Beste machen, auch indem man sich gegenseitig hilft und entgegenkommt. Eine sehr schöne Erfahrung.

Besonders beeindruckt hat mich auch, was man in der Medizin heute bereits machen kann und mit welcher Kompetenz, mit welchem Teamwork und mit welchem vollen Einsatz das hier im Klinikum umgesetzt wird und wie sehr dabei auch die menschliche Würde des einzelnen Patienten gewahrt wird. Eine Wahnsinnsleistung.

Am meisten bereichert hat mich aber, dass ich so vielen Menschen begegnet bin, die alle geholfen haben, mich durch diese schwere Zeit zu bringen – nicht nur Ärzte, Schwestern, Pfleger, Therapeuten, Freunde und Bekannte, auch viele andere, von denen ich durch ein Lächeln, einen Gruß oder einfach Rücksichtnahme Freude erfahren durfte. Sie haben so sehr dazu beigetragen, dass sich meine Lebensqualität enorm verbessert hat. Ich hoffe, ich konnte ihnen ein klein wenig von dem Glück und der Kraft zurückgeben, die sie mir zukommen ließen.

Mein 2018:

Wir haben unsere Leser gefragt, welches Ereignis aus dem Jahr 2018 ihnen besonders in Erinnerungen bleiben wird. Die Geschichten, die uns daraufhin erreicht haben, sind – jede auf ihre Art – einzigartig.

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