Vor 400 Jahren wurde er in Thum, ganz in der Nähe der Weidener Partnerstadt Annaberg-Buchholz geboren. Der evangelische Pfarrer, Inspektor und Liederdichter kam gegen Ende des Dreißigjährigen Kriegs mit dem schwedischen Heer in die Oberpfalz und blieb dort bis zu seinem Tod im Jahr 1684. Er prägte das kirchliche Leben in einer für die Stadt sehr schwierigen Zeit.
Den Auftakt der Vernissage gestalteten Schülerinnen der Clausnitzer-Grundschule mit ihrer Lehrerin Linda Sertl. Sie stimmten mit einem Tanz aus dem 17. Jahrhundert auf das Thema der Ausstellung ein: „Wir glauben all an einen Gott – Tobias Clausnitzer und seine Zeit“.
Kulturamtschefin Petra Vorsatz stellte das Konzept der Schau vor: „Wir wollen ein Sittenbild der Zeit Clausnitzers zeigen. Was bewegte damals die Menschen? Wen hat Clausnitzer auf der Straße getroffen? Wie sah die Stadt damals aus?“ Herausgekommen ist ein spannender Blick in die Stadtgeschichte, die zu dieser Zeit von großen Nöten geprägt war. Der Krieg hatte in Weiden tiefe Spuren hinterlassen, die Pest vielen den Tod gebracht. Ein kaum zwei Millimeter kleiner Rattenfloh, der den Erreger damals verbreitete, ist im Stadtmuseum sicher hinter Glas zu besichtigen. Besonders spannend: Eine 3D-Animation der Stadt Weiden im 17. Jahrhundert, erstellt von Heimatforscher Bernhard Weigl aus Mantel. Alte Kirchenbücher aus Neunkirchen und Mantel mit Originaleinträgen aus der Hand Clausnitzers zeugen von dessen Tätigkeit als Inspektor, was heute dem Amt eines Dekans entspricht.
Er erlebte die Einführung des Simultaneums in Weiden mit, „einer außergewöhnlichen Erscheinung, die Weiden einen besonderen Platz in der Religionsgeschichte einnehmen lässt“, sagte Vorsatz. Dass ab 1663 die Michaelskirche evangelischen und katholischen Christen gemeinsam gehörte, brachte so manchen Konflikt mit sich. Clausnitzer war dabei ein entschiedener Streiter für die evangelische Seite, aber auch immer wieder auf Ausgleich bedacht. Vorsatz: „Es ist überliefert, dass er sich auch engagiert um katholische Kranke im Hospital kümmerte.“
Clausnitzers theologisches und literarisches Schaffen war Thema eines Gottesdiensts in der Michaelskirche, der der Ausstellungseröffnung voranging. Die Gemeinde stimmte Lieder aus der Feder des Weidner Predigers und Poeten an, darunter sein bekanntestes: „Liebster Jesu wir sind hier“. Es ist bis heute im Evangelischen Gesangbuch zu finden. In seiner Predigt nahm Dekan Wenrich Slenczka Bezug auf die „Passionsblume“, eine Sammlung von religiösen Betrachtungen Clausnitzers. Dieser hatte darin „in barocker Weise“ Blumen sprechen lassen.
Die Ausstellung ist bis zum 30. August im Stadtmuseum Weiden zu sehen.
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