„In früheren Jahren haben wir Turnhallen angemietet, um mit Auswahltests die Besten unter den zahlreichen Bewerbern zu finden“, berichtet Gerhard Hösl, Vorstandsvorsitzender der Vereinigten Sparkassen im Landkreis Neustadt/WN. Aktuell zählen die Vereinigten Sparkassen für die Ausbildung zum Bankkaufmann/-frau gerade einmal jährlich noch 20 bis 25 Bewerbungen. Auch die Suche nach den Besten unter den Bewerbern sei schwieriger geworden.
„Wir kämpfen um jeden Lehrling“ formuliert Hösl recht deutlich. Dabei spricht er „von einem Traumberuf und einem der schönsten Berufe überhaupt“. Der Vorstandsvorsitzende sieht jedoch auch, dass manche Bewerber diese Ausbildung zwischenzeitlich als „verstaubt“ betrachtet würden. Und den generellen Entwicklungen zu immer mehr Studenten, den negativen Auswirkungen der Finanzmarktkrise sowie von Schlagzeilen über manche Großbanken konnte man sich auch nicht entziehen.
Personalchef Helmut Graf von den Vereinigten Sparkassen kündigt an: „Wir müssen uns dem Thema Quereinsteiger zuwenden.“ Für Graf ist diese Entwicklung eingetreten, obwohl die Ausbildung bei der Bank „einen heimatnahen sicheren Arbeitsplatz bietet“.
Von stabilen Bewerberzahlen seit dem Jahr 2017, aber einem „merklichen Rückgang im Berufsfeld in den zwei Jahren davor“ berichtet Bernhard Wolf, Vorstandssprecher der Volksbank Raiffeisenbank Nordoberpfalz eG. Und Wolf weist darauf hin, dass seine Bank derzeit circa ein Drittel aller Auszubildenden in den beiden „Bank-Klassen“ der Berufsschule Weiden stellt. Bei der Berufsberatung der Agentur für Arbeit in Weiden zählt man aktuell gerade einmal noch 26 Bewerber für den Beruf.
Anders beschreibt die Bewerberlage nur Ludwig Zitzmann, Vorstandvorsitzender der Sparkasse Oberpfalz Nord, und spricht von einer „wenig veränderten Bewerbersituation von jährlich durchschnittlich über 50 Bewerbern“. Absolut einig sind sich Zitzmann, Wolf und Hösl in der Notwendigkeit der ab dem kommenden Ausbildungsjahr in Kraft getretenen grundlegenden Reform der Ausbildung.
„Wir begrüßen diesen Schritt“, sagt Zitzmann und erwartet eine Steigerung der Attraktivität dieser Ausbildung. Noch weiter geht Vorstandsvorsitzender Hösl, wenn er sagt: „Vieles war überholt, deshalb ist die Reform dringend notwendig.“ So müssten die Bewerber vor allem auf die neuen Medien, wie zum Beispiel das Bezahlen mit dem Handy, vorbereitet werden. Früher hätten in der Ausbildung die administrativen Tätigkeiten Vorrang gehabt, betont Hösl. Und Vorstandsprecher Wolf spricht davon, dass „auch Bewährtes sich den deutlich geänderten Erwartungen, Kundenbedarfen und der exponentiellen technischen Entwicklung anpassen“ müsse. Für Wolf entspricht die neue Ausbildungsordnung auch „eher den Erwartungen, die wir an unsere Bewerber haben“. Dazu gehöre unter anderem die regelmäßige Nutzung digitaler Medien und Plattformen während der Beratung sowie zur Unterstützung vieler anderer Arbeiten.
Und Wolf betont auch: „Wichtiger als die besten Noten sind die Bereitschaft zur Teamarbeit und das echte Interesse am Menschen.“ Umgangsformen und eine offene, zugewandte Kommunikation würden nochmals an Bedeutung gewinnen. Theorie und Praxis dürften nicht als zwei getrennte Welten betrachtet werden.
Dass sich auch die Europaberufsschule Weiden gut auf die geänderten Ausbildungsinhalte in den Bank-Klassen vorbereitet hebe, betont Studiendirektor Michael Bäumler. Für Bäumler steht in dieser Ausbildung zukünftig „digitales und ganzheitliches, kundenorientiertes und projektorientiertes Vorgehen“ im Mittelpunkt. Digitale Kompetenzen und Beratungsangebote würden gerade in Corona-Zeiten eine zunehmende Rolle einnehmen. Bäumler hofft, dass jetzt auch solche Bewerber angesprochen werden, die bislang die Bankausbildung als zu konservativ angesehen haben. Mit Stolz weist Bäumler auch darauf hin, dass die Europaberufsschule, anders als es in manchen anderen Berufsschulstandorten mit Bank-Klassen der Fall ist, weiterhin zwei Eingangsklassen für Bankkaufleute in Blockbeschulung bilden kann. Lob erhält dieser Berufsschulbereich vom Vorstandssprecher Wolf, wenn dieser sagt, „die Berufsschule in Weiden hat einen exzellenten Ruf. Wir wollen mit unserer genossenschaftlichen Grundhaltung einen Beitrag zur Erhaltung dieses Schulstandortes leisten.“














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