„Die wirtschaftlichen Ängste in den Regionen außerhalb der Metropolen sind groß“, sagt Bernhard Stiedl, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Bayern (DGB-Bayern), bei einem Pressegespräch in Weiden. Wer als hochqualifizierter Arbeitnehmer in München seinen Arbeitsplatz verliere, finde ein paar hundert Meter weiter den nächsten Job. In der Oberpfalz ist das laut dem Vorsitzenden anders: "Da findet man sicher wieder einen Arbeitsplatz, aber möglicherweise ist der nicht so gut bezahlt.“
Auch Künstliche Intelligenz (KI) werde immer mehr zum Verlust von Arbeitsplätzen beitragen, sagt Stiedl und ergänzt: „Es werden dafür aber auch andere Arbeitsplätze entstehen.“ Es gebe bereits jetzt Bereiche, in denen es auf Arbeitnehmerseite an Facharbeitern mangele, da könne KI die Lücke auffüllen. „Ich sehe das nicht als Arbeitsplatzvernichter, sondern als Zukunftschance.“ Ob das System der Sozialversicherungen dann noch greife, da sei er sich aber nicht sicher: „KI zahlt ja keine Lohnsteuer – generiert aber auch Umsatz.“
Gerade in Bezug auf die Transformation des Arbeitsmarktes empfiehlt er Transformationsnetzwerke. Dort sitzen Arbeitsagentur, Hochschulen sowie Vertreter von Industrie und Handwerk gemeinsam an einem Tisch, um Lösungen für die Zukunft zu finden. „Man kann diese Entwicklung nicht dem Markt überlassen“, sagt er. Innerhalb der Autoindustrie gebe es beispielsweise in Nürnberg, Ingolstadt und Regensburg solche Transformationsnetzwerke. Konkret geht es hier darum, Unternehmen der Fahrzeug- und Zulieferindustrie mit Qualifizierungs-, Kooperations- und Vernetzungsangeboten zu unterstützen, um Fachkräfte zu sichern.
Arbeitnehmer und Arbeitgeber sähen sich aktuell verschiedenen Krisen gleichzeitig gegenüber. Stiedl spricht besonders von einer drängenden „Innovationskrise“, ausgelöst durch fehlende Investitionen in die Zukunft, ob durch den Staat oder durch Unternehmer. Und er plädiert darauf, dabei besonders Deutschland und Europa im Blick zu haben. „Da erwarte ich so viel Nationalstolz, dass man in heimische Arbeitsplätze investiert.“ Deutschland dürfe sich nicht, wie einst vom russischen Gas, nun in Sachen Zukunftstechnologien von China und Amerika abhängig machen. Viele Unternehmer, sagt Stiedl, kapitulierten gerade vor dem Berg an Aufgaben. Dennoch ist der DGB-Chef zuversichtlich: „Wenn wir es vor Jahrzehnten geschafft haben, uns vom Agrar- zum Industrieland zu wandeln, wieso sollte der Wandel zu Hightech nicht funktionieren?“













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