Noch schnell Noten sortieren, Plätze tauschen, kurzes Gelächter und dann erhebt der Chorleiter die Hand. Zackig stehen die 50 Mitglieder des Kammerchors bei der vorletzten Probe vor dem großen Ereignis auf. Stimmbildung ist angesagt: Rippenbögen nach vorne, Kopf zum Brustbein senken und dazu immer lächeln.
Dann heißt es, "fufufufufu... ahhaahhaah..." und Tonleiter rauf und runter singen. "Was war das für ein E, das muss leichter kommen", bemängelt Peter Pollinger, Leiter des Kammerchors. Die Chorprobe im Musiksaal des Augustinus-Gymnasiums läuft hochprofessionell und konzentriert ab. Kein Wunder: Bei der Aufnahme in den Studios des Bayerischen Rundfunks (BR) in München muss alles klappen. Von vorne: Im November 2017 nahm der Weidener Kammerchor am Bayerischen Chorwettbewerb teil. Dabei mussten sich Pollingers Sänger mit den besten Ensembles Bayerns messen. Unter den 42 Chören fielen die Weidener auf: "Die perfekte Intonation und der harmonische Klang überzeugten die Tonmeister des BR und so heimsten wir einen der vier begehrten Sonderpreise ein", erklärt Marianne Rüb. Die damit verbundene Studioaufnahme ist für Pollinger eine große Ehre: "In München arbeitet die Crème de la Crème der Tonmeister-Szene." Bei der CD-Aufnahme setzt der ehemalige Musiklehrer am "Augustinus" auf Perfektion: "Wir möchten etwas abliefern, das der Bayerische Rundfunk senden kann."
Um diesem Anspruch zu genügen, trafen sich die engagierten Damen und Herren in den letzten Wochen weit mehr als üblich. Zu den regulären Proben kamen Sondertermine hinzu. "Auf meine Chormitglieder ist Verlass. Ich habe sehr gute Leute, die bereit sind, mitzuziehen", freut sich der 64-Jährige. Für die begeisterten Chorsänger waren die arbeitsintensiven Wochen kein Problem: "Für mich ist das Entspannung und es macht Spaß", sagt Ina Chmelnizki.
Insgesamt zehn Lieder hat der Weidener Kammerchor für die Aufnahme einstudiert. Neben einem Tagelied aus dem 16. Jahrhundert und einer schwedischen Volksweise stehen unter anderem Max Reger, Hubert von Goisern, Astor Piazzolla und Robert Schumann auf dem Programm. "Wir werden bei den dreimal zweistündigen Aufnahmen am Sonntag nicht alle zehn Lieder einsingen können", meint Pollinger.
Die Akzeptanzschwelle beim BR sei nämlich extrem hoch. "Der Tonmeister wird mehrfach unterbrechen und um Wiederholung eines bestimmten Taktes bitten, weil beispielsweise die Intonation nicht stimmt", lächelt der Perfektionist. Doch das ist für den Kammerchor nichts Neues. Auch bei der zweistündigen Probe in Weiden Gymnasium winkt Pollinger unzählige Male ab. Charmant und humorvoll kritisiert er den Zusammenklang, den Rhythmus und das Fehlen einer "Mini-Beschleunigung". Wenn dann der große Meister lächelt und "wunderbar" sagt, wissen alle, das Werk ist vollbracht. Doch bis das Zauberwort fällt, ist es beinharte Arbeit.
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