Weiden in der Oberpfalz
05.04.2019 - 13:38 Uhr

Berlin-Millionen "sind unser Unglück"

Die Weidener Bürgerliste beklagt die vertane Chance zum Neubau der Realschul-Sportstätten. Verwundert zeigt sich Fraktionschef Christian Deglmann, dass beim nun beschlossenen Anbau die optimale Förderung keine Rolle spielen soll.

Kecke Aktion der Bürgerliste: Ihr Banner entrollen (von links) die Stadträte Christian Deglmann, Philipp Beyer, Stefan Rank und Reinhold Wildenauer im auf das Beton-Skelett zurückgebauten Sportstättenkomplex der Realschulen. Bild: R. Kreuzer
Kecke Aktion der Bürgerliste: Ihr Banner entrollen (von links) die Stadträte Christian Deglmann, Philipp Beyer, Stefan Rank und Reinhold Wildenauer im auf das Beton-Skelett zurückgebauten Sportstättenkomplex der Realschulen.

(wd) Die Sanierung der Realschul-Sportstätten läuft seit einem guten halben Jahr. Die Bürgerlisten-Stadträte sind nach einer Ortsbesichtigung überzeugter denn je. "Wir hätten korrekterweise die Dinge platt machen und ein völlig neues Sport- und Schwimmzentrum bauen müssen", betont Fraktionschef Christian Deglmann. Und wie Fraktionskollege Rainer Sindersberger wundert er sich, dass der Bauausschuss sich nun für einen Anbau ausspricht, obwohl der schulische Bedarf nicht bestätigt und damit angeblich eine Höchstförderung unmöglich ist.

"Will jetzt die Stadt doch mehr Geld in die Hand nehmen?", fragt die Bürgerliste, die sich zunehmend in ihrer Auffassung bestätigt fühlt, Weiden habe bei der Sanierung der Realschul-Sportstätten "aufs falsche Pferd gesetzt". Ein Neubau von Schwimm- und Sporthalle wäre "auf keinen Fall teurer" als die inzwischen in Auftrag gegebene und laufende Generalsanierung gekommen.

Dennoch verloren

"Die drei Berlin-Millionen, die OB Kurt Seggewiß aus dem Zip-Investitionsprogramm erhielt, sind unser Unglück", unterstreicht Deglmann. "Wir hätten den Mut haben müssen, darauf zu verzichten. Aber das haben sich weder der Oberbürgermeister noch der Stadtrat getraut. Es kamen auch nie Sitzungsunterlagen aus der Verwaltung, die dies zum Ziel hatten. Der Zuschlag für die Zip-Millionen war ein Pyrrhus-Sieg. Weiden dachte, es hätte gewonnen. Nun aber haben wir alle verloren." Denn die Stadt habe alles getan, um diese Förderung, die nur für die Sanierung galt, nicht zu verlieren. Damit sei ein offenes Verfahren für die Entscheidung ob Sanierung oder Neubau unmöglich gewesen. "Das ist der Stein des Anstoßes: Es hat nie einen stimmigen Kostenvergleich zwischen Sanierung und Neubau sowie der jeweils möglichen Finanzierung gegeben." Auch wenn dies immer bestritten werde: Ein Neubau, der optimal auf alle Anforderungen reagiert hätte, etwa auch mit größeren Becken und mehr Wasserfläche, wäre der Stadt nicht teurer gekommen, wiederholt Deglmann. "Aber wir hätten das bekommen, was Stadt, Schulen und Vereine brauchen."

Wünsche wachsen

Mit der Sanierung bekomme Weiden nur wieder das, was schon vorhanden war, mit den alten Strukturen, Schwächen und Defiziten, nur eben kernsaniert. Für die veranschlagten Eigenleistungen hätte die Stadt in etwa auch einen Neubau finanzieren können. "Daraus ist nichts geworden. Wir haben die Chance vertan. "Gerade damit aber wollten sich viele nicht zufrieden geben. Dies zeigten die Rufe nach einem weiteren Eingang und den Anbau. Deglmann: "Ich garantiere, dass nun immer mehr die Erwartungen, Notwendigkeiten und Wünsche ans Tageslicht kommen, die bisher die Stadt durch ihren strikten Willen zur Sanierung der Sportanlagen konsequent erstickt hat." Damit verbunden seien weitere Kostensteigerungen. Zwischen einer halben und zwei Millionen lägen die Mehrausgaben schon für den "kleinen Anbau", schätzt die Bürgerliste.

Die Forderungen "aus dem Weidener Sport" nach einer Optimierung der Hallen, bezeichnet Rainer Sindersberger als "konsequent und legitim". Obwohl die Sanierungskosten derzeit noch im Rahmen blieben, fürchtet er, dass sie langsam "aus dem Ruder laufen". "Wir bekommen etwa die neue Fassade nicht mehr zu dem Preis, den wir vor zwei Jahren kalkuliert haben." Und selbst die Projektplaner hielten inzwischen Kostenmehrungen von bis zu 20 Prozent beim "Bauen im Bestand" für akzeptabel. "Dann liegen wir bei 20 Millionen oder sogar noch drüber!"

 
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