Weiden in der Oberpfalz
15.04.2024 - 10:18 Uhr

Bernhard Setzwein setzt mit seiner Kafka-Reise den Schlusspunkt hinter die Weidener Literaturtage

Franz Kafka starb 1924 in einem Wiener Sanatorium. Bernhard Setzwein ließ den bekannten Schriftsteller einfach weiterleben. Sein Buch stellte er bei den Weidener Literaturtagen vor.

Stefan Voit (links) im Gespräch mit dem Autor Bernhard Setzwein bei den Weidener Literaturtagen. Bild: Kunz
Stefan Voit (links) im Gespräch mit dem Autor Bernhard Setzwein bei den Weidener Literaturtagen.

Was, wenn Franz Kafka 1924 gar nicht gestorben wäre? Wie hätte er gelebt, wie geliebt? Bernhard Setzwein (Jahrgang 1960) ist in seinem neuesten Buch "Kafkas Reise durch die bucklige Welt" solch spekulativen Spuren nachgegangen. "Ich habe mich sehr lange mit Kafka beschäftigt. Seit meiner Schulzeit. Ich hatte hervorragende Deutschlehrer, die mich mit all den Autoren in Kontakt gebracht haben, die heute internationale Anerkennung finden. Da gehörte Kafka natürlich auch dazu. Ich wollte über die Jahre schon immer so einen kleinen Roman über ihn schreiben."

Dann aber habe Reiner Stach seine grandiose dreibändige Kafka-Biografie herausgebracht. "Da hab ich mir gedacht: So was in der Art kannst du auf keinen Fall mehr machen. Das ist unübertroffen." Zudem gebe es tausende Untersuchungen zum Thema Kafka. Ihm sei die Idee gekommen eine andere Art Kafka-Geschichte zu stricken. "Denn wie Stach im Schlusskapitel den Tod Kafkas beschreibt, das ist so grausam, so elendig, wie der verhungert ist, sagte ich mir: Das ist nicht das letzte Wort." Also ließ Setzwein seinen Kafka überleben.

Moderiert wurde der Abend von Stefan Voit, einem langjährigen Freund des Autors. Er hieß die Bücherwürmer im "Literarischen Zirkus" willkommen. Die Weidener Literaturtage neigten sich dem Ende zu, sagte er. Kaum begonnen, schon wieder vorbei. Setzwein setzte am Sonntagabend mit seiner ausverkauften Lesung in der Regionalbibliothek den vorläufigen Schlusspunkt hinter die Veranstaltungsreihe. In München geboren, lebt der Autor heute in Waldmünchen. Seit 1985 arbeitet er als freischaffender Künstler und Autor von Romanen und Theaterstücken.

"Kafka gilt als der Autor deutscher Sprache, der am meisten gelesen und erforscht wird", wusste Setzwein. In dem Buch, das er geschrieben habe, mache er absolut keine Deutungen. Dies sei auch wichtig und richtig, meinte Voit. "Die Deutung bleibt letztendlich dem Leser überlassen." Und dennoch sei das Buch eine liebevolle Biografie von Franz Kafka im Kleinen. Das Große überlasse man gut und gern Reiner Stach. Das Setzwein-Buch schaffe ein anderes Kafka-Bild, ein intimeres.

Bei Setzwein hat Kafka seinen Tod nur vorgetäuscht. Keineswegs ist er in einem Sanatorium in Wien gestorben, wie die Welt glaubt. Jetzt in den Nachkriegsjahren führt er ein unaufgeregtes Leben in Meran. Die erfolglose Schriftstellerei hat er aufgegeben. Stattdessen arbeitet er als Kartenabreißer im Apollo-Kino. Dort führt in eines Nachts der Zufall mit Marek Hlasko zusammen, einem jungen Schriftsteller aus Polen. Mit einem Fiat Ollearo bricht das ungleiche Paar auf zu einer Reise. Die Gespräche mit Hlasko und die Abenteuer auf dem surrealen Roadtrip wecken Erinnerungen bei Kafka, was beim Leser das Interesse für dessen Leben weckt.

Hintergrund:

Zum Autor Bernhard Setzwein

  • Freier Mitarbeiter beim Bayerischen Rundfunk
  • Mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet
  • Unter anderem Träger des Bayerischen Staatsförderpreises für Literatur
  • Werke wurden ins Tschechische, Rumänische und Französische übersetzt
 
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