Es ist nicht nur das Märchen von der „traurigen Traurigkeit“, das für einen Moment so etwas wie Zuversicht in der Herz-Jesu-Kirche verbreitet, es ist ein kollektives Gefühl, das zeitweise greifbar scheint: die Gewissheit, dass es weitergehen muss, weil alles andere das Vermächtnis Uschi Barrois´ beleidigen würde. Was nicht bedeutet, dass in deren Fußstapfen so schnell jemand treten wird. Dass das nicht möglich sei, darin sind sich alle Sprecher einig.
Die von Mitarbeitern der Initiative – jenes Vereins, den Barrois 1979 gegründet hat – liebevoll gestaltete Trauerfeier macht innerhalb weniger Minuten deutlich: Hier ist eine Frau gestorben, die mit einem weit offenen Herzen für Menschen in Not getan hat, was in mehr als vier Jahrzehnten in ihren Kräften stand. Dass sie nun die Krönung ihres Lebenswerks, den Neubau einer Obdachlosen-Unterkunft, nicht mehr erlebt, bedauert nicht nur Oberbürgermeister Jens Meyer, der erneut verspricht, dem Stadtrat die Benennung des Neubaus nach Barrois vorzuschlagen.
Gedicht und Live-Musik
Die Trauerfeier begleiten am Altar Ruhestandspfarrer Gerhard Pausch, die evangelische Pfarrerin Edith Lang und der Michldorfer Pfarrer Alfons Forster. Auch sie waren Ursula Barrois seit Jahrzehnten verbunden, haben die Verstorbene sehr geschätzt, Pausch und Lang als Geistliche des Stadtteils, Forster als Gesprächspartner im Interreligiösen Gesprächskreis.
Bewegt sind in der eineinhalbstündigen Trauerfeier die meisten, das zeigen die gemurmelten Worte beim langsamen Hinausgehen, bewegt sind aber ganz besonders die Akteure, zum Beispiel der Initiative-Mitarbeiter Vincent Magnin, der Uschi Barrois ein Gedicht geschrieben hat und dieses in seiner Muttersprache Französisch vorträgt, oder der Frontmann der Münchener Band „The Train Rockers“, der gebürtige Weidener Frank Angerer. Die „Train Rockers“, die schon in der Schustermooslohe oder im Café Mitte aufgetreten sind und seit Jahren mit Barrois befreundet waren, spielen in der Trauerfeier unter anderem ihren jüngsten Song „The Black Sheep“, der „Uschi bestimmt gefallen hätte“, wie Angerer sagt.
Ein gewinnendes Lächeln
Die Mitarbeiter der Initiative verabschieden sich mit sehr persönlichen Worten von der ebenso geschätzten wie geliebten Chefin, erzählen ihre eigene Geschichte mit Ursula Barrois. Es fallen Sätze wie: „Für Ursula war jeder einzelne Mensch wichtig“ oder „Eine Pionierin, eine Visionärin, eine Anführerin - unsere Chefin“.
Der Oberbürgermeister, der Barrois seit Kindheitstagen kannte, wie er sagt, spricht noch einmal von der „guten Seele der Stadt“. Meyer wörtlich: „Durch das Fehlen ihrer menschlichen Herzenswärme wird es in unserer Stadt ein Stück weit kälter werden. (…) Wir alle werden sie nie vergessen.“ Pfarrer Alfons Forster erinnert an das Lächeln der Verstorbenen, mit dem sie die Menschen gewonnen habe. Ein Lächeln aber auch, mit dem sie ihr weitverzweigtes Netz in alle Kreise geknüpft habe, wie die Vorsitzende des Vereins Café Mitte, Elisabeth Heider, anfügt.
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